Dark Love
Planung? Sogar meine Schwestern müssten inzwischen größer sein als du. Wie alt bist du?«
»Fast siebzehn«, grummelte ich. »Ja, ich bin klein. Wie scharfsinnig von dir.«
»Daran ist doch nichts verkehrt«, sagte er. »Ich finde es süß. Fürs Kämpfen ist es allerdings nicht so gut. Schusswaffen sind für dich wohl am besten, solange du die Untoten auf Distanz halten kannst. Aber falls du in einen Nahkampf verwickelt wirst, brauchst du etwas wie das hier.«
Für einen Moment wischte ich den Gedanken daran, etwas an mir könnte süß sein, beiseite. »Nahkampf? Du meinst …«
Er hob die Hand. »Nein. Keine Armee für dich. Aber es ist trotzdem gefährlich da draußen und je mehr du über Selbstverteidigung weißt, desto besser. Ich schätze, das gilt für jeden, aber besonders für Mädchen.« Er grinste. »Winzig kleine Mädchen.«
Ich schloss die Faust um die Waffe und funkelte ihn an. Und dann saß ich plötzlich auf dem Hintern. Auf beiden Seiten des Stabes waren Verlängerungen herausgeschossen. Was einmal eine etwa sechzig Zentimeter lange Waffe gewesen war, hatte jetzt beinahe meine Größe. Bram lachte wie ein Verrückter, während ich mich auf die Füße kämpfte. »Wie kriege ich die Dinger wieder rein?«, fragte ich mit brennenden Wangen.
Er umrundete mich und trat von hinten an mich heran. Immer noch lachend, griff er an meinen Schultern vorbei nach der Waffe. »Da gibt es zwei Hebel. Du musst sie einfach nur gleichzeitig zur Seite ziehen.«
Ich tat nichts dergleichen. Ich war wie erstarrt. Er stand direkt hinter mir, seine Brust berührte beinahe meinen Rücken. Wie ein Blitz traf es mich, wie leicht er mir die Kehle herausreißen, wie leicht er mich zerquetschen könnte, wie leicht …
Er ließ mich los und räusperte sich. »Hörst du überhaupt zu?« Jetzt lachte er nicht mehr. Ich verfluchte mich. Sicher war er verärgert, weil ich so zögerlich und wie ein gejagtes Reh erstarrt war, obwohl er mir gegenüber nie auch nur das leiseste Anzeichen von Gewalttätigkeit gezeigt hatte.
Zerknirscht drückte ich die Hebel zur Seite. Der Stab zog sich mit einem Ratschen wieder zusammen. Ich sah mit vermutlich immer noch roten Wangen zu ihm auf. »Ja.«
Es lag kein Zorn in seinen Augen. Stattdessen wirkte er einfach nur frustriert. »Nach dem Frühstück üben wir zusammen im Hof. Aber zuerst gehen wir Chas besuchen.«
»Warum?«
Er musterte mich. »Wenn du glaubst, dass du in diesem Ballkleid kämpfen kannst, dann nur zu.«
Ich sah an mir herunter. Ich trug Beryls zweites Kleid und ich hatte es diesmal nicht abgeschnitten. »Ballkleid? Das ist doch kein Ball… hey!«
Er hatte sich schon zum Gehen gewandt. Seufzend folgte ich ihm, bevor ich ihn aus den Augen verlor.
Love is like a cigarette …
you know you had my heart aglow
between your fingertips.
And just like a cigarette
I never knew the thrill of life
Until you touched my lips
Then, just like a cigarette,
Love seemed to fade away and
Leave behind ashes of regret …
And with a flick of your fingertips
It was easy for you to forget
Chas’ kleines Zimmer lag in den Baracken, die sich um den zweiten Hof gruppierten. Alle anderen Frauen, die ich bisher gesehen hatte, schienen ebenfalls in langen Mehrbettsälen dort untergebracht zu sein. Mehrere Radios und Grammophone kämpften um die akustische Vorherrschaft. Aus dem Gemisch konnte ich bekannte viktorianische Musik, einige alte Symphonien und auch einige merkwürdige, unidentifizierbare Klänge heraushören.
Bram klopfte, Chas öffnete die Tür und ihre Musik schlug uns noch lauter entgegen. Sie hatte mehrere Streifen Alufolie in den Haaren und von ihrer Unterlippe baumelte eine Zigarette, die sie jedoch sofort hinter ihrem Rücken versteckte, als sie Bram erkannte.
»Hiiii!«
Brams Augenbrauen schnellten in die Höhe. »Hi.« Er beäugte die Alufolie. »Ich will’s gar nicht wissen.«
»Die sind da, damit die Marsmenschen meine Gedanken nicht lesen können, du Idiot.« Dann entdeckte sie mich und lächelte. »Hi, Nora! Ooh …« Ihre Augen fielen auf die Waffe. »Herrlich.«
»Nora braucht ein paar passendere Klamotten, damit sie diese Herrlichkeit auch schwingen kann«, erklärte Bram.
Chas klatschte in die Hände. »Ein Styling!«
O Gott, nein.
Chas packte meinen Unterarm und sie zerrte mich hinter sich in ihr Zimmer. Ich hielt den Blick starr auf Bram gerichtet, während ich an ihm vorbeigezogen wurde, aber ich hatte noch kein Wort herausgebracht, da
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