Dark Love
die Sense und ging los. Ohne weiter darüber nachzudenken, folgte ich ihr. »Davon habe ich noch nie etwas gehört«, gab sie zu. »In den Nachrichten kommen nur die Grenzkämpfe. Und natürlich lernen wir alles über Reed und so.«
»Ja, von Reed und dem Massaker wissen alle.« Wie sollte ich das erklären? »Die Extremisten an der Grenze wollen entweder versuchen, das Land unserer Ahnen wieder zurückzugewinnen – was einfach nur dumm ist –, oder sie wollen sicherstellen, dass die Viktorianer sie niemals vergessen. Ein paar sind Söldner. Aber die meisten Punks kommen der Grenze tunlichst nicht zu nahe. Sie wollen nichts mit euch zu tun haben. Wir haben jetzt unser eigenes Territorium. Wir kümmern uns um unsere eigenen Angelegenheiten und handeln mit den Völkern der angrenzenden Gebiete.«
Nora sah schockiert aus. »Dann … glauben sie noch nicht mal an das, wofür sie kämpfen?«
»Nein. Vielleicht. Es ist kompliziert.«
»Was ist mit der Punkarmee?«
»Die Soldaten an der Grenze sind hauptsächlich da, um Verluste auf unserer Seite zu vermeiden, genau so, wie die Armeen der Viks dort sind, um zu verhindern, dass wir in ihr Land eindringen. Wenn es nötig wird, übernehmen sie das Kommando.«
Nora balancierte die Sense auf ihrer Schulter. »Wow. Und was lernt ihr über uns?«
»Dass ihr ein Haufen karrieregeiler, falscher, egoistischer, kaltherziger Neoaristokraten seid, die aus der Geschichte nichts gelernt haben.« Immerhin hatte sie gefragt.
Nora dachte einen Moment nach. »Ich würde sagen, mehr als die Hälfte davon stimmt sogar.«
Diese Antwort ermutigte mich. »Was noch?«
Nora hob die Schultern. »Ich weiß nicht. Es ist nur …« Sie strich mit der Hand über ihren Rock. »Ich habe die Punks immer irgendwie gemocht. Aber erzähl das ja niemandem. Es gefällt mir, wie sie in den Hologrammen kämpfen. Es ist so wild … und auf gewisse Weise ehrlich. Ich dachte, sie kämpfen für ihre Überzeugungen, mit Herz und Seele. Was könnte ehrlicher sein als das ? Aber was passiert, wenn ein Soldat nach Hause geht? Ich habe keine Ahnung. Ich kenne mich ein bisschen mit der Geografie bei euch aus, weil wir das in der Schule hatten. Und es gibt Gerüchte, dass ihr alle Kannibalen und Mörder seid … tja, was in Toms Fall ja auch zu stimmen scheint.«
Ich sah auf meine rauen, rissigen Hände hinab und versuchte, nicht daran zu denken, wie viel Ärger ich schon verursacht hatte. »Ja.«
»Aber wie ist es wirklich?« Nora wechselte die Waffe auf die andere Schulter, sodass sie mich nicht damit verletzen konnte, dann rückte sie etwas näher an mich heran. »Es muss doch schwer sein ohne moderne Technologie und so.«
»Wir haben schon Technologie«, korrigierte ich sie. »Aber eben gute, bodenständige Technik, die von Menschen bedient wird. Wir lassen unsere Maschinen nicht für uns denken und wir lassen uns nicht von ihnen vorschreiben, was wir zu tun haben. Das menschliche Gehirn ist der beste Computer, den es je gegeben hat. Nichts, was ihr entwickeln könntet, wird jemals besser sein. Denk nur mal an deinen Vater. Da haben sie hier all diese tollen Computer und sie brauchen trotzdem noch deinen Vater, um den Impfstoff entwickeln zu können.« Ich sah auf. »Dann glaubt ihr also, wir wären alle Schweinehirten?«
»So ziemlich.«
Ich schüttelte den Kopf. »Irgendwann müssen wir mal zusammen über die Grenze. Das geht, Doc Sam hat es früher dauernd gemacht. Und dann gehen wir nach Faraday oder nach Menlo Park. Das sind wirklich schöne Städte mit sehr hübschen Stadtgärten. Ich war ein paar Mal mit meinem Vater dort, wenn er sich mal hat blicken lassen. Oder ich nehme dich mit in einen der schicken Clubs in Wardenclyffe oder zu den Automatenshows oder so. Da war ich zwar auch noch nicht, aber alle reden davon. Ich wollte schon immer mal hin. Da verkehren die Reichen.«
Nora starrte mich an. »Es gibt reiche Punks?«
Allmählich machte mir die Sache Spaß. »Es gibt sogar eine Menge reicher Punks. Die meisten von ihnen sind Ingenieure, Wissenschaftler oder Künstler. Jede große Entdeckung oder Erfindung wird von der Regierung mit Gold belohnt, um die zu unterstützen, die einen wirklich wertvollen Beitrag leisten. Es gibt jedes Jahr diese großen Wettbewerbe.«
Nora schien zu überlegen. »Bei uns sind die Reichen normalerweise Kinder der Reichen. Menschen, die ihr Vermögen über Generationen aufgebaut haben. Oder Menschen, die in Aktien investieren.«
Ich schnaubte. »Das haben wir
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