Dark Love
mich daran zu erinnern, dass sie einmal sogar an seinem Rücken hing.« Nora gab einen ungehaltenen Laut von sich. »Leider habe ich just in diesem Moment mit Dr. Samedi einen Computerbildschirm studiert, daher kann ich mich dafür leider nicht verbürgen.«
Das Lachen brach aus mir heraus, bevor ich es verhindern konnte. »Stimmt das?«, fragte ich sie.
»Definiere ›hängen‹.«
»Bram.« Elpinoy erschien in einer der Labortüren. Er gestikulierte zu den Ausgangstüren hinüber. »Schaffen Sie sie hier raus. Sofort. In meinem ganzen Leben ist mir so etwas noch nie untergekommen. So eine kleine …«
»Lady?«, fragte ich und versuchte, eine neutrale Miene zu wahren.
»Raus.«
»Anruf« , feuerte Nora zurück, imitierte dabei seinen Tonfall und sah ihm direkt in die Augen. »Brief.«
»Nicht, bevor Wolfe es anordnet!« Elpinoy stapfte zurück in sein Labor und knallte die Tür zu.
Nora stand auf, ihr Rock hüpfte etwas über dem voluminösen Reifrock. »Dieser Kerl ist ein arroganter Schnösel.«
»Und du bist eine ganz ausgezeichnete Menschenkennerin«, sagte ich und deutete auf die Waffe auf meinem Rücken. Sie registrierte es und kam zu mir. »Möchtest du auch mitkommen, Ren?«
»Vielleicht später«, sagte Renfield und verbeugte sich vor uns. »Ich habe viel zu tun und weit zu laufen, bevor ich heute schlafen gehen kann.«
»In Ordnung. Komm, Nora.«
»Okay. Auf Wiedersehen, Mr. Merriweather.«
In ungezwungenem Schweigen gingen wir zum Ostfriedhof. Die Sonne ging schon unter und tauchte unsere Gesichter in ein zartes Orange. Ich fragte mich, ob ich dadurch vielleicht etwas gesünder wirkte.
Als wir eine freie Stelle gefunden hatten, blieb ich stehen und schnallte die Klingen los. »Okay, von vorne. Zeig mir mal, wie du mich am besten angreifen kannst. Aber bitte triff mich nicht, ja?«
Lachend nahm sie die Waffe. »Warum üben wir nicht zuerst mit einem Holzstab oder etwas Ähnlichem?«
»Weil wir deine Armmuskeln trainieren müssen. Komm schon, ich greife an. Grrr!«
Sie lachte wieder. Ich mochte diesen hellen, leichten Klang. Und dann ging sie auf mich los. Offensichtlich hatte sie sich gemerkt, was ich ihr gestern beigebracht hatte, das war gut. Sie schwang die Sense vertikal nach oben und zeigte mir, dass sie mir das Gesicht durchbohren könnte. Sie reckte sie wieder hoch und wirbelte sie langsam herum, um anzudeuten, dass sie mit einer der horizontal stehenden Klingen meinen Kopf treffen könnte. Und dann hielt sie inne und überlegte, was sie als Nächstes tun sollte.
»Irgendeine Idee?«, fragte ich.
»Ja.« Sie ließ die Klinge herabsausen und tat so, als wolle sie mir die Beine an den Knien durchschlagen. Ich ging darauf ein und ließ mich auf den Rücken fallen. Sie trat auf mich zu, stellte einen Fuß auf meine Brust und zielte mit einer der Klingen auf meinen Kopf. Sie grinste. »Mit dem Ding hier kann ich alle Zombies auf meine Größe stutzen.«
»Gut«, kommentierte ich. »Kluger Einfall.« Mein Blick wanderte ihre Beine entlang. »Wenigstens sterben sie dann glücklich.«
»Hey!« Sie trippelte rückwärts, drückte den Rock gegen die Beine und sah mich finster an.
Ich setzte mich auf und verteidigte mich. »Ich hab doch nur Strümpfe und Pluderhosen gesehen!«
»Genug, um mich dort, wo ich herkomme, aus der Stadt zu jagen«, entgegnete sie, ließ aber ihren Rock los. Sie rammte die Sense in die staubige Erde, lehnte sich darauf und sah mich an. Ich konnte nicht erkennen, ob sie errötete oder ob es nur das rosige Licht des Sonnenuntergangs war, das über ihre Haut tanzte. »Ich glaube, Punkmädchen sind da wohl etwas lockerer, hm?«
Diese Äußerung wunderte mich. »Du glaubst? Heißt das, du weißt es nicht? Du hast doch erzählt, dass du einiges über die Punks gesehen hast. Immerhin redest du häufig wie einer.«
»O ja, eine ganze Menge.« Sie grinste. »Was meinst du? Die Flüche?«
Ich stand auf und klopfte mir den Staub von der Hose. »Aber du weißt nicht, was Punkmädchen tragen?«
»Na ja, ich habe noch nie ein Mädchen in einer Schlacht kämpfen sehen.«
»Dann hast du dir also nur Schlachten angeschaut?« Sie nickte. An ihrem aufrichtigen Blick konnte ich sehen, dass sie wirklich der Meinung war, viel mehr gäbe es da auch nicht. »Dann erzählen sie euch also nichts über, du weißt schon … über uns andere?«
»Euch andere?«
»Ja, uns eben. Du weißt doch, dass die Punks an den Grenzen Extremisten sind, oder?«
Nora sagte nichts. Sie nahm
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