Dark Love
Sieg ehrlich erkämpfte, dann verdiente sie ihn auch. So sah man es bei den Punks.
Zeitlose Werte.
»Ich habe nur um eines gebeten.«
Elisabeths Blick wandte sich von mir ab, ihre Augen waren kalt und entrückt wie ein Echo der Sterne. Meine wunderschöne, königliche Elisabeth mit ihrem Haar von der Farbe einer Rabenschwinge. Die Frau, deren Gesicht mich von dem Moment an verfolgte, in dem ich es zum ersten Mal erblickt hatte.
Ich betastete meine Manschettenknöpfe und zog mir die Ärmelaufschläge über die Handgelenke.
»Ich habe dich darum gebeten, ein besseres Leben für mich und unser Kind zu schaffen. Für uns. Was geht nur in deinem Kopf vor?«
» Ich habe nur um eines gebeten .«
Ich öffnete die Augen.
Und sah direkt in Avernes mit einem Schal verhülltes Gesicht.
Er trat mich. Ich drehte mich zur Seite und blendete die Schmerzen aus, die seine Tritte verursachten. Kaum etwas kann uns noch physische Schmerzen zufügen, wenn wir nicht völlig außer uns oder sehr konzentriert sind. Ansonsten gäbe es in unserem Unleben nichts als Schmerz.
Ich erblickte Henry, der neben mir lag. Er war noch immer bewusstlos. Seine Kleidung war zerrissen, seine Haut an einigen Stellen geschwärzt und rau. Verfärbtes Blut hatte sich im unteren Bereich seiner Extremitäten gesammelt. Sein rechter Arm fehlte. Ich fragte mich, ob er ihn bei der Explosion verloren hatte oder ob er ihm abgenommen worden war. Ich fragte mich, welche Tageszeit es war und wie lange ich wohl ohne Bewusstsein gewesen war. Schon wieder.
Averne entfernte sich von mir. Ich ließ mich in meine frühere Position zurücksinken, flach auf dem Salzboden des Langhauses. Schnell überprüfte ich meinen physischen Zustand. Meine Kleider waren versengt, aber ich selbst schien sozusagen noch in einem Stück zu sein. Mit erheblichen Anstrengungen setzte ich mich auf. Ein paar gebrochene Rippen verrutschten in meiner Brusthöhle und ich hielt inne.
»Ich habe um etwas gebeten, das Sie mit der nötigen Zeit und der nötigen Ausrüstung leicht hätten bereitstellen können. Außerdem sollten Sie es bereitstellen wollen , da New London bald brennen wird. Die Stadt wird sich zum größten Krematorium der Welt entwickeln.« Mit einem Schwung fegte er seinen Umhang zur Seite und ließ sich auf einen Stuhl aus mit Draht zusammengebundenen Treibholzstücken nieder. Ich hätte gelacht, wenn irgendwo in mir noch ein Lachen gewesen wäre. Was war das für ein Ding, sein Thron? Er hatte wirklich ein paar Tassen zu wenig im Schrank, um es mit den Worten meiner Großmutter zu sagen.
»Sie gehen immer noch davon aus, dass ich den Impfstoff herstellen kann. Aber ich versichere Ihnen, Major, selbst wenn ich es könnte , würde ich ihn ganz sicher nicht Ihnen überlassen.«
Averne strich mit den Fingerspitzen über die Armlehnen. »Sie würden also Ihr eigenes Volk verdammen?«
»Wenn es stimmt, was Sie sagen, dann ist mein Volk schon verdammt, egal was ich tue.« Die Wahrheit dieser Worte ließ meine Zunge schwer werden. »Ich würde Sie daran hindern, das Leid dieser Menschen noch zu verkomplizieren, indem Sie den Impfstoff als Druckmittel einsetzen.«
Er war bei mir, noch bevor ich mich wieder zurücksinken lassen konnte, und trat wieder auf mich ein. »Wie können Sie es wagen, mich zu beleidigen?«, schrie er.
Ich unterdrückte ein Knurren, das sich in meiner Kehle bildete. »Das ist es, nicht wahr?« Ich rollte mich trotz meiner schlingernden Eingeweide herum und ballte nutzlos im Salz die Fäuste. »Wenn Sie den Impfstoff erst haben, beherrschen Sie jeden, der ihn braucht. Und mit Ihren toten Soldaten können Sie außerdem jeden dazu bringen, ihn zu brauchen. Sehen Sie sich nur ihren lächerlichen Haufen biologischer Waffen da draußen an, sehen Sie hin, wie sie da stehen und auf Ihre Befehle warten.«
»Und was sollten sie Ihrer Meinung nach sonst sein?«, zischte er. »Schließlich hat Ihr Volk sie doch zu genau diesem Zweck erschaffen!«
Ich richtete meinen Blick fest auf Averne. »Wenn Sie glauben, die Viktorianer hätten den Lazarus entwickelt, liegen Sie grottenfalsch.«
»Lügner!« Wieder wandte er sich von mir ab und tigerte wie ein Wolf durch das Langhaus. Ich bemerkte, dass die Wachen verschwunden waren. »Ihr Volk hat die Krankheit entwickelt, es war ein allerletzter Schlag gegen die ›Wilden‹. Wilde, die Ihren Leuten über Jahre einen fairen Kampf geliefert haben, nicht, dass Ihnen das irgendetwas wert gewesen wäre!«
»Schön und gut, aber
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