Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
Vom Netzwerk:
soweit ich es beurteilen kann, Major, ist die Seuche ein Unfall der Natur. Entweder das oder es ist das Werk eines Gottes, der endgültig die Nase voll von uns hat. Der Mensch hatte jedenfalls nichts damit zu tun. Wir sind alle Opfer.«
    Aber er hörte nicht auf mich. Während er umherlief, murmelte er vor sich hin, seine Fingernägel kratzten über die Wände, seine Stiefel warfen Wellen weißen Sandes auf. Ich beobachtete ihn noch einen Moment länger, bevor ich meine Hand auf Henry legte. Er hustete und rührte sich. Es ging ihm nicht gut. Auf den Unterarmen robbte ich näher an ihn heran. Averne lieferte mir eine bizarre Begleitmusik zu meiner Arbeit. Ich begann, Henrys Wunden zu untersuchen und Bandagen aus meinen Kleidern zu fertigen.
    Endlich hörte ich Avernes Worte: »Kein Gott hatte damit etwas zu tun. Aber Sie schon, und diese Vorstellung gefällt mir.«
    »Was meinen Sie damit?« Ich faltete meinen Mantel und schob ihn unter Henrys Kopf, wobei ich sorgsam darauf achtete, dass es eine Menge Polsterung zwischen seinem Schädel und dem Sprengstoff gab. Ich hatte im Moment nur wenig Auswahl bei Versteckmöglichkeiten.
    Averne schlug mit der Faust in seine Handfläche. »Sie wissen genau, was ich meine. Die Erschaffung der Seuche. Ihr Name taucht überall auf. Ich muss also annehmen, dass Sie dabei die Hand im Spiel hatten.« Er blieb stehen. »Es gefällt mir, dass ich endlich die Gelegenheit bekomme, den Mann endgültig zu töten, der meine Familie umgebracht hat und der seine Landsleute in Monster verwandelt. Und wenn ich erst einmal Ihre Tochter habe, wird meine Rache vollkommen sein.«
    »Rache?«, fragte ich und erstarrte.
    Was Averne als Nächstes sagte, hätte für mich eigentlich absolut unverständlich sein müssen. »Er hat seine Männer hinter mir hergeschickt. Es hätte verdächtig gewirkt, wenn er es nicht getan hätte. Ich dachte, meine Männer würden sie als erste erreichen, aber … nun ja. Ich kann warten.«
    Sie erreichen? Was zur Hölle meinte er damit? Männer? Welche Männer?
    » Ich verstehe Sie, mein Freund «, hatte Captain Wolfe gesagt, während unsere Soldaten seinen Befehlen folgten und das Flugzeug für mich betankten. » Wenn es um eines meiner Mädchen ginge, würde ich genauso handeln. Sie sollten das Flugzeug nehmen, der Luftweg ist schneller als der Seeweg. Mit etwas Glück sind Sie bei ihr, bevor die Jungs es sind .«
    Mit Entsetzen erkannte ich, dass Nora nie gerettet worden war.
    »Wolfe.« Mehr brachte ich nicht heraus. Mein vermoderndes Herz klopfte so wild, als wolle es mir aus der Brust springen. Und ich griff mir an die Brust, während es beängstigend auf- und abzuckte. »Mein Gott, Sie arbeiten mit Wolfe zusammen. Er muss mein Flugzeug sabotiert haben, er …«
    Averne nickte. »Sie sind ein sehr kluger Mann. Sogar jetzt noch, obwohl Sie inzwischen doch eigentlich gar kein Mann mehr sind.«
    Jetzt fühlte ich Schmerzen. Ich fühlte sie in meinem Herzen, in meinen Knochen, auf meiner Haut, als würde die Wut mein Fleisch versengen. »Wenn Sie ihr wehtun, Averne, werde ich kriechend ganze Kontinente überqueren, um Sie zu töten.« Zitternd stützte ich mich mit dem Arm an der Wand ab und versuchte aufzustehen. »Ich weiß nicht, wie Sie Wolfe getroffen haben oder welches kranke Spiel er treibt, aber ich werde Ihnen nicht geben, was Sie verlangen. Ich kann Ihnen nur sagen, dass ich immer alles getan habe, um den Menschen zu helfen!«
    Averne rauschte zu mir hinüber und schlug mir vor die Brust. Wieder fühlte ich, wie sich meine Knochen verschoben, und sank zu Boden. »So nennen Sie das? So nennen Sie das , wenn Ihre Schöpfung Kinder dazu bringt, ihre eigenen Väter anzugreifen?«
    »Ich habe den Lazarus nicht erschaffen!«, brüllte ich.
    »Hören Sie auf zu lügen!«, schrie Averne, sein Gesicht nur Zentimeter von meinem entfernt. »Wolfe und ich sind uns auf dem Schlachtfeld begegnet! Er hat mich ausgesucht! Er bestätigte mir, dass alles, was ich seit Langem vermutet habe, wahr ist! Ich weiß, dass Sie die Seuche entwickelt haben. Und Sie werden mich verstehen, auch wenn ich Ihnen meine Geschichte dafür erst in Ihr jämmerliches Fleisch ritzen muss!«
    Ich lachte, ein gurgelndes, verstörendes Geräusch in meiner Brust. »Verstehen? Sie verstehen? Sie wollen meine Tochter foltern! Sie ist ein unschuldiges Mädchen! Sie weiß nicht einmal, dass ich noch am Leben bin!«
    Averne zog sich wieder zurück. Seine Bewegungen waren bizarr, fließend, aber gleichzeitig

Weitere Kostenlose Bücher