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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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beinahe ängstlich, was wiederum mich nervös machte. »Nora …«
    »Ich wollte mich entschuldigen.« Ich trat an Deck und sah mich nach ihm um. Er stand noch immer ein Stück weiter unten auf der Laufplanke, sodass er mir direkt in die Augen schauen konnte.
    Einen Moment lang sah er mich einfach nur verwirrt an. »Wofür?«
    »Ich wollte mich entschuldigen«, ich seufzte, »für diese ganze … Kopf-Sache … da drinnen. Ich weiß auch nicht, warum ich das getan habe.«
    Bram rührte sich nicht, seine andere Hand ruhte auf der Reling. »Oh«, sagte er schließlich und mein Magen krampfte sich zusammen. Es war fast, als hätte ich ihm das Herz aus der Brust gerissen und unter die Nase gehalten. Das war es wirklich nicht, was ich vorgehabt hatte!
    »Ich meine …« Also los . »Ich finde dich … unglaublich. Da, wo ich herkomme, wird von den Mädchen erwartet, dass sie stillsitzen und hübsch aussehen. Die Männer glauben, sie wüssten, was ein Mädchen will – oder es ist ihnen einfach egal. Aber du bist anders … du respektierst mich. Du würdigst mich. Und ich hatte so viele Sorgen im Kopf und deine Brust war einfach da und sie sah plötzlich aus wie das wunderbarste Kissen der Welt.«
    »Nora…«
    »Ich weiß, wir kennen uns erst seit einer Woche und wir sollten uns eigentlich über ganz andere Dinge Gedanken machen, über wirklich wichtige Dinge. Aber was ich sagen will, ist, ich hätte diese ganze Kopf-Sache wirklich nicht tun sollen , aber … aber ich wollte es tun und …« Ich vergrub die Hände in meinem Rock. »Tut mir leid. Du findest mich bestimmt schrecklich aufdringlich. Ich halte jetzt lieber den Mund.«
    Ich hörte, wie Bram die Gangway hinaufkam und sich mir näherte. Ich hob den Kopf, obwohl es sich anfühlte, als müsste ich einen Amboss darauf balancieren. Er blieb vor mir stehen und schien nicht zu wissen, wohin mit seinen Händen. Seine Uniformhose hatte keine Taschen. »Aufdringlich?« Er lachte auf. »Nora, was du da sagst, hätte ich nicht mal zu träumen gewagt.«
    Hoffnung flackerte in meiner Brust auf. »Ich habe nie geglaubt, dass ich tatsächlich einmal mit einem Jungen zusammen sein will . Das ist irgendwie schräg.«
    Brams Blick wurde weich. Er atmete so tief ein, dass seine Brust sich spannte, dann stieß er die Luft wieder heraus. »Ich bin tot, Nora.«
    Ich hatte gewusst, dass das kommen würde, entweder von ihm oder von jemand anderem. »Es ist nicht leicht, dich als tot zu betrachten, wenn du mit mir lachst, neben mir läufst, mich anlächelst …«
    Er schüttelte den Kopf. Ein paar Haarsträhnen blieben vor seinen Augen hängen und er strich sie nicht zurück. Die Schatten auf seinem Gesicht ließen ihn traurig wirken. »Ich bin gefährlich.«
    »Oh, und andere Menschen vielleicht nicht?« Ich hörte, wie sich Zorn in meine Stimme schlich. »Du hast die ganze letzte Woche damit verbracht, mich davon zu überzeugen, dass du kein Monster bist, und jetzt willst du mir weismachen, dass du es doch bist? Spar dir den Versuch. Es gibt Männer, die nach zwanzig Ehejahren mit der Axt auf ihre Frau losgehen, Männer … Männer, die plötzlich durchdrehen und ihre eigenen Kinder umbringen. Jeder Mensch kann gefährlich werden oder verrückt. Was unterscheidet dich da so sehr von anderen?«
    »Was mich unterscheidet? « Er kam noch einen Schritt näher und packte mein Handgelenk, bevor ich zurückweichen konnte. »Träumen Lebende vielleicht davon, jemanden sterben zu sehen? Bekommen sie manchmal Lust, dich zu jagen? Malen sie sich immer – egal, wie gut sie es unterdrücken – irgendwo in ihrem Hinterkopf aus, wie gut dein Fleisch wohl schmeckt? Dass es vermutlich das Beste sein würde, was sie jemals gekostet haben?«
    Ich gab nicht nach. »Vielleicht nicht«, entgegnete ich. »Aber ich habe schon davon geträumt, jemanden sterben zu sehen. Ich war schon so wütend, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Ich weiß, wie das ist.«
    Er ließ mich los und wirkte verwirrt. Langsam hob ich die Hand und berührte seine Unterlippe. Er zuckte zurück, aber ich ließ meine Finger, wo sie waren. »Na los. Wenn du dich nicht zurückhalten kannst, mach schon. Es ist nicht meine Schusshand.«
    Bram verschränkte die Arme vor der Brust. Er wehrte sich nicht, als ich die Linien seiner Lippen nachzeichnete und an seinem Kinn entlang zu seiner Kehle strich. Dann allerdings fasste er nach meiner Hand. Ich presste die Zunge gegen den Gaumen, hielt seinem Blick jedoch stand und ließ ihn tun,

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