Dark Love
breite Brust drückte und meinen bebenden Körper hielt. Ich wand und krümmte mich, wehrte mich gegen ihn, doch er war viel zu stark und bald sank ich weinend gegen seine Schulter und schlang meine Arme um ihn.
»Es tut mir leid, Nora, es tut mir so leid«, wieder und wieder sagte er es, seine Lippen an meinem Ohr, seine Hand in meinem Haar.
»Pam«, keuchte ich. »Meine Freundin Pam. Sie ist dort. Ich muss ihr helfen. Ich muss gehen, sofort.«
Er schüttelte den Kopf und seine Nase strich über mein Ohr. »Das geht nicht, Nora. Es wäre Selbstmord.«
»Aber ich muss gehen, jetzt! «
»Unsere Truppen würden uns nicht begleiten und sie würden uns auch keine Verstärkung hinterherschicken!« Bram klang so hilflos und ich hasste es. Wenn sogar er hilflos war, gab es keine Chance. »Was ist mit deinem Vater? Was, wenn es für deine Freundin schon zu spät ist?«
Ich versuchte, meine Gefühle wieder unter Kontrolle zu kriegen. Bram legte seine Hände um mein Gesicht und hob mein Kinn an, während ich versuchte, ruhig zu atmen. Was war mit meinem Vater? Es gab keine Spur von ihm. Aber Pam – von Pam wusste ich, dass sie gesund und lebendig gewesen war, bevor ich verschleppt wurde. Die Chancen, dass ich ihr noch helfen konnte, standen besser als bei meinem Vater. »Sie hat ein Handy. Wir können sie anrufen. Lass mich sie einfach anrufen , wie ich es die ganze Zeit gesagt habe!«
Ich schluckte meine Tränen hinunter. Bram stand bereits wieder und zog mich auf die Füße.
Dieses Mal machte es mir nichts aus, dass er mich hinter sich herzerrte, weil ich mir nicht sicher war, dass ich allein hätte laufen können. Er brachte mich weder in den Medizintrakt noch zu Wolfes Büro, wo ich die Kommunikationsausrüstungen vermutete, sondern zu einer der Kasernen. Ich fragte nicht. Endlich blieb er vor einer der Türen stehen und klopfte.
Renfield öffnete.
Und warf die Tür sofort wieder zu.
»Ren, das ist keine Übung! Das hier ist wichtig! «, rief Bram.
Wieder schwang die Tür auf und Renfield trat unsicher einen Schritt zur Seite. Er hatte noch immer den braunen Anzug an, den er schon auf der Party getragen hatte. Die schwarzen Lederhandschuhe waren allerdings neu. »Was ist los?«
»Wir müssen ins AetherNet«, sagte Bram und warf die Tür hinter uns ins Schloss. »Geh zum Labor, frag Doc Sam, wo Wolfe deine Ausrüstung versteckt hat, und schaff sie her. Bring Sam mit. Es ist dringend.«
Renfield warf einen Blick zu seinem Schreibtisch hinüber. »Das habe … ich schon.«
Bram sah überrascht aus. »Dann brichst du hier also ständig sämtliche Regeln?«
»Ja.« Ren klang besorgt.
»Gut.« Bram führte mich zum Bett.
Renfields Zimmer sah aus, als hätte man es aus alten Büchern erbaut. Aus echten Büchern, nicht aus digitalen. Es gab Hunderte davon. Sie waren ordentlich aufgestapelt, vom Boden bis zur Decke, an jeder verfügbaren Stelle. Sie bildeten sogar eine kleine Palisade um das Bett. Bram stieß gegen einen der Stapel, um einen Durchgang zu schaffen.
Renfield fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Ruinier das Sanctum Sanctorum nicht!!«
»Es ist nur dein Bett und Nora ist sehr wackelig auf den Beinen«, konterte Bram. Er hatte recht. Kraftlos ließ ich mich auf die Bettkante sinken. Mein Herz raste und ich sah alles leicht verschwommen. Allerdings nicht so verschwommen, dass ich Rens Schreibtisch nicht wahrgenommen hätte.
Der Kerl hatte sein Zimmer in ein komplettes Kommunikationszentrum verwandelt.
Es gab mehrere Computer, deren Drähte und Laufwerke freilagen. Ein paar davon waren mit Teilen alten Schrotts ausgebessert worden. Das Interessanteste war jedoch der Dampfholografie-Projektor. Wäre ich nicht in einem so miserablen Zustand gewesen, hätte ich mich vermutlich begeistert darüber hergemacht, doch so blieb ich, wo ich war.
Die Punks lehnten unsere Holografietechnologie ab, doch sie hatten etwas Ähnliches entwickelt, das auf der Nutzung von Wasserdampf beruhte. Rens Modell war eine Schreibtischausführung. Zwei übereinander angeordnete runde Messingplatten formten das Gerüst. Von der oberen Platte wallte Dampf herab, während aus Düsen, die auf der unteren Platte befestigt waren, komprimierte Luftstrahlen nach oben gepustet wurden. So bildete sich zwischen den Platten eine Säule, in die greifbar wirkende Bilder projiziert werden konnten. Ein Sensorennetzwerk machte es zusätzlich möglich, mit diesen Bildern zu interagieren.
Auch jetzt konnte ich neblige Formen darin erkennen.
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