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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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dass die Tür offen bliebe, damit sie doch noch hinein könnten. Inmitten all dessen wandte ich mich um und sah Isambard, der sich an meine Weste klammerte. »Ich komme mit dir!«
    »Du Idiot! Warum bist du nicht da drinnen geblieben?!«, brüllte ich.
    Er antwortete nicht, sondern hielt einfach mit schreckensgeweiteten Augen meinen Blick. Ich packte seine Hand so fest und hoffentlich schmerzhaft, wie ich nur konnte, und zog ihn hinter mir her durch die Menge. Michaels Mund klappte auf, als er Issy erkannte. Er packte ihn am Kragen. »Du Schwachkopf. Warst du drinnen?«
    »Ja«, grollte Isambard. »Aber ihr beiden könnt ja nicht die einzigen Helden hier sein.«
    »Junge, ich werfe dich den Infizierten persönlich zum Fraß vor«, knurrte Michael. Bei diesen Worten wäre mein Bruder beinahe in Tränen ausgebrochen. Gut so .
    Wieder drehte ich mich nach vorne und kletterte weiter, während ich mein Handy vor mir in die Luft hielt. Der Princess-Kitten- Jingle flötete fröhlich weiter, doch immer, wenn ich versuchte, den Anruf entgegenzunehmen, brach die Verbindung ab.
    »Aufs Dach!«, rief Michael mir zu, als wir die Eingangshalle der Kirche erreicht hatten. Ich rannte die Haupttreppe hinauf in den zweiten Stock. Die Kirche war noch immer vollgestopft mit Menschen. Die verzweifelten Schreie derer, die es nicht mehr in die Tresore geschafft hatten, hallten in meinen Ohren wider, als nun auch die zweite Tür geschlossen wurde.
    Keuchend und mit einem Brennen in den Beinen kletterte ich weiter. Die beiden Jungs blieben hinter mir zurück, doch ich achtete nicht darauf. Ununterbrochen gingen Anrufe ein und ich hielt weiter das Handy emporgestreckt, als könnte ich so einen davon einfangen wie eine Schneeflocke. Ich jagte dem Signal durch einen Gang im zweiten Stock hinterher, vorbei an den ehemaligen Büros der Bankangestellten, hinauf in den dritten Stock und hinaus auf das Dach der Kathedrale.
    Als ich endlich ganz oben angekommen war, ertönte die Melodie ein weiteres Mal.
    Ich nahm ab. »Hallo?«
    »Pamela?«
    Der Klang ihrer Stimme ließ mich erstarren. Mit beiden Händen presste ich das Telefon an mein Ohr, als wollte ich sie zu mir ziehen. »Nora?«, flüsterte ich.
    »Großer Gott«, hörte ich Michael sagen. Er und Isambard waren inzwischen auch auf dem Dach angekommen und schöpften am Rande des Gebäudes Atem. »Miss Roe, kommen Sie her und sehen Sie sich das an.«
    »Pamela, bist du in Ordnung? Wurdest du gebissen oder etwas Ähnliches? Lebst du noch? Pamma, bitte sag doch was, oh, danke, danke …«
    Während Nora sprach, trat ich vorsichtig näher an die Dachkante heran. Michael und Issy starrten hinab auf die Straßen. Der Stadtteil, in dem wir uns befanden, war in einem großen Kreis um ein Monument im Mittelpunkt errichtet worden.
    Eine Flut von Toten überschwemmte die Straßen wie eine tosende graue Welle. Die gesamte George Street hatte sich in einen Fluss aus hungrigen Leichen verwandelt.
    »Ich lebe, Nora«, sagte ich mit schwacher Stimme. »Aber wahrscheinlich nicht mehr lange.«

»Pam? Pam, was ist los?«
    Nora wischte sich mit dem Handballen die Spuren der letzten Tränen ab. Ich wollte irgendwie helfen, aber schließlich war ich ja gewaltig in Ungnade gefallen. Oder zumindest sollte ich das sein. Ich war mir nicht ganz sicher.
    Renfield sah mich an. »Ist Miss Pamela die Freundin?«
    »Ja.« Ich hakte die Finger in die kleinen, nutzlosen Vordertaschen meiner Weste.
    »Was?« Noras Augen weiteten sich. Sie hob die Hand, um auf sich aufmerksam zu machen. »Renfield, gibt es irgendeine Möglichkeit, dass wir alle sie hören können?«
    »Ähm, ja, natürlich.« Ren schien erleichtert zu sein, eine Aufgabe zu haben, und klapperte auf seiner Tastatur herum. »Nimm die Kopfhörer ab.« Er zog den Stecker.
    »Hallo?« Die Stimme eines Mädchens kam aus den Lautsprechern, die an beiden Seiten des Computers befestigt waren. Sie klang ein wenig tiefer als Noras und etwas erwachsener.
    »Kannst du mich hören?«, fragte Nora.
    »Ja. Oh, Nora … ich hebe mir alle Begeisterung und die ›Ich dachte, du wärst tot‹-Bemerkungen für später auf, ja? Weil …« Da waren noch weitere Stimmen im Hintergrund zu vernehmen, männliche Stimmen. Pam rief ihnen ein »Ja« zu.
    »Sag uns, was bei dir los ist.« Nora presste vor lauter Konzentration die Lippen fest aufeinander.
    »Okay.« Das Mädchen am anderen Ende nahm einen tiefen Atemzug. »Ich stehe hier mit Michael Allister und meinem Bruder auf dem Dach der

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