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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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Arme um ihre schmale Taille.
    Da erst bemerkte ich, dass sie ausgerechnet ein mohnrotes Ballkleid trug.
    Das musste göttliche Fügung sein.
    »Ich … was?«, stotterte sie.
    Der Polizist, der annahm, ihr Gestammel gelte ihm, übernahm die Erklärung für mich. Ich blickte direkt in Matildas Augen und flehte stumm um Beistand. Und nur um sicherzugehen, dass sie mich auch verstand, zupfte ich sacht an der Turnüre ihres hübschen Kleides. Ich hatte keine Ahnung, warum sie es trug, aber vielleicht war genau das meine Rettung.

    Matilda war einfach großartig.
    »Wie kann ich Ihnen nur jemals dafür danken, dass Sie unser liebes kleines Mädchen sicher nach Hause gebracht haben?«
    Der Polizist war skeptisch. »Dann sind Sie also die Hausherrin?«
    Matilda musterte den Mann abschätzig und achtete dabei sorgsam darauf, ihr Handgelenk außer Reichweite seines Scanners zu halten. »Aber natürlich. Wollen Sie etwas Bestimmtes andeuten, Sir?«
    Der Polizist hüstelte. »Ganz und gar nicht. Es ist nur unüblich für diese Gegend, dass eine Lady selbst die Tür öffnet.«
    Matilda hob das Kinn. »Nun, also wirklich!« Sie zog mich ein bisschen zu fest an sich. »Seit Stunden warte ich schon darauf, dass meine Nichte für die Ferien nach Hause kommt. Im September habe ich sie zuletzt gesehen. Was wäre ich für ein Vormund, wenn ich nicht Hals über Kopf zur Tür gestürzt wäre, als sie endlich an der Schwelle ihres Heimes ankam?« Ihre Stimme hatte jenen Klang angenommen, den sie sonst nur gebrauchte, wenn ich frisch gebackene Leckereien aus der Küche stahl. Jetzt erschien mir dieser Ton als unschätzbar wertvoll.
    »Äh, natürlich, Mylady. Das hätte ich bedenken sollen.«
    »Und jetzt muss ich erfahren, dass sie auf ihrem Heimweg in tödliche Gefahr geraten ist!« Zu meiner Verblüffung und großen Freude brachte Matilda tatsächlich eine echte Träne zustande. »So etwas hätte es in meiner Jugend nicht gegeben! Dieser gesellschaftliche Verfall! Oh, es ist einfach nicht zu ertragen!«
    Nachdem der Polizist seine Verlegenheit hinuntergeschluckt und meine Angaben in seinem digitalen Notizbuch protokolliert hatte, fiel die Tür ins Schloss. Matilda und ich wirbelten in perfekter Synchronizität herum und stießen beide ein herzhaftes »Was zur Hölle?« aus.
    Matilda gab als erste nach. »In Ordnung, ich wollte mich rausschleichen und zu einem Kostümball gehen. Ich habe nur noch auf dich gewartet, damit ich los kann. Ich wusste, dass du es bist, als ich die Tür aufgemacht habe – nur wusste ich nicht, dass du gleich die Polizei anschleppst!«
    »Warum wolltest du dich rausschleichen? Du kannst doch mit deiner Freizeit anstellen, was du willst.«
    »Tja, die Tatsache, dass deine Tante auf denselben Ball geht, verkompliziert die Sache etwas.«
    Matilda hielt das Kinn erhoben, doch ihr war nur allzu bewusst, dass meine Tante niemals damit einverstanden wäre, dass ihre Dienstboten in denselben gesellschaftlichen Kreisen verkehrten wie sie. Bei dem Gedanken, dass meine Tante sich irgendwelchen gesellschaftlichen Vergnügungen hingab, stieg wieder jene glühende Wut in mir auf, die ich schon beim Lesen ihres Briefes empfunden hatte. Ich schluckte sie hinunter. Fürs Erste jedenfalls. »Und du machst dir keine Sorgen, dass sie dich dort sehen könnte?«
    »Kostümball. Masken.«
    »Ahh.«
    »Und was ist mit dir?«
    »So ein Verrückter da draußen hat behauptet, er hätte meinen Vater gekannt, und wollte mich dazu bringen, mit ihm zu gehen.«
    »Wow.«
    »Kann man wohl sagen.«
    Wir sahen uns an und jede schätzte stumm die Lage ab. Dann begannen die Verhandlungen.
    »Ich sage nichts, wenn du es auch nicht tust.«
    »Abgemacht.«
    Das war ja einfach gewesen.
    Ein Läuten an der Tür ließ uns beide zusammenfahren. Es war Alencar mit meinem Koffer. Sein Blick fiel auf Matilda. »Ich habe nichts gesehen«, versicherte er sofort.
    »Sie sind ein wahrer Freund. Nora, du solltest besser zu deiner Tante hochgehen, bevor sie aufbricht. Ich muss mich wieder verstecken.«
    »Was?« Ich versuchte, den überraschten Gesichtsausdruck nachzuahmen, den sie dem Polizisten gezeigt hatte. »Dann war alles, was du dem Polizisten aufgetischt hast, also reine Augenwischerei? Warum hasst du mich so?«
    »Tu’s einfach.«
    Zum Zeichen meines Trotzes pfefferte ich ihr meine Handschuhe in die ausgestreckte Hand und stapfte auf die Treppe zu. Sie hatte natürlich recht. Mit jeder Stufe der geschwungenen Treppe wurde mir bewusster, wie müde und

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