Dark Love
rief Salvez.
»Oh, verdammt«, ächzte Samedi. »Also, so sieht’s aus: Die Toten sind los in New London. Wollen Sie etwa sagen, dass Wolfe da seine Finger im Spiel hat?«
»Großer Gott.« Ich ließ mich gegen die Stuhllehne sinken. »Genau davon hat der Commander hier gesprochen. Er hatte also recht.«
»Commander?«
»Hier befinden sich mehrere hundert Untote, die von einem Mann namens Major Dorian Averne befehligt werden. Er lebt, er ist ein Punk und …«, ich warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. Henry traktierte ihn noch immer. »Er hat seit Kurzem einen Haufen Probleme am Hals.«
»Wie hast du es geschafft, an das Funkgerät zu kommen? Ist er bei dir?«, wollte Salvez wissen.
»Oh, das ist er. Ein neuer Verbündeter von mir, Mr. Macumba, spielt gerade Mandelhockey mit ihm und sein Schläger ist ein Glaszylinder voll mit hausgemachtem Sprengstoff.«
»Sie wollen mich unbedingt neidisch machen, nicht wahr?«, rief Samedi. »Warum werde ich eigentlich nicht mehr zu den tollen Partys eingeladen?«
»Aber was tust du da? Das ergibt einfach keinen Sinn«, ereiferte sich Salvez.
»Es hat etwas mit Rache zu tun«, erklärte ich ihm. »Und mit dem Impfstoff. Sie wollten, dass ich hier daran arbeite, damit sie die Kontrolle darüber gewinnen.« Ich schloss die Augen. »Ich habe ihnen allerdings nicht erzählt, dass der Stoff möglicherweise bereits existiert.«
Bei diesen Worten warf sich Averne wütend gegen Henry, nur um ein weiteres Mal geschlagen zu werden.
»Bereits existiert?«, fragte Samedi. Seine Stimme erklang wieder aus einiger Entfernung. »Ist das Ihr Ernst?«
»Ja. Die letzte Versuchscharge, Nummer 77- A , glaube ich. Wenn man sie nur noch ein paar mathematischen Justierungen unterzieht … versucht es mit der C-Serie … ich glaube, dann haben wir es. Jedenfalls sollte die Mortalitätsrate sehr gering sein. Ich würde jetzt die Versuche mit den virtuellen Ratten starten. Auch wenn es noch nicht vollkommen effektiv ist, sollte es doch einen Teil der Ordnung wiederherstellen können, wenn die Dinge tatsächlich so schlimm stehen, wie meine lebhafte Phantasie es mir vorgaukelt.«
»Ist das dein Ernst? Oh. Oh, dem Himmel sei Dank.« Salvez klang auf einmal sehr erschöpft. »Ich hole Elpinoy und fange sofort an. Wir werden … wie bitte, Dr. Samedi?«
»Ich hab’s!«, rief Samedi. »Er ist tatsächlich in Bolivien. Wie um alles in der Welt sind Sie denn ausgerechnet da gelandet?«
»Da müssen wir später unseren Freund Wolfe fragen.« Aber zuerst musste ich etwas anderes wissen. Ich wappnete mich und fragte: »Und … meine Tochter? Geht es Nora gut?«
Es entstand eine Pause, in der unzählige Möglichkeiten vor meinem inneren Auge aufblitzten, wie ich einfach mit allem Schluss machen könnte. Ohne sie gab es für mich keinen Grund mehr, weiterzuexistieren, nachdem meine Aufgabe nun wohl vollendet war.
»Es geht ihr gut«, sagte Samedi endlich. »Sie ist in guten Händen. Bram kümmert sich um sie. Sie fühlt sich wohl mit ihm. Zum Teufel, sie kommt zweifellos nach Ihnen. Sie fühlt sich wohl mit uns allen.«
Ich stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Das sind die besten Nachrichten seit Tagen.«
»Sie ist allerdings sehr wütend auf dich, alter Freund«, fügte Salvez hinzu.
»Etwas anderes habe ich auch nicht erwartet. Wie auch immer, ich fürchte, ich muss mich jetzt verabschieden.« Ich wollte es nicht, doch inzwischen hatte Henry es mit einem wirklich zornigen Averne zu tun. »Wir werden warten.«
»Und wir werden kommen«, erwiderte Samedi. »Halten Sie durch.«
Ich rückte vom Kontrollpult ab.
Averne wählte just diesen Moment, um einen weiteren Versuch zu starten, sich unter Henry hervorzuwinden. Henry schaffte es jedoch, ihm das Fläschchen wieder gegen den Gaumen zu pressen und ihn unter Kontrolle zu bringen. »Ruhig, oder es k-knallt«, knurrte er.
»Das klingt, als seien Sie wieder ganz Sie selbst«, kommentierte ich, stand auf und ging zu ihm hinüber. Henry warf mir ein schiefes Grinsen zu. »Gut zu wissen, dass ich noch immer da bin.«
Ich baute mich vor Averne auf, balancierte für einen Moment auf einem Bein und rammte ihm meine Krücke in die Rippen, so fest ich konnte. Er gab einen Schmerzenslaut von sich und krümmte sich zusammen.
»Das ist für mein Bein«, grollte ich, als ich wieder stabil stand. »Der Himmel weiß, dass Sie mehr als das verdient haben, aber das muss warten.«
Henry presste das Fläschchen noch immer in Avernes Mund und drückte
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