Dark Love
ihm den Arm gegen die Kehle. »Dann werden wir ihn also nicht töten?« Er klang erleichtert.
»Nein. Wir heben ihn für die Behörden auf.« Ich beugte mich über Averne und ließ vernehmlich die Zähne aufeinanderklacken. Er wurde still. Er hatte Angst. Langsam legte sich ein Lächeln auf mein Gesicht. »Nicht so verrückt, dass Sie keine Furcht mehr kennen, wie ich sehe. Jeder von uns beiden könnte Ihnen ein kurzes, animalisches zweites Leben schenken, wenn Sie es wünschen, Major. Oder wenn Sie uns dazu zwingen.« Ich trat zurück. »Setz ihn außer Gefecht. Wir werden ihn fesseln.«
Henry zog das Fläschchen aus Avernes Mund und legte es vorsichtig auf dem Salz ab. Dann verpasste er Averne erst einen Ellbogenschlag gegen das Kinn, bevor er seinen Kopf packte und ihn wieder und wieder gegen den Salzboden schlug, bis er das Bewusstsein verlor.
»Das ist für meinen A-Arm«, sagte Henry und griff wieder nach dem Fläschchen. Er wischte es an seiner Hose ab und übergab es mir. »Ihr Teil des Waffenarsenals.«
»Danke, Mr. Macumba.«
Wir wickelten Henrys Verbände ab und zwirbelten immer zwei der Stoffstreifen ineinander, um Seile herzustellen, mit denen wir schließlich Avernes Hände und Füße fesselten. Nachdem wir sie freigelegt hatten, untersuchte Henry seine Wunden. Er berührte die ledrig verbrannte Haut, die noch an seinen Muskeln hing. »Gibt es eine Möglichkeit, das wieder in Ordnung zu bringen?«, fragte er dann.
Ich nickte. »Es wird zwar niemals verheilen, aber wir können Sie ohne Weiteres zusammenflicken, wenn wir erst wieder auf dem Stützpunkt sind. Bitte, machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Macumba. Das Schlimmste haben wir überstanden. Ab jetzt müssen wir nur noch überleben.«
Er nickte und sah zur Tür hinüber. »Und wie erklären wir das den T-Truppen?«
Ach ja. Die waren ja auch noch da. Mist.
»Wir …« Meine Augen landeten auf Avernes Schal. Er war in das Salz gefallen, ein gemusterter Fleck auf dem weißen Boden. »Wir handeln getreu dem Prinzip: Was die Truppe nicht weiß, macht sie nicht heiß.«
Nora sprang zurück in den Schiffsraum hinunter und landete als ein verheddertes Knäuel auf dem Boden am Fuße der Treppe. Ich rannte zu ihr und half ihr auf. »Ich habe Pam«, rief sie und hob das Funkgerät in die Höhe. »Wie kriege ich das auf den Lautsprecher?«
Ich nahm es ihr ab und drückte ein paar Knöpfe. »Nora!«, rief Pam am anderen Ende der Leitung. Sie klang außer Atem.
»Wir hören Sie«, erklärte ich. »Wo sind Sie?«
»Im historischen Museum!«, brachte sie heraus. »Wir mussten jemanden retten und die Toten sind hinter uns her! Sie sind direkt hinter uns!«
Nora nahm mir das Funkgerät wieder aus der Hand. »Pam, kommt ihr irgendwie auf das Museumsdach?«
»Vielleicht! Es ist alles so verwirrend hier und wir müssen den Zombies ausweichen.«
»Rennt einfach immer weiter nach oben«, instruierte Nora. »Nach oben, egal wie. Wir sind schon unterwegs. Das Museum liegt nördlich der Kathedrale, richtig?«
»Ja! Glaube schon! Sie kommen, wir sollen immer weiter nach oben laufen! Nein, Issy, du Idiot, nach oben !«
»Halt das Handy bereit!« Nora rannte zum Fenster und legte das Funkgerät auf einer Kiste ab. »Museum. Nach Norden. Es hat einen großen Löwen auf dem Dach, wir können es gar nicht übersehen.«
»In Ordnung.« Ich deutete auf die anderen. »Alle, die nicht das Schiff steuern, Waffen bereit machen.«
Ich bemerkte, wie Noras Hände zitterten, während sie sich den Gurt ihrer Schrotflinte um die Schultern schlang. Für die Pistole hatte sie sich ein Oberschenkelholster zugelegt. Als sie sah, wohin mein Blick ging, richtete sie sich auf und stemmte die Hände in die Hüfte. »Bist du bereit, meine beste Freundin kennenzulernen?«
Ich knöpfte meine Weste zu und lächelte etwas angespannt. »Soll ich vielleicht noch eine Flasche Wein besorgen? Gibt es irgendwelche Tabuthemen? Politik, das Leben nach dem Tod oder so?«
»Ja, Letzteres solltest du besser meiden.«
Coalhouse stand mittlerweile am Fenster. »Da steht tatsächlich ein großer Löwe auf dem Gebäude da unten. Er sieht fast aus, als würde er … flimmern. Ach, verdammt, ist dieses Auge jetzt etwa auch noch im Eimer oder was?«
»Er flimmert?«, fragte Tom.
»Es ist ein Hologramm«, erklärte Nora.
Ich schnallte mir die Signalleuchte auf die Schulter und ihr rotes Licht flammte auf. »Findet einen Landeplatz.«
Ich überließ es den anderen, die Alice zu steuern, und
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