Dark Love
mit Ausnahme der Schiffe … schätze ich, dass wir in diesem Fall die Stadt gemeinsam stürmen würden.«
Das Gemurmel um mich herum erstarb. Dann ergriff Hagens wieder das Wort. »Und warum sollten wir das tun wollen, Captain? Wenn man mal bedenkt, dass die Lebenden uns abknallen wollen wie eine Schar tollwütiger Hunde?«
»Weil ihr noch immer hier seid«, entgegnete ich, ohne den Blick von Lopez zu nehmen. »Weil ihr noch Zeit habt. Weil ihr vielleicht tot, aber noch immer Menschen seid.«
»Weil alles besser ist, als hier zu warten, bis die Zeit abgelaufen ist«, ergänzte Lopez mit seiner tiefen, bedeutungsschweren Stimme. »Lassen Sie mich noch deutlicher werden: Es wird unsere Aufgabe sein, Sie ausfindig zu machen, wenn Sie versuchen, sich zu verstecken, und es wird unsere Aufgabe sein, Sie aufzuhalten, wenn Sie versuchen zu entkommen. Ich betone das nur, weil Sie … Gerüchten zufolge ein cleverer Haufen sind.«
Ich lachte leise. Lopez lächelte unter seinem dunklen Schnurrbart. Dann verbeugte er sich so formvollendet, wie ich es noch niemals gesehen hatte, nicht einmal bei Renfield. Der Mann musste einer vornehmen Familie entstammen. »Ladys und Gentlemen. Sollen wir uns bereit machen?«
Ich sah auf meine Truppe. Es war ihre Entscheidung.
»Ich habe Familie da drinnen«, sagte eine weitere Frau. Sie sprach aufgrund einer Mundverletzung träge und undeutlich. »Ich sollte dafür sorgen, dass ihnen nichts geschieht. Sie haben mich zwar nie so gesehen, aber … ich schulde es ihnen.«
»Das ganze Gebiet um die Stadt herum ist offenes Land. Wir stürmen rein, schalten ein paar Bösewichter aus und suchen uns dann einen Unterschlupf«, sagte Franco, während er die Lage neu einschätzte.
»Es ist unsere einzige Chance«, stellte Hangens an mich gewandt mit kalter Miene klar.
»So ziemlich«, bestätigte ich.
Hagens griff nach ihrem Gewehr. »Dann los.«
Die Zombies um sie herum erhoben die Stimmen zu einem zustimmenden Gebrüll. Ich sah Lopez an. »Danke.«
Lopez nickte ruhig. »Soweit ich es verstehe, gehören Sie zur Armee. Daher schulde ich Ihnen und Ihren Männern trotz aller Unterschiede jedwede Form des Respekts und der Hochachtung. Sollten Ihre Männer jedoch versuchen, zu entkommen, werden meine Männer versuchen, sie aufzuhalten.« Er ließ den Blick über das Wasser schweifen. »Aber wenigstens werden Sie kämpfend sterben.«
Ich verstand diesen Code nur allzu gut. »Ich weiß nicht, warum Sie uns helfen, aber diese Chance ist alles, was wir brauchen.« Ich streckte ihm meine Hand entgegen. Lopez zögerte einen Moment, doch dann ergriff er sie. »Sollten wir all dies überleben, stehe ich in Ihrer Schuld.«
»Port«, sagte er mit einem etwas nervösen Lachen. »Mich kann man immer und jederzeit in Port bezahlen. Und nach heute Nacht kann ich ihn sicher gut gebrauchen.«
Als sich alle Soldaten unter Deck versammelt und wir eine weitere Ladung Kohle an Bord genommen hatten, die uns ein klappriger alter Schlepper von der Christine gebracht hatte, flogen wir wieder ab.
Meine Männer drängten sich auf der Suche nach Informationen um mich und es dauerte nicht lange, bis die Fachsimpelei begann. Ich verlor Nora aus den Augen. Die Soldaten brachten ein paar weitere Informationen, jedoch nicht viele. Soweit ich es sagen konnte, begaben wir uns mitten in eine Schießbudensituation: viele Graue, viele Ziele. Vermutlich waren nicht alle so gut erhalten wie diejenigen, die Nora hatten kidnappen wollen, und das sollte schon was heißen. Niemand von uns wollte sich zu große Hoffnungen machen, vor allem, weil gerade mal eine Handvoll von uns gegen eine Übermacht in die Schlacht zog, doch es war nicht leicht, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben.
Und dann gab es natürlich noch den Eliminierungsbefehl, der dräuend über unseren Köpfen hing. Die Männer, die während des Angriffs die erste Flanke gebildet hatten, berichteten, dass sie bereits einige Dutzend Häuserblocks gesäubert hatten, bevor man sie für diese Mission zurückrief. Das ermutigte mich. Vielleicht würde man das ja in Betracht ziehen, wenn das letzte Urteil über uns alle gefällt wurde.
Nach ein paar Stunden in der Luft hörte ich Noras Stimme. Sie saß neben Chas und hielt sich ein Funkgerät ans Ohr. Nach dem, was ich hörte, sprach sie ein weiteres Mal mit ihrer Freundin. »Nein, nein, ich bin kein bisschen an ihm interessiert! Uäh!«
Sprach sie da über mich? Hatte ich irgendwas getan, um sie wütend zu machen? Ich
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