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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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bewegte.
    Ich ließ mich wieder auf das schmale Bett sinken und schlang die Arme um die Knie. Ein paar Stunden zuvor war ich in einem kleinen, fensterlosen Raum aufgewacht. Auf dem Boden lag ein dünner, blauer Teppich. Außerdem gab es hier noch einen Schreibtisch mit ordentlich aufgestapelten Büchern darauf, das Bett, ein kleines Badezimmer und sonst kaum etwas. Mein Nachthemd war fleckig und zerrissen, aber immerhin trug ich es noch. Sie hatten mich also wenigstens nicht entblößt.
    Neben mir lag ein Teddybär mit Holzknöpfen als Augen. Er war so zerschlissen, dass die Füllung kurz vor dem Herausfallen stand.
    Hatten denn auch Tote Angst im Dunkeln?
    Ich konnte sie draußen im Korridor hören.
    »Meine Güte, Jungs. Wenn sie kein so hübsches Mädchen wäre, würdet ihr ja wohl kaum alle hier herumlungern.«
    »Halt die Klappe, Chas.«
    Seit etwa einer Stunde waren sie da. Drei von ihnen – zwei männliche Stimmen und eine weibliche. Die der Frau klang heiser, aber trotzdem merkwürdig keck. Die beiden jungen Männer sprachen mit gutturalem Bariton, allerdings schien einer von ihnen merklich übellauniger zu sein als der andere.
    »Jetzt mal ernsthaft, lasst mich mit ihr sprechen, wenn sie aufwacht. Von Frau zu Frau.«
    »Nimm’s mir nicht übel, Chas, aber du würdest sie zu Tode erschrecken.«
    »Sag mir das noch mal direkt ins Gesicht, Coalhouse.«
    »Du meinst in das, was davon übrig ist?«
    »So war das nicht vereinbart!«, sagte die Stimme eines erwachsenen Mannes, die ich noch nicht kannte. »Raus mit euch! Ich meine es ernst, oder der Deal ist geplatzt!«
    »Ganz ruhig, Elpinoy. Sie ist immer noch hinüber.«
    »Aber sie hat noch Körpertemperatur, keine Sorge.«
    »Ruhe! Geht! Raus!«
    Ein paar Seufzer und weiterer Protest waren zu hören, aber langsam verklangen die Stimmen. »Miss Dearly?«, ertönte die Stimme des Mannes direkt vor der Tür.
    Ich antwortete nicht.
    »Miss Dearly, wenn Sie wach sind, dann möchte ich Sie nur wissen lassen, dass Sie hier sicher sind. Es wäre uns … lieber, wenn Sie den Raum nicht verlassen würden, aber am Morgen werden wir Ihnen Frühstück bringen.« Es entstand eine kurze Pause, dann fuhr die Stimme an jemand anderen gewandt fort. »Ähm, Sie sollten sich besser aufmachen und sehen, ob Sie nicht etwas zu essen für sie finden, etwas Genießbares, meine ich. Versuchen Sie es erst mal in der Kantine und verlassen Sie den Stützpunkt nur, wenn es gar nicht anders geht. Bezahlen Sie bar, in der Dose auf meinem Schreibtisch ist etwas Geld.«
    »Sir.«
    »Und Kleider, wir werden Ihnen auch etwas zum Anziehen besorgen. Dr. Chase hat bestimmt irgendetwas. Ähm, was noch? Ich glaube, das war’s erst mal. Auf jeden Fall: Haben Sie bitte keine Angst.«
    Na klar.
    »Ich bin übrigens lebendig. Mein Name ist Dr.   Elpinoy.«
    Ich schlug die Augen auf. Lebendig?
    Sofort stand ich an der Tür. Dem Mann entfuhr ein erschreckter Aufschrei, als ich sie aufriss. Er war ein beleibter, dunkelhäutiger Mann mit weißem Haar. Sein Körper war in braunen Tweed gewickelt. »Miss Dearly!«
    »Lebendig«, keuchte ich. »Dann sind die anderen also wirklich tot?«
    Eine kurze Pause entstand, dann gab er kleinlaut zu: »Nun ja, der korrekte Ausdruck lautet ›untot‹.«
    Wimmernd schlug ich die Tür wieder zu und schloss die Augen.
    »Aber sie wollen Ihnen nichts antun!«, fügte er hastig hinzu. »Das schwöre ich Ihnen. Diejenigen, die Sie entführen wollten, schon, aber …«
    »Aber das sind auch die Bösen.« Das war die Stimme des jungen Mannes mit den blinden Augen.
    Kälte breitete sich in meinem Magen aus, als ich verstand, dass auch er tot sein musste, auch wenn ich das vorher nicht bemerkt hatte.
    Und er hatte mich angefasst.
    »Hau ab!«, kreischte ich. »Dr.   Elpinoy, machen Sie, dass er verschwindet!«
    »Ähm, Sie sind in meinem Zimmer.«
    »Bram, bitte . Oh, ich wusste doch, dass das eine dumme Idee war …«
    »Bram, wenn das dein Name ist, bitte geh weg !« Ich wollte mit nichts etwas zu tun haben, das weder lebte noch atmete, denn ich war mir ziemlich sicher, dass ich dann meinen heiß geliebten Verstand verlieren würde.
    »Hören Sie«, entgegnete Bram, merklich um Geduld bemüht. »Wir haben Sie wegen der Tür in mein Zimmer gebracht. Haben Sie überhaupt mal einen Blick darauf geworfen?«
    Ich öffnete die Augen und tat genau das. Ich wurde mit dem Anblick mehrerer Schlösser belohnt.
    »Genau zehn«, sagte er, als könne er sehen, was ich sah. »Legen Sie

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