Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
Vom Netzwerk:
erklang an der Tür, eine jüngere, weibliche.
    »Miss Dearly, wenn es irgendetwas gibt …«
    Wie ein kleines Kind drückte ich mir die brennenden Handflächen auf die Ohren. »Ich rede mit niemandem außer mit Bram! Hauen Sie ab! ICH WILL IHN, SOFORT !«
    Die weibliche Stimme antwortete nicht. Ich hatte vorher nie viel Gelegenheit gehabt, das ausgiebiger zu testen, aber anscheinend nahmen die meisten Menschen vor hysterischem Gebrüll Reißaus. Wer hätte das gedacht?
    Kurz darauf hörte ich schwere Schritte, die den Gang hinunterkamen. »Miss Dearly?« Bram stand vor der Tür. Er klang besorgt.
    Ich nahm die Hände von den Ohren und verpasste der Tür einen Tritt. Um den Schmerz, der jetzt auch in meinem Fuß erblühte, kümmerte ich mich nicht. »Was habt ihr mit meinem ID -Chip gemacht, Bram?«
    Es blieb einen Moment lang still. »Es tut mir leid«, sagte er dann. »Haben Sie Schmerzen?«
    »Scheiß auf die Schmerzen! Wo ist er?«
    »Coalhouse hat ihn im Transporter herausgeschnitten, während Sie noch bewusstlos waren.«
    » Verdammte Scheiße … «
    »Und wir haben … ihn zerstört. Um sicherzugehen.«
    »Ihr seid erledigt.« Mein Gesicht brannte und ich zitterte unkontrolliert. »Ihr alle. Ich bringe euch um, mit bloßen Händen!«
    Bram klang amüsiert, als er antwortete. »So niedlich dieser Versuch auch werden dürfte, seien Sie versichert: Wenn wir annehmen würden, dass Sie bei den Leuten, die Sie mithilfe dieses Chips hätten aufspüren können, besser aufgehoben wären, hätte ich Sie selbst zu ihnen gebracht.«
    Bedächtig legte ich die Fingerkuppen an die Stirn, atmete tief durch und versuchte, mich zu beruhigen.
    »Da draußen gibt es ein paar wirklich finstere Gestalten, die hinter Ihnen her sind, Miss Dearly.«
    »Sag bloß.«
    »Übrigens haben Sie für eine Prinzessin ein wirklich nettes Vokabular.« Noch immer lag ein Lachen in seiner Stimme.
    Diese Bemerkung kam so unvermittelt, dass sie mich aufmerksam machte. »Prinzessin?«, fragte ich verwirrt.
    »Sie wissen schon, eine Prinzessin. Ein neuviktorianisches Mädchen.«
    Ich hatte den Mund bereits zu einer weiteren Frage geöffnet, als die Erkenntnis plötzlich einrastete. »Du bist ein Punk.«
    »Geboren und aufgewachsen.«
    »Na toll.«
    »Aber ich mache Ihnen keine Vorwürfe, weil Sie kein Punk sind. Wir versuchen hier alle, miteinander auszukommen. Wenn Dr.   Samedi irgendwelche Streitereien zwischen den Gruppen mitbekommt, setzt es heiße Ohren.«
    Ich konnte nicht anders. Ich musste lachen.
    Ich hörte, wie Bram sich wieder vor der Tür auf den Boden sinken ließ. Irgendetwas stieß gegen das Holz und ließ die Schlösser leise klirren.
    »Nimm die Füße von der Tür, du Bauernlümmel.« Ich versuchte, so hochmütig wie nur möglich zu klingen.
    Ich konnte sein Grinsen beinahe hören. »Kommen Sie raus und zwingen Sie mich dazu, Prinzessin.«
    Ich blies mir eine Haarsträhne aus den Augen und blieb stumm. Die Tatsache, dass er ein Punk war, änderte eigentlich nichts an der Situation. Die Tatsache, dass er ein Monster war, schien mir entscheidender.
    »Was hast du jetzt vor?«, fragte ich nach einer Weile.
    »Wenn Sie meine Hilfe brauchen – oder auch einfach nur jemanden anschreien möchten –, dann bleibe ich hier.«
    »Nein. Ich will duschen. Und das kann ich nicht, wenn du da draußen sitzt.«
    »Entschuldigung, aber – hä? Es sind dann zwei Türen zwischen Ihnen und mir.«
    Meine Wangen waren noch immer heiß, während ich drauflosstammelte: »Aber du wüsstest, dass ich gerade dusche!«
    »…  Sie haben es mir doch gerade selbst gesagt! «
    Ich ließ mich wieder zu Boden plumpsen und blieb mit überkreuzten Beinen und verschränkten Armen sitzen. »Wenn ich dir eine Frage stelle und eines der Schlösser öffne, gehst du dann weg? Pass auf.« Ich zog einen der Riegel zurück. »Das ist dafür, dass du so schnell hier warst.«
    Er seufzte. »Klar. Schießen Sie los.«
    »Wer sind diese ›finsteren Gestalten‹?«
    Bram blieb stumm. Was er als Nächstes sagte, schien überhaupt nicht zu meiner Frage zu passen. »Es tut mir leid, dass ich letzte Nacht so lange weitergemacht habe.«
    »Weitergemacht?«
    »Ich hätte mehr … ich hätte weniger reden sollen. Ich hätte Ihnen nicht schon in der ersten Runde so viel erzählen sollen. Ich habe das mit den Schaubildern ernst gemeint … ich könnte Ihnen alles viel besser erklären, wenn Sie hier draußen wären. Und verdammt, Captain Wolfe macht mir die Hölle heiß, wenn er

Weitere Kostenlose Bücher