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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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Mr.   Roe, Mrs.   Roe, Miss Roe.« Es war zwar ungewöhnlich, aber er bezog auch meine Eltern mit ein.
    Mein Vater nickte steif. »Vielen Dank, junger Mr.   Allister. Das ist sehr freundlich von Ihnen.«
    Durch seinen Hemdkragen konnte ich Michaels Adamsapfel hüpfen sehen. Noch immer an meinen Vater gewandt, fuhr er fort: »Ich würde Sie gerne um Erlaubnis bitten, Ihrem Haus einen Besuch abzustatten, vielleicht morgen im Laufe des Tages? Miss Roe und ich haben uns bereits zuvor im Hause meiner Eltern kennengelernt.«
    Dad sah Mum an, die wiederum mich ansah. Ich hatte mein Debüt zwar noch nicht gehabt, aber momentan galten mildernde Umstände und er hatte sich als Freund, nicht als potenzieller Verehrer vorgestellt. Sonst hätte er speziell darum gebeten, mich sehen zu dürfen, während mit dem »Haus« alle gemeint waren.
    »Wir wären erfreut, Sie begrüßen zu dürfen, Mr.   Allister«, antwortete meine Mutter.
    Michael lächelte und verbeugte sich. »Danke. Also dann.« Er schenkte mir noch ein leichtes Lächeln, drehte sich auf dem Absatz um und hastete seinen Eltern nach. Ich sah ihm verwirrt hinterher. Ein Teil von mir war begeistert von der Vorstellung, dass er uns ausgewählt und nach der Erlaubnis für einen Besuch gefragt hatte.
    Der andere Teil fühlte sich schrecklich schuldig.
    Ich hob den Blick zu meiner Mutter. Mum wirkte genauso zufrieden, wie ich es zugegebenermaßen wohl unter anderen Umständen auch gewesen wäre. Der Freudenfunken, den diese Entwicklung in mir entzündet hatte, erlosch. Ich dachte an Isambards Worte und überlegte. Sah meine Mutter in all dem eine Chance, den leuchtenden Turm der gesellschaftlichen Oberschicht zu erklimmen? War sie erleichtert, dass ein reicher Junge sich vielleicht für mich interessierte?
    Und was soll ich nur tun ?
    Ich blickte wieder auf die Menge. Die Minks waren verschwunden. Was hatte ich eigentlich vorgehabt? Vespertine verprügeln? Sie anbrüllen? Meine öffentliche Blamage wäre für sie vermutlich das schönste Weihnachtsgeschenk gewesen, das sie sich nur wünschen konnte.
    Armeen spielten dieselben Spiele wie junge Mädchen und ihre Familien.
    Ich konnte Isambard auf dem gesamten Heimweg nicht ansehen.

»Okay«, sagte ich und wappnete mich für die Antwort. »Wie … war das mit ihm?«
    »Mit wem? Doc Sam?«, fragte Bram und hielt die große Stahltür für mich auf.
    Ich blieb stehen und spähte hinaus. Ein Schwall feuchter Luft traf mich. Sie roch so intensiv nach frischem Grün, dass mein erster Impuls war, hinaus ins Sonnenlicht zu rennen und meine Lungen mit diesem Duft zu füllen. Aber zuerst suchte ich die Umgebung nach Zombies ab. Es schienen keine da zu sein.
    »Ja, mit ihm«, nahm ich den Faden wieder auf und blickte Bram an, während ich auf der Schwelle stehen blieb. »Wie ist es … zu dieser ganzen Kopfsache gekommen? Ich meine nicht den mechanischen Teil, sondern …«
    »Er hat ihn sich abgeschnitten.«
    Ich runzelte die Stirn. »Was?«
    Bram machte eine Handbewegung, mit der er mir zu verstehen gab, ich solle ins Freie treten. Ich tat es und ließ zu, dass er hinter mir lief. Nach meiner Begegnung mit dem kopflosen Zombie erschien Bram mir ziemlich normal. Meine überreizten Sinne hatten beschlossen, ihn zu einer untergeordneten Gefahr zu erklären.
    Ich wusste nicht recht, ob das nun gut oder schlecht war.
    »Kreissäge.« Bram schloss zu mir auf und zog sich die Handkante über die Kehle. »Er hat es sechs Monate lang geplant. Es war ziemlich riskant, aber hey, es hat geklappt. Gerade wegen solcher Dinge wollen wir ihn ja auch unbedingt hierbehalten.«
    »Aber warum zum Teufel sollte er so etwas tun?«
    Bram verzog den Mund, als wäre er nicht sicher, ob er es mir erzählen sollte oder nicht. »Weil er versucht hat, Dr.   Chase zu beißen.«
    Ich blieb wieder stehen und diesmal tat Bram es mir nach. »Aber sie scheint sich in seiner Nähe so wohlzufühlen!«
    »Hauptsächlich, weil sie weiß, dass ein guter Schlag ihn außer Gefecht setzen würde, falls er so etwas noch mal versuchen sollte. Wann immer er mit ihr arbeitet, nimmt er den Kopf ab. Er hat es getan, damit sie sich sicher fühlen kann. Sie sind ein brillantes Team, wir brauchen sie.«
    Plötzlich überlief es mich eiskalt, obwohl warme Sonnenstrahlen meine Haut trafen. Ich schlang die Arme um mich. »Warum wollte er sie denn beißen?«
    Bram rieb sich mit dem Finger hinter dem rechten Ohr. »Weil er sie mag.«
    Meine Kehle wurde schon wieder so merkwürdig eng.

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