Dark Love
Überwindung, denn das Letzte, was mein Körper wollte, war, sich den Untoten zu nähern. Als meine Knie die Bank berührten, wusste ich, dass ich meinen Fluchtinstinkt besiegt hatte, und ich ließ mich unbeholfen darauf plumpsen. Bram setzte sich neben mich.
Alle schwiegen ein paar Augenblicke lang, dann begann Tom das Gespräch. »Gut geschossen, da auf dem Dach.«
»Danke«, erwiderte ich und ließ die Finger über das Lederimitat meines Pistolenholsters gleiten.
»Jep, du hast es uns leicht gemacht«, warf Bram ein. »Weil du dich von den Grauen nicht hast fangen lassen, meine ich.«
»So nennt ihr sie also?«
»Mmm-hmm. Sie sind unsere neuesten Spielkameraden. Sind zum ersten Mal vor etwa einem Jahr aufgetaucht.« Chas kehrte an ihren Platz zurück und griff wieder nach ihrem Messer. »Und gerade haben wir es zum ersten Mal geschafft, ihren Funk abzuhören.«
»Deshalb haben wir dich ja auch geholt«, ergänzte Coalhouse. »Weil sie dich kidnappen wollten. Keine Ahnung, warum wir vorher keine einzige Übertragung abfangen konnten. Und es ist uns auch nicht noch mal gelungen.«
»Ja, das habe ich ihr alles schon erzählt«, sagte Bram. »Aber wir hatten wirklich Glück, dass wir genau diese Nachricht erwischt haben. Hinterhältige Bande. Unter Wolfe waren wir schon ein paar Mal gegen sie im Einsatz, haben sie aber nie erwischt.«
Mein Blick wanderte am Tisch entlang, während er sprach. Sie waren tot. Tot. Sie sollten in Särgen liegen, mit verwelkten Lilien auf der Brust, während sich die Würmer durch ihr Fleisch gruben. Stattdessen diskutierten sie über fiktive Monster und abgefangene militärische Funksprüche.
Und das wirklich Merkwürdige daran war, dass das alles allmählich … fast … normal für mich wurde.
Oder auch nicht.
Ich sprang vor Schreck beinahe an die Decke, als in meiner Nähe mit dumpfem Schlag eine Tür aufgestoßen wurde. Dr. Elpinoy kam hindurchgerauscht. Auf den Armen trug er so behutsam, als wäre es ein Neugeborenes, ein Tablett. Er stiefelte zu uns herüber und setzte es etwas pompös vor mir ab. Es war übersät mit Frühstücksgebäck und Tassen voller Tee – den unterschiedlichen Farben nach zu urteilen alles verschiedene Sorten. Es gab allerdings kein Fleisch und auch sonst nichts Herzhaftes. Die Tassen und Teller waren aus Pappe, das Besteck aus Plastik.
Chas senkte langsam das Messer. »Ich. Bin. Ja. So. Neidisch.«
»Ich hoffe, es ist angemessen, Miss Dearly?«, fragte Elpinoy und rieb sich besorgt die Hände.
»Ja, natürlich«, entgegnete ich ein wenig überwältigt. »Danke. Das ist sehr freundlich von Ihnen.«
Elpinoy lächelte so strahlend, als hätte ich gerade seinen gesamten Stammbaum gelobt. Dann verdüsterte sich sein Ausdruck. »Ähm, aber essen Sie schnell auf.« Bevor ich ihn nach dem Warum fragen konnte, schwirrte er schon wieder davon.
Als ich auf das Tablett sah, wurde mir klar, dass ich am Verhungern war. Ich begann zu essen und die anderen übernahmen von da an das Reden, weil mein Mund ständig voll war.
»Also«, begann Bram, »wer will anfangen?«
»Nein«, entgegnete Renfield scharf und sah Bram finster an. »Nicht, während sie isst .«
»Nicht, während ich esse«, bekräftigte ich mit gebäckgedämpfter Stimme. »Egal was.«
»Erzähl ihr etwas über die Kompanie Z«, schlug Chas vor.
»Klar«, Bram machte eine Geste, die die gesamte Kantine einschloss. »Hier siehst du etwa die Hälfte der Kompanie Z . Etwa hundertdreißig Tote und zwanzig Lebende, unseren Captain, James Wolfe, eingeschlossen. Das hier ist ein bunter Mix aus Viks und Punks, auch wenn wir uns theoretisch auf NV -Land befinden.«
Ich schluckte. »Wo ist die andere Hälfte?«
»Auf Patrouille«, antwortete Chas. »Der Einsatzbefehl kam, nachdem wir schon in Richtung Norden unterwegs waren, um dich zu holen. Wolfe ist bei ihnen. Nichts Besonderes, nur ein paar Zombies, um die wir uns kümmern mussten.«
»Wir sind hier alle ein Team«, fuhr Bram fort. »Aber wir sind die Jüngsten, also schickt man uns meistens zusammen in den Einsatz.«
»Die Kinder des goldenen Zufalls«, sagte Tom und reckte die Arme zur Decke empor.
Ich starrte ihn an, eine Tasse Tee auf halbem Weg zum Mund. Ohne den Kopf zu drehen, ließ ich meine Augen zu Bram wandern, der in Gelächter ausbrach. »Er redet von einem Mythos.«
»Hey, ich glaube, da könnte was dran sein.«
»Woran?«, fragte ich an Bram gewandt.
»Ein paar der Soldaten haben da diese Theorie entwickelt. Wenn sie
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