Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel

Vom Netzwerk:

hatte, ihr Kopf würde sich vom Hals lösen.
    »Miss Dearly hat sich als sehr anpassungsfähig erwiesen«, sagte ich und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf Wolfe. »Aber es wäre zweifellos besser, sie an einem Ort warten zu lassen, wo sie sich wohlfühlt.«
    Der Captain winkte ab. »Beeilen Sie sich. Ich erwarte Sie in meinem Büro.« Er drehte sich um und stapfte davon. Wie er da durch die Soldaten schritt, sah er aus wie ein Titan auf einem Waldspaziergang. Sein Kopf überragte noch die höchsten Wipfel.
    »Danke«, flüsterte Nora.
    »Keine Ursache.« Ich winkte meinen Freunden zu und hob die Stimme. »Bin gleich zurück.«
    »War schön, dich kennengelernt zu haben, Nora«, sagte Chas.
    »Ja, es war uns ein Vergnügen«, bekräftigte Ren.
    Nora warf ihnen ein nervöses kleines Lächeln zu und rückte noch etwas näher an mich heran. Ich erlaubte mir, mich einen Moment lang in ihrem unausgesprochenen Vertrauen zu aalen, dann führte ich sie wieder hinaus.
    »Worüber, glaubst du, will er mit dir sprechen?«, fragte sie, sobald wir allein waren.
    »Oh, über eine ganze Menge. Ich bin so gut wie erledigt.« Ich vergrub die Hände in den Taschen.
    Nora zog die Brauen zusammen. »Erledigt? Was hast du denn falsch gemacht?«
    »Er hat mir gleich, nachdem wir dich in unsere Obhut gebracht hatten, befohlen, dich im Büro deines Vaters einzuschließen und dir nichts zu erzählen. Also habe ich, seitdem du aufgewacht bist, so ziemlich alles falsch gemacht.«
    »Warum hast du nicht getan, was er gesagt hat?«
    »Weil wir wussten, dass du dann durchdrehen würdest, und das wollte ich nicht riskieren«, gab ich zu. »Und es wäre dir gegenüber nicht fair gewesen. Du hast was Besseres verdient.«
    Nora sah nach vorne. »Danke«, sagte sie ernst.
    »Ich hab’s gern gemacht.« Ich lachte leise. »Außerdem war er der Meinung, wir sollten einfach die Elysischen Gefilde stürmen, alles Mögliche in die Luft jagen und wieder abziehen. Aber ich wollte erst sehen, ob du nicht aus freiem Willen mit mir kommen würdest. Wenn ich dich einfach hätte wegtragen können, dann hätte ich auch das getan, aber dann sind ja diese Polizisten aufgetaucht. Ich dachte, so wäre es vielleicht weniger dramatisch, als wenn eine ganze Armee die Vorstadt stürmt. Hat aber leider nicht geklappt.«
    Nora kicherte tatsächlich. »Polizisten sind meistens nicht besonders schnell. Wahrscheinlich hättest du mich also trotzdem unter den Arm klemmen und in die Berge verschwinden können.«
    Ich blieb vor den Stahltüren stehen und ignorierte die Erinnerungen, die ihre unschuldigen Worte heraufbeschworen. »Nee. Das hätte sie direkt zu uns geführt. Außerdem«, fügte ich in einem Versuch, witzig zu sein, hinzu, »hättest du mir die Sache ganz schön schwer gemacht.«
    Nora blickte zu mir hoch – sie war wirklich nicht sehr groß – und wirkte einen Moment lang beleidigt. Dann stieß sie ein merkwürdiges kleines Lachen aus und versetzte mir einen Stoß vor die Brust. »Genau, und jetzt? Jetzt will ich sehen, wie du mich noch mal erwischen willst!« Und mit diesen Worten huschte sie davon und die Türen schlugen hinter ihr zu.
    Ich starrte darauf, bis sie aufhörten zu schwingen. Solche Dinge sollte sie wirklich nicht tun.
    Der Lazarus war begeistert von der Vorstellung, sie zu jagen, und meine Muskeln spannten sich bereits.
    Ich stand still, bis ich mir ziemlich sicher war, dass ich mich beherrschen konnte, und machte mich dann auf den Weg zu Wolfes Büro.
    Wolfes Quartier lag im zweiten Stock der Barracke, die meiner gegenüberlag. Direkt darunter war das Hauptbüro des Stützpunktes eingerichtet worden und ein paar arme glücklose Soldaten arbeiteten abwechselnd dort. Die Frau, die heute im Büro saß, hatte einen leicht lilafarbenen Teint und ein Netz aus Narben zierte ihre Wange. Gelangweilt sah sie mir nach, als ich die Stufen erklomm. Ich klopfte an die Tür.
    »Herein.«
    Ich betrat den Raum. Dieses Mal salutierte ich. »Sir.«
    »Setzen, Griswold.« Wolfe rauchte eine Zigarre und beißender Rauch erfüllte den Raum. Er tippte noch eine Reihe von Befehlen in seine polierte Stahltastatur, während ich mich setzte. Ich bemerkte, dass noch immer Blatt- und Grasreste an seiner Uniform klebten und dass die Adern seiner Hände von Insektenstichen nachgezeichnet wurden.
    »Sie haben zehn Sekunden, um mir zu erklären, warum ich Sie nicht an die Wand stellen und erschießen lassen sollte, weil Sie erneut gegen meinen ausdrücklichen Befehl