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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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irgendwo auf der Welt einen bösen untoten Zwilling hätten und man beide gegeneinander aufwiegen würde, dann wäre der gute einundzwanzig Gramm schwerer als der böse.«
    »Verstehe ich nicht.«
    »Die Seele«, erklärte Tom. »Es gibt eine alte Sage, wonach die Seele genau einundzwanzig Gramm wiegt. Der goldene Zufall, das glückliche Versehen ist es, das es dir ermöglicht, hier zu sitzen und Zimtschnecken zu verdrücken, ohne auch nur daran zu denken, dass du dir vielleicht gerade deine eigene Füllung reinstopfst wie ein servierbereiter Truthahn. Wenn wir keine Seele hätten, wärst du das Festmahl. Du wärst buchstäblich ein echt leckeres Ding.«
    Ich ließ das Plundergebäck fallen, das ich in der Hand gehalten hatte, und zwang mich dazu, den plötzlich harten, dicken Klumpen in meinem Mund herunterzuwürgen. Ich erstickte beinahe daran.
    »Nicht witzig, Tom«, grollte Bram mit gerunzelter Stirn.
    Tom grinste zähneblitzend. »Nicht? Ich fand’s echt ulkig.«
    »Du bist ein solcher Vollidiot«, meinte Chas. »Gottverdammt.«
    »Okay, okay, es tut mir leid.«
    Aber mir war der Appetit vergangen. Ich schob das Tablett weg. »Okay, und wie passe ich da rein?«
    Unterstützt von Zucker und ein bisschen Koffein erlangte ich zu meiner Erleichterung schnell meine Fähigkeit wieder, einigermaßen erwachsen zu klingen.
    »Reinpassen?«, fragte Bram.
    »In das alles hier. In die Armee. In die … Kompanie Z .«
    Tom und Coalhouse tauschten einen Blick. »Ähm«, meinte Coalhouse leicht verwirrt, »tust du nicht.«
    Ich schüttelte mir ein paar Haarsträhnen aus den Augen. »Ihr müsst meinen Vater finden. Ich schätze, das muss ich jetzt auch. Also klingt es für mich, als sollte ich irgendwo beteiligt werden.«
    »Nora, wir wären für deine Hilfe wirklich dankbar«, sagte Bram. »Aber du bist kein Mitglied der Kompanie Z .«
    »Stimmt, du lebst«, betonte Chas. »Du bist eindeutig überqualifiziert.«
    Ich beugte mich zur Seite und sah Bram in die Augen. Zeit, sich direkt mit der Quelle der Sturheit auseinanderzusetzen. »Ich will beitreten. Ich will helfen. Denk mal dran, mit was ich alles fertigwerden musste. Du schuldest mir was.«
    »Nora, du kannst der Kompanie Z nicht beitreten«, beharrte er.
    »Warum nicht? Weil ich ein Mädchen bin?«
    Chas machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nee! Eierstöcke sind hier erlaubt, solange sie nutzlos sind!«
    »Warum dann?« Ich schlug leicht mit der Faust auf den Tisch. »Passt auf. Ich bin stinksauer auf meinen Vater. Ich will ihn zurück. Ich will, dass er mir ein paar Dinge erklärt, bevor ich diese Prionendinger aus ihm heraushämmere. Also, wie kann ich beitreten und endlich ausziehen, um ihn zu suchen?«
    Bram ließ seine Halswirbel knacksen und sah Tom an. Tom hob eine Braue und fragte damit stumm nach, ob er fortfahren sollte, bevor er sprach. »Du kannst nicht beitreten, weil wir als entbehrlich betrachtet werden.«
    »Bitte?«
    »In jeder anderen Einheit herrscht der Grundsatz, dass deine Kameraden deinen hübschen kleinen Hintern zurückbringen, wenn du in irgendwelche Schwierigkeiten gerätst – tot oder lebendig.« Tom deutete mit dem Finger auf mich. »Wenn hier jemand fällt oder zurückbleibt, müssen wir ihn auf offiziellen Befehl zurücklassen!«
    Bram nahm den Faden auf. »Nehmen wir mal an, du verpflichtest dich und bringst es irgendwie fertig, dass sie dich dieser Kompanie zuteilen – ignorieren wir mal die zehn Milliarden Gründe, die dagegen sprechen –, dann gälte diese Regel auch für dich.«
    Das musste ich erst eine Weile wirken lassen. Von so etwas hatte ich noch nie gehört und auch in den Hologrammen nie gesehen. In vielen Geschichten wurde von heroischen Taten berichtet, die Soldaten vollbrachten, um ihre gefallenen Kameraden zu bergen. Das gab es hier also nicht?
    Als ob sie noch mehr Gründe brauchten, um niedergeschlagen zu sein.
    »Das ist … herzlos«, flüsterte ich.
    Chas schob ihre Oberlippe vor. »Na ja, sieh es mal so. Wenn man einen Lebenden in den Kampf gegen einen Zombie schickt, besteht die Gefahr, dass er sich den Lazarus holt, stirbt und sich gegen seine eigenen Kameraden wendet. Es ist, als würde man dem Feind noch zusätzliche Soldaten schicken. Wenn man allerdings einen Zombie gegen einen anderen kämpfen lässt, geht es nur darum, wer gewinnt.«
    »Aber mein Vater würde nie …«
    »Nein, der Doc würde uns nie so sehen«, bestätigte Coalhouse. »Aber er musste irgendwie rechtfertigen, dass es sich lohnt, uns

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