Dark Love
hysterisch durcheinanderkreischen und so unkontrolliert herumhopsen wie pubertierende Affen.«
Ich entschied mich, so ehrlich wie möglich zu sein. »Weißt du noch, was ich dir vorhin gesagt habe? Dass ich erledigt wäre? Noch bin ich hier und kann mit dir sprechen. Und das bedeutet, dass wir uns an die Regeln halten müssen, jedenfalls für eine Weile. Ich habe das Gefühl, dass du genau weißt, wie so etwas funktioniert.«
Nora stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich bin zu müde, um mich noch weiter mit euch herumzustreiten. Dann werde ich das Passwort eben selbst herauskriegen müssen, wie klingt das?«
»Viel Glück«, sagte Samedi. »Es ist etwas schrecklich Kompliziertes. Ich bezweifle, dass ich es mir merken kann. Warum benutzt eigentlich niemand mehr den Namen des Haustiers?«
»Na ja, mein Passwort ist immerhin dein Name.« Beryl kam aus dem angrenzenden Zimmer und zog sich dabei ihren Mantel an.
Samedi drehte sich wieder um, wobei er seinen Kopf festhielt, damit er sie ansehen konnte. »Du wirst doch noch nicht abgelöst, oder?«
»Nur für einen Abend«, informierte sie ihn. »Ein paar von den Mädchen und ich gehen in die Stadt.«
»Oh«, sagte er und mit dieser Silbe schien alles gesagt zu sein. »Na dann, viel Spaß«, ergänzte er noch schwach.
»Danke.« Beryl ging zu Nora und schüttelte ihr die Hand. »Immer stark bleiben, okay? Gute Nacht, Bram.«
»Gute Nacht«, erwiderte ich, als sie Noras Hand losließ und zur Tür hinausging.
»Ich bin am Verhungern«, sagte Nora, als Beryl weg war.
»Warum ruhst du dich nicht ein bisschen im Zimmer deines Vaters aus, während ich dir etwas zu essen organisiere? Ich schätze, du willst nicht noch mal in die Kantine.« Nora nickte und verließ das Labor.
Der Doc sah ihr nach. »Lass es nicht zu«, sagte er dann sehr sanft.
»Wie bitte?«
Samedi setzte seinen Kopf auf, und als er richtig saß, sah er mich ernst an. »Lass … es einfach nicht zu.«
Dann verschwand er in einem anderen Labor und ließ mich allein, damit ich mich mit seinen Worten und meinen Schuldgefühlen auseinandersetzen konnte.
Ich aß mit Nora im Büro ihres Vaters. Sie schlug sich den Bauch mit Salat, Brot und Schinken voll, während ich die Pampe auf meinem Teller hin und her schob.
Schließlich wurden ihre Bissen kleiner und sie begann wie ich ihre Gabel über den Teller wandern zu lassen. »Bram?«, fragte sie nach ein paar Minuten.
»Ja?«
Sie blickte mich an. »Ich wollte … Danke sagen. Mal wieder. Für alles, was du heute für mich getan hast.«
Ja, klar. »Schon gut.«
Nora sah wieder auf ihre verschmähten Tomaten hinunter. »Wie ist Wolfes Geschichte?«
»Er wurde vor einer Weile zu uns geschickt, um den Stützpunkt zu überwachen. Davor hat er mit den Punks zusammengearbeitet und die Grenzen gegen die Untoten verteidigt. Aus irgendwelchen Gründen ist er dann plötzlich hier aufgetaucht, um den Vorschlag deines Vaters für eine Zombiearmee zu unterstützen, und bat darum, sie führen zu dürfen. Davor war das hier eher eine Forschungseinrichtung und es waren nur ein paar Zombies mit an Bord. Nur ein sehr kleiner Prozentsatz schafft es, bei Verstand zu bleiben. Deshalb gibt es sogar jetzt noch sehr wenige von uns.«
Nora legte ihre Gabel weg. »Dann gibt es jetzt also einen lebenden und einen toten Captain.«
»Nee, ich darf mich nur so nennen. Wolfe war schon hier, bevor ich gekommen bin. Ich habe auf gut Glück an einem Test zur Feldbeförderung teilgenommen und bestanden. Dann hat dein Vater so lange wütende Anrufe gemacht, bis mir jemand meine Streifen gegeben hat. Er meinte, es wäre gut für die Moral der Untoten. Aber Wolfe ist der Captain. Ich habe eigentlich nichts mitzureden. Ich fungiere hauptsächlich als seine Augen und Ohren unter den Soldaten.« Ich lächelte über die Ironie des Ausdrucks. »Sozusagen seine Ersatzteile.«
»Für mich klingt es, als würde er seine Sache nicht besonders gut machen. Und ihr mögt ihn anscheinend auch nicht besonders. Vielleicht bekommt ihr ja einen neuen Captain.«
Ich wischte mir den Mund ab. »Ehrlich gesagt, ich hoffe das nicht. Unsere Existenz steht bestenfalls auf der Kippe. Wenn er wollte, könnte er uns einfach auslöschen. Die Armee könnte uns jederzeit vernichten. Besonders jetzt, da Dr. Dearly nicht da ist.« Ich hasste es, das zugeben zu müssen, aber … »Wir brauchen Wolfe. Er ist immer noch das berechenbarere Übel. Aber es ist schon komisch. Am Anfang waren nämlich alle froh, ihn zu
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