Dark Love
dass meine Mutter Herzprobleme hatte, belasten wollte. Dennoch wünschte ich mir von ganzem Herzen, dass es nicht so schlimm um sie stand, wie er beschrieben hatte.
Seufzend griff ich mit einer Hand in meine Handtasche, bekam jedoch als erstes etwas Kaltes, Hartes zu spüren, das nur mein Handy sein konnte. Ganz kurz holte ich es heraus, um auf das Display zu schauen und steckte es dann gleich wieder ein, um die kleine Make-Up-Tube aus der Ecke zu fischen, ehe mich plötzlich etwas innehalten ließ.
Innerhalb zwei Sekunden hatte ich mein Handy wieder hervor geholt und starrte nun gebannt auf das viereckige, graue Kästchen, während mein Herz sich zu beschleunigen begann.
Ich begann, ohne es verhindern zu können, über das ganze Gesicht zu strahlen, denn Guztavol hatte mir endlich eine Nachricht geschickt.
Kapitel 10
Ich erwarte dich in drei Tagen um 19 Uhr im Slut.
Guztavols SMS beschäftigte mich schon die ganze Zeit. Sie klang nicht wie eine Bitte oder ein Wunsch, sondern viel eher wie ein Befehl, so, als
müsste
ich zu dem Treffen kommen.
Mein Großvater hatte eigentlich vorgehabt, mit mir weitere Attraktionen zu besuchen, aber als ich ihm die Nachricht gezeigt habe, hat er eingewilligt. Er wusste schließlich, wie sehr mein bester Freund mir am Herzen lag. Deshalb hat er stattdessen meine Mutter mitgenommen, die jedoch nur widerwillig eingewilligt hatte. Heute war schließlich ihr freier Tag. Sie hatte es verdient, sich auch einmal zu amüsieren.
Zu viel Arbeit tat keinem Menschen gut. Es stresste bloß, wenn man sich jeden Tag um so viele Dinge gleichzeitig kümmern musste. Ich kannte das nur zu gut.
Es wäre mir sicherlich ein wenig schwergefallen, von dem einen auf den anderen Tag freundlicher zu ihr zu werden, doch mein Großvater schien nachsichtig zu sein. Er war der Meinung, dass ich mir Zeit lassen soll dabei, um auch sie nicht zu überfordern. Unser Verhältnis musste langsam wieder aufgebaut werden - ohne Eile oder Hektik. Ansonsten würde es nicht funktionieren.
Die Sonne schien hoch oben am Himmel und brachte mich mal wieder ins Schwitzen, obwohl ich mich freizüg genug angezogen hatte. Das Einzige, was mich beschäftigte war, dass ich vergessen hatte Sonnencreme aufzutragen. Ich hatte zwar noch nie einen Sonnenbrand bekommen, aber man konnte sich ja nie hundertprozentig sicher sein.
Während ich um die Ecke bog, überkam mich ein merkwürdiges Gefühl. Ich konnte noch immer nicht glauben, dass ich Guztavol gleich wiedersehen würde. Er hatte mir schrecklich gefehlt. Ich fragte mich, ob er sich genauso wie bei unserem letzten Treffen verhalten und ein riesiges Durcheinander anstellen würde, indem er einfach eine Party veranstaltete. Das war unglaublich von ihm gewesen. Ich hatte zwar gewusst, dass mein bester Freund ein bisschen verrückt war, aber so etwas hatte ich niemals von ihm erwartet. Außerdem würde ich niemals den Augenblick vergessen, wo er mit einer der Kellnerinnen geflirtet hatte.
Ein schwuler Mann, der sich plötzlich für Frauen interessierte? Das kam mir ein wenig absurd vor. Vielleicht hatte ich mich aber auch nur getäuscht und Guztavol würde heute wieder der Alte sein. Jedenfalls hoffte ich das. Ich war ziemlich gut gelaunt.
Glücklich seufzend ergriff ich die Türklinke und drückte sie hinunter, um das Cafe zu betreten. Es war bloß gut, dass die Klimaanlage angeschaltet war und sich oben an der Decke drehte, sodass mein Körper von kalter Luft umhüllt werden konnte. Schnell wischte ich mir die Schweißperlen an der Stirn weg und blickte mich suchend um.
Es waren ziemlich viele Gäste da, die zu Abend aßen. Jeder einzelne Tisch war besetzt und die Kellnerinnen hatten alle Hände voll zu tun. Wahrscheinlich war das der Grund, weshalb ich wie sonst normalerweise auch weder beachtet, noch begrüßt wurde.
Und dann sah ich ihn. Vor sich hin pfeifend saß er mit einer Tasse Kaffe in der Hand an unserem Stammtisch und sah hinaus auf die Straße, wo mal wieder Stau herrschte. Das war nichts besonderes in dieser Stadt.
Leider wurden all meine Hoffnungen auf einmal zerstört, als mir auffiel, wie steif er da saß und ein paar mal mit seinen Händen über den schwarzen Anzug strich. Warum war er bloß so fein angezogen? Wir waren doch nicht auf einer Geschäftsfeier oder so.
Er hatte doch wohl nicht vor, nur wenige Minuten zu bleiben! Er hatte mir schließlich versprochen, dass...
Ich erstarrte.
... wir uns wiedersehen.
Ein Widersehen konnte auch ein paar
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