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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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Hexer war, hielt Jessies kleiner Bruder den Blick gesenkt und auf einen Punkt irgendwo vor ihren Füßen gerichtet.
    »Ich hasse dich«, sagte Jessie bitter.
    Sein Blick aus blauen Augen zuckte zu ihr hoch. Seine Augen wurden schmal wie Schlangenaugen, aber er erwiderte nichts.
    Ohne auf Jessies bittere Begrüßung einzugehen, betrat Petersondie Insel, ein warmes Lächeln auf dem knorrigen Gesicht. Der Blick, mit dem er Jessie bedachte, war zugleich einladend und messerscharf. »Miss Leigh«, begrüßte er Jessie mit tiefer, tragender Baritonstimme.
    Jessie verzog die Lippen zu der grimmigen Parodie eines Lächelns. »Himmel! Sie müssen dann wohl der Boss des Ganzen sein.«
    Caleb umrundete die Insel.
    Der Zirkelmeister neigte den Kopf und deutete eine Verbeugung an. »Curio«, stellte er sich vor.
    »Ach, so nennen Sie sich also hier unten?«
    Rasierklingen waren stumpf gegen diesen Blick. Wache Raubtierintelligenz sprang Jessie aus seinen Augen entgegen. »Genau«, erwiderte er gedehnt. »Und Sie sind die ältere Schwester meines jungen Freundes hier. Es ist mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Jessie tat einen Schritt zur Seite. Dabei wusste sie ganz genau, dass sie nirgendwohin fliehen konnte. Sie saß in der Falle, umgeben von moderndem Wasser und mordlüsternen Hexern. Obwohl ihr das Herz in der Brust hämmerte wie verrückt, straffte sie die Schultern. »Lassen wir doch das ganze Scheißgeschwafel!«, meinte Jessie geradeheraus. Peterson hob die Brauen. »Warum erzählen Sie mir nicht, was Sie vorhaben und wofür Sie mich so dringend brauchen?«
    »Ah!« Peterson seufzte. »Die Ungeduld der Jugend!«
    »Jep«, gab Jessie kurz zurück. »Ich bin sicher, das sagen Sie auch jedem neuen Rekruten für die Missio…« Blitzschnell trat Peterson einen Schritt vor, seine Hand zuckte hoch, schnell wie eine Klapperschlange beim Biss. Mit dem Handrücken schlug er Jessie ins Gesicht, hart genug, um sie Sterne sehen zu lassen. Es riss ihren Kopf zur Seite, und Jessie spürte heißen Schmerz auf ihrer Wange und schmeckte Blut auf der Zunge.
    Der Schmerz war nichts im Vergleich zu dem, der ihr die Brust zusammenkrampfte. Mit einem spöttischen Grinsen spie Jessie auf den Boden zwischen ihr und Peterson. Kleine Blutspritzer zierten daraufhin den Saum seiner gebügelten Hosen. »Ich weiß, wer Sie sind, Peterson! « Sie sah, wie sich seine Augen zu schmalen Schlitzen verengten, sah es in deren eisblauen Tiefen aufblitzen. »Und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie es auch wissen.«
    Aber Peterson zeigte keinerlei Angst. Oder Überraschung.
    Stattdessen vertiefte ein Lächeln die vielen kleinen Fältchen um seinen Mund und seine Augen. Er hob den Blick, der eben noch den Blutspritzern auf seinem Hosensaum gegolten hatte, und trat noch einen Schritt näher. Er nahm Jessies Gesicht in schwielige Hände, drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe und sagte sanft: »Ein paar wenige Augenblicke noch, meine liebe Miss Leigh, und niemanden wird das noch interessieren.«
    Abscheu sandte Jessie einen Schauer den Rücken hinab. Sie riss sich von Peterson los, wirbelte herum und prallte mit Caleb zusammen.
    Er packte sie an den Armen, hielt sie aufrecht. Einen Sekundenbruchteil lang nährte Erleichterung völlig naiv und deshalb umso erschreckender Hoffnung in ihr. Diese Hoffnung wurde jäh und schmerzlich enttäuscht, als Jessie in das Gesicht ihres Bruders blickte.
    Beherrscht. Ausdruckslos. Seine blauen Augen, die Augen, die er von ihrer Mutter geerbt hatte, blickten in Jessies, und sie sah dort weder Herzenswärme noch Zärtlichkeit. Kein Bedauern, keine Schuldgefühle.
    Vor Anstrengung, die Tränen zurückzuhalten, bebten Jessies Lippen. »Caleb«, flüsterte sie, »warum?«
    Er zerrte sie auf den Pfahl zu. Sie stemmte sich dagegen, mit aller Kraft, aber Caleb war stärker, als sie ihn in Erinnerung hatte. Er hatte seine Wahl getroffen.
    Und würde seine Schwester opfern.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich wünschte, alles wäre anders gekommen.« Sie wankte, als er sie mit einem heftigen Ruck herumschleuderte, und schnappte gleich darauf nach Luft. Sie war mit dem Rücken gegen den Pfahl gestoßen, und augenblicklich kroch Hitze Jessie den Rücken hoch. Starr vor Entsetzen unterdrückte sie gerade eben nocheinen verräterischen Aufschrei. Sie wollte keinem der Hexen und Hexer die Genugtuung verschaffen, sie vor Angst schreien zu hören.
    Mit einem fordernden Blick über die

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