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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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ihr keine Wahl lassen.
    Zur Hölle damit! Wenigstens hatte Naomi den Erste-Hilfe-Koffer dagelassen. Er schnappte sich den zerbeulten Metallkoffer und seine Jacke und verbiss sich einen Fluch, als der raue Jeansstoff über die Wunde kratzte, die der Streifschuss quer über seiner Schulter hinterlassen hatte. Es war ja nicht die erste Schramme, die Silas Smith sich geholt hatte.
    Er wusste, dass er noch andere abbekommen würde, bis er irgendwann ein Ding verpasst bekäme, das ihn umbrächte. Diesen Kratzer jedenfalls würde er später verbinden. Bis dahin würde ein Aspirin reichen müssen. Auf dem Weg hinaus zum Pick-up warf er gleich zwei bitter schmeckende Pillen ein.
    Jessie saß bereits angegurtet auf dem Beifahrersitz. Im Rückspiegel beäugte sie die dünne Wunde an ihrem Hals. Die ausgefranste rote Linie über Jessies glatte Haut verlaufen zu sehen war ein Schlag ins Gesicht für Silas. »Lass das, verdammt!«, knurrte er. Er schlug die Tür zu. Eine Art Ausrufezeichen hinter all den netteren, angstbesetzten Dingen, die er sanfter hätte sagen können, aber nicht herausbrachte.
    Etwa, welche abgrundtiefe Leere sich in ihm aufgetan hätte, wenn sie in dieser Wohnung getötet worden wäre.
    Jessie verdrehte die Augen. »Fahr mich nicht immer so an!«
    Silas stieß den Autoschlüssel ins Zündschloss und drehte grob den Schlüssel um. Der Motor spuckte und stotterte, bevor er glatt und rund lief. Silas fletschte die Zähne. »Lass das, bitte! Fummel nicht an der Wunde herum!«, wiederholte er gepresst. »Und fummel ja nicht an meinen Spiegeln herum!« Er schnitt eine Grimasse und stellte den Rückspiegel wieder richtig ein. Er wusste ganz genau, dass es nicht der verstellte Spiegel war, der ihn derart aufbrachte.
    Ihm gefiel das alles nicht. Ihm gefiel nicht, dass Jessie hier neben ihm saß und damit in Gefahr war. Schon wieder.
    Gehorsam legte Jessie die Hände in den Schoß. »’tschuldige.« Sie klang aber nicht, als ob es ihr leidtäte. »Wie wär’s, du lenkst mich ein bisschen ab? Wohin beispielsweise fahren wir jetzt?«
    Silas lenkte den Pick-up von dem mit Schlaglöchern übersäten, heruntergekommenen Parkplatz. Er ließ das Navi ausgeschaltet, während er die alten Wohnblocks entlangfuhr, an Gruppen von herumlungernden Jugendlichen, Säufern und Kleingangstern vorbei. Es gab hier mehr von dieser Sorte, als Silas erwartet hatte.
    Oder vielleicht auch nur mehr, als er in Erinnerung hatte.
    Als einige Zeit verstrichen war und er immer noch nicht mit der Sprache herausrückte, drehte sich Jessie im Beifahrersitz zu ihm um und blickte ihn mit gerunzelter Stirn an. Ihre schmalen Augenbrauen schoben Falten über ihrer Nasenwurzel zusammen. »Gibt es, tja«, fragte sie gedehnt, »ich weiß nicht, vielleicht irgendeine Art von Plan?«
    »Ich arbeite dran«, brummte Silas und war erleichtert, als Jessie nicht weiterfragte. Die Sache würde alles andere als einfach werden. Naomi hatte recht. Verfluchte Scheiße noch mal! Der Zirkel der Erlöser wollte Jessie, wahrscheinlich für ein Ritual. Silas fielen auf Anhieb ein Dutzend Rituale ein, aber ohne genauere Informationen hatte Silas nichts, womit er arbeiten konnte.
    Das Blut eines Verwandten machte jede Menge Rituale machtvoller. Dieses aber musste ein ganz besonderes Ritual sein. Die Schlampe von einer Hexe, die es in der Wohnung zerlegt hatte, hatte gesagt, die Magiebesessenen seien alle auf der Jagd nach Jessie. Ausdrücklich nach Jessie.
    Silas blickte zu ihr hinüber und war erleichtert, dass sie langsam wieder Farbe bekam. Ihr Haar, das immer noch nicht ganz trocken war, umgab in sanften Wellen ihr Gesicht. Goldene Strähnen, die Silas daran erinnerten, wie es gewesen war, als dieses Gold wie ein Fächer über seiner Brust ausgebreitet gelegen hatte. Wie es sich anfühlte, in dieses Gold hineinzugreifen.
    Ach verdammt!
    »Okay«, sagte er. Erwartungsvoll blickte Jessie ihn an. Er würde sich vorsichtig herantasten müssen. »Also, lass uns mal durchgehen, was es so an Fragen gibt. Schauen wir doch mal, was uns da als Erstes ins Auge springt: Hinter was ist der Zirkel der Erlöser her?«
    Jessie schüttelte den Kopf. Sie verzog das Gesicht. »Hinter mir anscheinend. Aber warum?«
    Silas widmete seine ganze Aufmerksamkeit wieder der Straße. Es nieselte; der feine Regen hinterließ einen dünnen Wasserfilm auf der Windschutzscheibe. Silas schaltete die Scheibenwischer ein. »Für ein Ritual«, erwiderte er. Zu grimmig. Zu beschissen ängstlich. Verflucht

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