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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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noch mal! »Jedenfalls wenn wir der Hexe von vorhin glauben dürfen. Aber was für ein Ritual?«
    Jessie hob die Hände. »Keine Ahnung. Rituale sind dein Spezialgebiet.« Jessie rutschte auf dem Sitz hin und her. »Wer ist der Anführer des Zirkels?«
    »Caleb?«
    Einen Herzschlag lang herrschte Schweigen. Dann sagte Jessie sehr langsam und nachdenklich: »Ich bin mir nicht sicher. Diese Frau, die Hexe, hat nicht gesagt, er sei der Anführer. Ich …« Hörbar atmete sie aus. »Ich glaube es immer noch nicht. Aber er wird uns sagen, wer es ist.«
    Silas sprach seine Zweifel an Jessies Worten nicht aus. Stattdessen fischte er die Segeltuchtasche unter dem Sitz hervor und warf sie in den Zwischenraum zwischen Fahrer- und Beifahrersitz. »In der vorderen Seitentasche«, sagte er. »Da drin ist ein extra Com-Gerät. Meine Nummer ist fest einprogrammiert. Trag das Ding von jetzt an immer bei dir, hörst du! Wir können die Frequenz nachverfolgen. So eine Art Notsignal für den Fall, dass die Mitglieder eines Teams voneinander getrennt werden.«
    »Hast du denn vor, dich von mir zu trennen?«
    Silas warf ihr einen finsteren Blick zu. Ja doch, auf jeden Fall! »Wenn mir nichts anderes übrig bleibt.«
    »Aha, nichts anderes, ja?« Jessie zog das Gerät aus der angegebenen Tasche und checkte es mit schnellen, sicheren Bewegungen ihrer Finger durch. Erst danach ließ sie es in der Innentasche ihrer Jacke verschwinden. Mit einer raschen, entschlossenen Bewegung zog Jessie den Reißverschluss zu und warf Silas einen Blick zu, der klar sagte, er könne sie mal am Arsch lecken.
    »Na dann, viel Glück dabei!«
    »Nun, komm schon, Jessie!«, knurrte Silas. Er war zu müde und zu erschöpft, um noch auf nett zu machen. »Denk doch einmal richtig nach! Du bist Zivilistin, die anderen sind echte Killer. Und wir haben nicht die blasseste Ahnung, was sie wollen oder wo wir sie finden können. Ich kann dich nicht durch die ganze Stadt schleifen und darauf hoffen, dass Gott uns ein fettes Neonschild als Hinweis dafür schickt, wohin’s eigentlich geht. Und ich kann dich nicht schützen, nicht ganz allein und auf mich gestellt.«
    Jessie drehte sich wieder von Silas weg. Sie knallte einen Stiefel absichtlich so gegen das Armaturenbrett, dass Silas zusammenzuckte. »Ich bin nicht dämlich«, sagte sie spitz. »Hast du eigentlich richtig zugehört bei dem, was diese Bethany gesagt hat? Ich gehe jede Wette ein, dass der Zirkel sich in der Unterstadt versteckt.«
    »Na großartig!«, erwiderte Silas tonlos. Er schaltete in den nächsthöheren Gang und lenkte den Pick-up auf die Auffahrt zum Karussell. Im Sprühnebeldunst, den der Verkehr von der regennassen Fahrbahn aufwirbelte, glitzerte die Schnellstraße in den Lichtsalven der Straßenbeleuchtung. »Das sind ja nur ein paar Dutzend Kilometer Ruinen in jede Himmelsrichtung, zusammen mit fünfzig Jahre alten Todesfallen und Schluchten, die bis in den beschissenen Mittelpunkt der Erde hinuntergehen. Wo also fangen wir an?«
    »Ich habe doch nur gesagt …«
    »Klappe!«, schnauzte Silas. »Ich kann dich doch nicht am Angelhaken da runterschleifen und darauf warten, dass diese Höllenbrut anbeißt!« Er blickte Jessie an und gab sich redlich Mühe zu übersehen, wie Ärger und Wut ihre Augen in geschmolzenes Gold verwandelten.
    Jedenfalls tat er so, als übersähe er es.
    Verfluchte Scheiße, Jessie Leigh gab seiner Konzentrationsfähigkeit echt den Rest! »Bei dieser Sache sind viel zu viele Unbekannte im Spiel. Niemand hat je damit gerechnet, dass der Zirkel dich haben will. Also müssen wir unbedingt herausfinden, warum das so ist.«
    »Ich habe doch schon gesagt, dass mein Bruder …«
    Er unterbrach sie; seine Hand durchschnitt die Luft zwischen ihnen. »Jessie, die Hexe in der Wohnung hätte dich fast umgebracht! Das macht mich Calebs brüderlichen Absichten dir gegenüber ein bisschen misstrauisch.«
    Jessie hob das Kinn. »Du hast die Frau mit der Waffe bedroht. Was, bitte schön, hast du erwartet, dass sie dann tut? Dich nett bitten?«
    »Leck mich!« Silas biss die Zähne zusammen. Sein Blick ging starr hinaus auf das System aus sich hinauf- und hinunterwindenden Straßen vor ihnen. »Schau, ich werde dich dem Zirkel nicht auf dem Silbertablett servieren. Wir sind Partner. Das heißt, meine Priorität ist deine Sicherheit. So ist das eben.«
    Jessie holte tief Luft. Es klang irgendwie abgehackt, böse. Also ein Treffer, das, was er eben gesagt hatte. Doch was hatte er erwischt?

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