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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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Matratze und schlug die Decken zurück, klopfte sie auf und strich sie glatt. »Lass mich mal nach deiner Kleinen schauen!«
    »Sie ist nicht …« Nicht meine Kleine? Silas legte die Stirn in Falten und schüttelte den Kopf. Vorsichtig legte er Jessie aufs Bett. »Was kann ich tun?«
    »Zieh sie aus, und wickel sie in die Decken! Ich bin gleich mit Wasser und Verbandszeug zurück.«
    Silas nickte. Aber Matilda war schon fast zur Tür hinaus. Rasch, aber so vorsichtig und sanft, wie es ihm möglich war, öffnete er den Reißverschluss von Jessies Jacke und versuchte professionell und unbeteiligt zu sein, als er sie aus der Jacke schälte. Der gerissene Träger ihres grauen Tanktops rutschte ihr die Schulter herunter und baumelte anklagend über ihrer Brust. Silas unterdrückte einen Fluch und zog Jessie das zerrissene Kleidungsstück über den Kopf.
    Er würde ihr ein neues Top kaufen. Zum Teufel, er würde ihr hundert neue Tops kaufen, in allen Farben des Regenbogens. Jessie regte sich kaum, als er ihr die Jeans öffnete, die Stiefel auszog.
    Silas nahm nur am Rande wahr, dass etwas Silbernes aus dem einen schwarzen Stiefel fiel und über die Holzdielen klackerte. Sein Mund war ganz trocken, als er die Decken fest um Jessies ausgekühlten Leib stopfte. Mit der Fingerspitze streichelte er ihr über die Wange, berührte mit dem Daumen die Unterlippe neben der verschorften Wunde.
    Jessie war am Leben. Gott sei Dank, Matilda sei Dank, wem auch immer sei Dank, sie war am Leben!
    Silas trat vom Bett weg und in etwas hinein, etwas Hartes, das sich in die nasse Sohle seines Stiefels bohrte. Silas grunzte und hob den Fuß.
    Ein silbernes Blatt stak in der Sohle. Den Anhänger hatte er nie zuvor gesehen. Oder sollte Jessie ihn doch getragen haben? Er glaubte nein. Aber schließlich hatte er nicht sonderlich viel Zeit darauf verwendet, ihre Stilsicherheit bei der Auswahl an Schmuckstücken zu bewundern.
    Er war noch mit dem absonderlichen Fund beschäftigt, als hinter ihm die Tür knarrte. »Aus dem Weg!«, befahl Matilda und stellte eine Schüssel mit dampfendem Wasser neben das Bett. Silas gehorchte augenblicklich. Schlagartig fühlte er sich zu groß, zu unbeholfen, absolut und überall im Weg.
    Die alte Frau betastete die Wunde an Jessies Hals, ihre Brust. Ihren Bauch. Sie nahm Jessies Handgelenk, neigte den Kopf und warf dann Silas einen wissenden Blick zu. »Wie fühlst du dich denn so?«
    Als ob ich tausend Meter oder so in die Tiefe gestürzt und beim Aufschlag auf einem Lenkrad gelandet wäre, dachte er. Aber mit einem schiefen Lächeln sagte er: »Mir geht’s gut.« Dabei betastete er nachdenklich den silbernen Anhänger in seiner Hand.
    Matildas Augen blitzten. »Ach, tatsächlich!«
    »Schauen Sie, ist Jessie …«
    »Ja, schon klar.« Matilda zeigte mit dem Finger auf ihn. »Hör mir mal gut zu, mein Junge: Eine Sache dulde ich in diesem Haus nicht, und das sind Lügen.« Sie drehte ihm den Rücken zu, faltete ein Handtuch auseinander und tunkte es in das dampfende Wasser. »Wenn ich dich also frage, wie es dir geht, dann lautet deine Antwort …?«
    Silas hörte auf, mit dem Anhänger zu spielen. Er spürte, wie er rot anlief, ein rotes Gesicht bekam, mitsamt roter Ohren. Er fühlte sich wie ein Kind, das man dabei erwischt hatte, Süßigkeiten in die Klasse zu schmuggeln. Ganz sacht legte Silas den Anhänger auf den Tisch neben ihm und gab widerwillig zu: »Die Rippen haben einiges abgekriegt, das linke Knie will nicht mehr so recht. Ich habe Kopfschmerzen; mein Gesicht fühlt sich an, als hätte es Bekanntschaft mit einem Ziegelstein gemacht. Aber bei allem Respekt, Ma’am« – mit einer Kopfbewegung deutete er auf Jessie in dem Bett – »alles, was ich will, ist, dass sie in Ordnung kommt.«
    »Hmm!« Ein unverbindlicher Laut, wie Silas ihn unverbindlicher noch nie gehört hatte. Dann lächelte Matilda. »Sie kommt schon wieder in Ordnung. Und du machst, dass du mir aus den Füßen kommst! Hinter dem Haus ist eine heiße Quelle, leg dich da mal schön rein! Wirkt Wunder gegen schmerzende Glieder!«
    Das war also der seltsame Geruch. Die seltsame Mischung aus Schwefel, etwas Süßlichem und Zimt, der Geruch von feuchterWärme. Silas sah zu, wie Matilda die Decken zurückschlug und das heiße, feuchte Handtuch auf Jessies Brust legte.
    Sollte er beruhigt sein, weil Matilda nicht besorgt klang? Sollte er wirklich gehen und Jessie allein lassen?
    Hatte er überhaupt eine Wahl?
    Vielleicht. Eine Idee begann

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