Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
Vom Netzwerk:
in ihm zu keimen, ein Plan allmählich Gestalt anzunehmen. Vielleicht war Jessie hier so sicher wie nirgends sonst. Vielleicht könnte er sie dazu bewegen, hierzubleiben, bis er zurückkäme.
    »Matilda?«
    »Hmm?«
    Silas zögerte. Was zum Teufel könnte er jetzt sagen, das zählte? Er fand nicht die richtigen Worte. »Danke!«, brachte er schließlich hervor. Niemals in seinem Leben hatte er ein Danke so ernst gemeint wie jetzt.
    Ein Blick aus dunklen Augen traf ihn. Augen, die funkelten. »Raus!«, befahl Matilda gebieterisch und legte ihre ganze Ungeduld in diese eine Silbe. »Komm in einer Stunde oder so zurück, dann kümmern wir uns um deine Wunden!«
    Wunden? Richtig. Die Schnittverletzungen, der Streifschuss. Alles, womit Silas sich momentan nicht befassen wollte und konnte. Er rieb sich mit dem Daumen über den Nasenrücken.
    Und ging. Was zum Teufel hätte er auch sonst tun sollen?

KAPITEL 17
    Der Regen trommelte einen melodischen Rhythmus auf das dünne Blechdach, das das neu eingerichtete Büro vor den Elementen schützte. Jeder Tropfen klang wie ein kleiner Gong in einer fröhlichen Melodie. Aber auch das vermochte die angespannte Atmosphäre im Raum nicht zu lockern.
    Das Stichelnde, Giftige in Alicias katzenhaftem Lächeln blieb.
    In lässiger Haltung stand Caleb vor dem irgendwo auf den Straßen aufgelesenen Schreibtisch. Das blonde Haar fiel ihm halb ins Gesicht, bedeckte ein Auge. Das Haar war zu lang. Jedenfalls nach Calebs Geschmack. Mit einer raschen Kopfbewegung warf er es aus dem Gesicht und ignorierte dabei die Hexe mit dem rabenschwarzen Haar neben sich. Stattdessen konzentrierte er sich ganz auf den Mann hinter dem polierten Schreibtisch. In fast schon militärischem Stil hatte der Mann die Hände auf dem Rücken verschränkt und musterte eine große, altmodische Karte, die an einer frisch verputzten Wand hing.
    Caleb und die anderen kannten diesen Mann unter dem Namen Curio. Der Name machte nicht sonderlich viel her. Brauchte er auch nicht, fand Caleb grimmig. Kein Hexer brauchte einen vollmundig klingenden Namen, wenn er über enorme magische Kräfte und umfassende Kenntnisse verfügte, über Macht.
    Und seine Finger in absolut jedem Spiel hatte.
    In das improvisierte, noch nicht ganz wiederhergestellte Büro, von dem nur zwei Wände standen und das behelfsmäßige Dach, wollte dieser Mann, dieser mächtige Hexer, nicht recht passen. In früheren Zeiten dürfte Curios Haar einmal braun gewesen sein. Jetzt war es vornehmlich silbergrau. Die wie aus Stein gemeißelten Gesichtszüge spiegelten seine Veranlagung zu eiserner Disziplin. Obwohl die kleinen Fältchen sein Gesicht jetzt weicher wirken ließen, hatte Caleb nie den Fehler gemacht, diesen Mann für weich zu halten.
    Der Zirkelmeister war alles Erdenkliche: genial, intelligent, manipulativ und ebenso gründlich wie abgefeimt. Aber weich stand definitiv nicht auf dieser Liste.
    Caleb räusperte sich. Zweifellos wusste Curio, dass Caleb und Alicia vor dem Schreibtisch standen und warteten. Dass sie dort bereits seit fünf Minuten standen und warteten, und zwar weil man sie beide in das improvisierte Hauptquartier des Zirkelmeisters gerufen hatte.
    Spielchen. Immer und überall nichts als Machtspielchen.
    Macht, nach der Menschen gierten und der sie speichelleckend hinterherrannten, solche Macht erwuchs niemandem allein aus Magie. Der Mann war verflucht gerissen.
    Curio drehte sich nicht zu Caleb und Alicia um. Keine Sekunde nahm er die Augen von der längst überholten Karte, stattdessen seufzte er tief. »Leider«, sagte er ohne Begrüßung, »gibt es gute und schlechte Nachrichten, die wir berücksichtigen müssen.«
    Alicia rührte sich. »Was hast du für uns, Meister?«
    Caleb schürzte die Lippen. Dieses machtgierige, arschkriecherische Weibsstück!
    »Zuerst die guten Nachrichten.« Endlich drehte Curio sich Alicia und Caleb zu. Sein gepflegtes, soldatisch strenges Gesicht wirkte zufrieden. Aber das musste nichts heißen, wie Caleb wusste.
    Also blieb er auf der Hut. Nach außen aber gab er vor, sorglos und entspannt zu sein. Als fühle er sich in Curios und Alicias Gegenwart wohl. Aber nur die Toten konnten sich in Old Seattle wohlfühlen.
    Mehr als nur ein paar dieser Toten gingen immerhin auf sein Konto.
    Curio sah ihn an. Blassblaue Augen, deren Blick sich wie eine scharfe Speerspitze in Calebs Augen bohrte. »Caleb«, sagte Curio und lächelte. Nicht das ostentative Gleich-fress-ich-dich-Lächeln, zu dem Alicia neigte. Es

Weitere Kostenlose Bücher