DARK MISSION - Fegefeuer
war ein warmes Lächeln, fast freundlich. »Caleb, ich freue mich, dir sagen zu können, dass wir deine Schwester gefunden haben.«
Es brauchte Calebs ganze Willenskraft, um Curios Blick ruhig zu erwidern, die Augenbrauen zu heben und Interesse zu heucheln. Neugier statt der plötzlich aufkeimenden Angst. »Ach ja?« Es war ein schlechter Ersatz dafür, über die Schreibtischplatte zu hechten und dem Kerl hinter dem Schreibtisch das Messer aus Calebs Ärmel tief in die Kehle zu rammen.
So war das nicht geplant gewesen.
»Das sind großartige Neuigkeiten«, schnurrte Alicia. Sie stieß Caleb mit dem Ellenbogen an. »Wann wird sie uns übergeben?«
Curios Blick ruhte immer noch auf Caleb, selbst als er seine Worte an Alicia richtete: »Deine Begeisterung freut mich, meine Liebe, aber die Antwort auf deine Frage führt uns direkt zu den schlechten Nachrichten.«
Mit pochendem Herzen erlaubte sich Caleb einen Silberstreif am Horizont zu sehen und drückte innerlich seiner Schwester die Daumen. In der Hexerei zählte einfach alles. »Was könnte denn daran schlecht sein, Meister?«, fragte Caleb und ließ seine Stimme besorgt klingen. Seinen Blick besorgt wirken.
Zu lügen war für Caleb noch nie schwierig gewesen. Jessie hatte ihm alles beigebracht, was er wissen musste, um ein guter Lügner zu sein.
Und er wusste sein Wissen zu nutzen.
»Na, aber was denn!«, kicherte Alicia und warf ihm einen drohenden Blick zu. »Kannst du nicht in die Zukunft sehen?«
Caleb ignorierte sie.
Auch der Zirkelmeister ließ sie links liegen. Caleb konnte die Wellen aus Wut spüren, die in Alicia aufstiegen. Alicia fuhr förmlich die Krallen aus, als ihre kleine Gehässigkeit ihr Ziel verfehlte. Selbstkontrolle gehörte nicht gerade zu Alicias Stärken.
Eines Tages würde sie ihm im Dunkeln ein Messer zwischen die Rippen stoßen. Aber noch nicht heute.
Curio beugte sich vor und stützte sich mit beiden Händen auf die Schreibtischplatte. Es war eine für ihn typische Pose. Ausdruck von Frustration vielleicht. Oder von Verärgerung.
Misstrauen.
Jeder Muskel im Körper dieses Mannes war angespannt wie eine Bogensehne vor dem Schuss. Warum?
Caleb erwischte sich dabei, wie er sich nervös auf die Unterlippe biss. »Meister?«, forderte er Curio zum Weitersprechen auf.
»Caleb.« Curio holte tief Luft, stieß dann den Atem hörbar und langsam wieder aus. »Ich weiß zu schätzen, was du alles schon für uns getan hast. Das habe ich dir schon einmal gesagt.«
Caleb furchte die Stirn. »Ja, Meister.« Verfluchte Scheiße, was war schiefgelaufen? Was hatte er falsch gemacht?
»Ich sehe daher einer Zukunft mit dir an meiner Seite erwartungsvoll entgegen. Auch das habe ich dir bereits gesagt.«
Caleb nickte. Einmal. Neben ihm knirschte Alicia hörbar mit den Zähnen.
»Daher«, fuhr der Meister fort und stemmte sich von der Schreibtischplatte hoch in eine aufrechte Haltung, »befinde ich mich hier und jetzt in einer Lage, etwas sagen zu müssen, was mir nicht leicht fällt.«
Mach endlich und komm auf den Punkt!, dachte Caleb grimmig. Der Mann redete um den heißen Brei herum. Was zum Teufel hatte Caleb getan, das den Zirkelmeister so verärgert hatte? Caleb war bei allem – absolut allem! – doch so unglaublich vorsichtig gewesen. Es konnte unmöglich …
»Caleb, hast du heute einen Hexenjäger angegriffen?«
Caleb erstarrte und schwieg. Jeder Muskel in seinem Körper verspannte sich. Jetzt lügen? Nein. Er blickte in Curios wissende, geduldig abwartende Augen und begriff, dass der Meister die Antwort bereits kannte.
Nun gut! Dann eben die Wahrheit. Caleb nickte. »Das habe ich.«
»Was?« Alicia fuhr zu ihm herum. »Wen? Wann?«
Gebieterisch hob Curio die Hand und brachte die schwarzhaarige Hexe so effizient wie ein Knebel zum Verstummen. Aber immer noch blickte er sie nicht an. Er sah die Wut nicht, die ihre fein geschnittenen Gesichtszüge verzerrte. »Ich schätze deine Eigeninitiative. Dieser Jäger hat vier aus unseren Reihen getötet. Und ich weiß auch, dass John dein Freund war.«
Caleb presste die Lippen zusammen.
»Ich habe Verständnis für deinen Zorn«, fuhr Curio in ruhigem Tonfall fort. Fast schon freundlich, verflucht sollte er sein! »Aber du hättest vorsichtiger sein müssen.«
»Bei allem Respekt, Meister«, entgegnete Caleb und unterdrückte Zorn und Ungeduld, die in ihm hochkochten, »ich verstehe das Problem nicht. Er ist doch tot, oder?«
Curio umrundete den Schreibtisch. Seine
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