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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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Luftblasen wirbelten um ihn herum, ein ganzer Strom von Luftblasen, kleine Strudel in einer dunklen Strömung. Silas wusste: Er war zu langsam.
    Aus dem dunklen, kalten Strudel heraus fischten Hände nach ihm, packten ihn am Jackenkragen. Er versuchte sich loszureißen, kämpfte gegen die Hände an. Die Verbindung Hirn zu Muskeln wollte nicht gelingen, als er ein blasses Gesicht vor sich sah. Dunkle Augen.
    Rotes Haar?
    Oder Blut.
    Jessie blutete! Silas musste zu ihr. Sie beschützen.
    Mit einem Mal teilte sich über ihm das Wasser. Dicke Tropfen regnete es hernieder, und Silas fand sich den Hintern nach oben über der Bordwand eines flachen Metallbootes hängen.
    Herrlich erfrischende, kalte Luft brannte in seinen Lungen. Er keuchte, würgte, hustete, spuckte und versuchte sich über die Bordwand zurück ins Wasser fallen zu lassen. »Nng!«, krächzte er, versuchte es noch einmal. »Jessie«, gelang ihm herauszupressen. Wo zum Teufel war sie?
    Jemand packte ihn am Hosenbund und zerrte ihn ganz ins Boot. Das Boot schaukelte heftig, krängte mal gefährlich nach steuerbord, mal nach backbord. Silas schlug auf seiner verwundeten Schulter auf. Der Schmerz verwandelte sein Hirn in Wackelpudding.
    »Du meine Güte!« Die Stimme einer Frau. Kräftige Hände packten ihn an der Hüfte und brachten ihn dazu, sich auszustrecken. »Nicht bewegen! Deiner Kleinen geht’s gut, sie liegt gleich hier neben dir.«
    Silas wischte sich Wasser aus den brennenden Augen. »Jess«, stieß er heiser hervor. »Jessie, o Gott!« Ausgestreckt lag sie neben ihm, einGespenst mit bläulich weißer Haut. Ihre Lider waren geschlossen, die Wimpern verklebt zu nassen Stacheln. Blut rann aus einer Wunde über ihrer Schläfe.
    Unkontrolliert zitternd, bis in die letzte Zelle hinein durchgefroren, nahm Silas Jessie in die Arme, zog sie an sich. Das Boot schwankte bedenklich. »Ihr geht’s nicht gut, gar nicht gut«, knurrte er über ihren Kopf hinweg die rothaarige Frau an. »Gar nicht … Sonnenschein, halt durch!«
    Falls Silas’ Ausbruch die Frau am Heck des Bootes eingeschüchtert hatte, so zeigte sie es mit keiner Geste. Die Dunkelheit hier unten im Graben hüllte die Frau ein. Silas konnte nicht mehr als eine Silhouette erkennen. Aber die Frau benutzte gekonnt ein langes Paddel, um das flache, schmale Boot am Rand der Strömung entlangzumanövrieren.
    Ihre Stimme hatte, so hörte Silas jetzt, etwas Wettergegerbtes, Kräftiges. »Sie hat einen ziemlich üblen Schlag auf den Kopf abbekommen. Aber sie wird’s überleben, wenn wir sie aufgewärmt kriegen«, sagte die Frau. »Kuschel dich mal schön fest an sie ran, und halt sie warm!«
    Warm? Herr im Himmel, Silas konnte sich nicht einmal daran erinnern, wie man dieses Wort buchstabierte! Trotzdem versuchte er es, zog Jessie in seinen Schoß, legte sich ihre Beine um die Hüften und umarmte sie mit beiden Armen, drückte sie eng an sich. Er rieb ihr den Rücken, die Arme, versuchte, sie so zu wärmen. Irgendwie.
    »Mach dir ein paar warme Gedanken«, wisperte er in Jessies Haar. »Denk an Hitze, Wüstensand, tropische Strände! Sonne. Scheiße, Sonnenschein, du bist die Wärme in Person. Du brauchst dich nur zu bewegen, zu lächeln, und die Sonne geht auf.«
    Wellen schlugen gegen die Bordwand. Zitternd vor Kälte schälte sich Silas aus seiner Jacke und legte sie um sich und Jessie. »Als ich dich das erste Mal gesehen habe, weißt du«, flüsterte er gegen ihre Schläfe und rieb Jessie mit beiden Händen den Rücken. Er rieb schnell und so kräftig er konnte. »Da hast du mich gleich an Sex und Whiskey denken lassen. Hundert Prozent, immer schon.«
    Sex pur auf zehn Zentimeter hohen Absätzen. Silas seufzte. Er hatte recht behalten.
    »Verflixt, Sonnenschein, echt, du bist heiß, mir fällt nichts ein, was heißer wäre.« Er legte ihr das Kinn auf den Kopf und schloss die Augen. Lauschte dem Platschen des Paddels im Wasser, dem Geräusch, das seine Handflächen auf Jessies nasser Kleidung machten, während er ihr den Rücken rieb.
    Ganz allmählich, so langsam, dass Silas schon glaubte, er bilde es sich nur ein, wurde es heller. Das Licht fand seinen Weg durch Silas’ geschlossene Lider hindurch, wunderbares Licht. Es erblühte und nahm im selben Maß an Intensität zu wie die Strömung an Geschwindigkeit. Das Boot schaukelte auf den Wellen. Als Silas den Kopf hob und sich umschaute, sah er, wie die Frau sich offenkundig für weniger ruhiges Fahrwasser bereit machte. »Festhalten!«, warnte

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