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DARK MISSION - Fegefeuer

DARK MISSION - Fegefeuer

Titel: DARK MISSION - Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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Klippenwand auf, genau vor Silas’ ungläubigen Augen. Er hätte den Spalt nie bemerkt, wäre das Kanu auch weiterhin in der Strömung geblieben und hätte sie weitergetragen.
    Das Boot glitt über eine Felsnase, tauchte mit dem Bug kurz ins Wasser und fiel dann in das ruhigste grüne Wasser, das Silas je gesehen hatte.
    Kleine Wellen liefen vom Kanu weg übers Wasser, als Matilda mit raschen Paddelbewegungen Distanz zwischen Boot und Felsen brachte. »Na bitte!«, meinte sie selbstgefällig.
    Silas bekam einen flüchtigen Eindruck von Farben, hellerem Licht und merkwürdig warmer Luft.
    Jessie regte sich. Silas’ Magen verkrampfte sich. »Sie wacht auf!«
    »Nein, tut sie nicht.« Matilda zog das Paddel jetzt schneller durchs Wasser; mit überraschender Geschwindigkeit schoss das Kanu dahin. »Sie wird erst noch eine ganze Weile unruhig sein und vor sich hin stöhnen. Wir sind fast da.«
    Mit beiden Händen umklammerte Silas Jessies Gesicht, suchte nach Zeichen von Bewusstsein. Davon, dass sie ihre Umgebung wahrnähme. Ihr leicht geöffneter Mund wirkte, als schliefe sie. Wütend über sich selbst bemerkte Silas, dass der Finger zitterte, mit dem er ängstlich ihre Wange entlangfuhr.
    »Komm mit!« Das Boot stieß gegen ein Hindernis und stoppte abrupt. Matilda kletterte auf einen schmalen Steg, band das Boot fest, indem sie ein Seil um einen Pfosten schlang, und winkte Silas, ihr zu folgen. »Beeil dich! Jetzt ist es eh zu spät, es dir anders zu überlegen.«
    Sie hatte recht. Silas wusste es. Längst war alles außer Kontrolle geraten. Total außer Kontrolle geraten.
    Jessies schmächtigen Körper auf den Armen folgte Silas Matilda. Halbmondförmig war die merkwürdige Bucht, in der sie sich befanden, aus den Klippen geschnitten und umkränzte das grüne Wasser. Silas trat von dem Steg hinunter, und eine seltsame Mischung aus schwarzem Sand und glatt geschmirgeltem Kies knirschte unter den Sohlen seiner Stiefel.
    Am anderen Ende der sichelförmigen Bucht schmiegte sich ein schiefes Haus an die Klippenwand, heimeliges Licht drang aus den uneinheitlichen Fenstern keine fünfzig Schritt vom spiegelglatten, flaschengrünen Wasser entfernt. Ein Meer aus dunkelviolett blühenden Blüten floss über das Dach des Hauses. Silas roch den durchdringend schweren Duft tropischer Blumen, obwohl er im üppigen Grün, das wie eine Sichtschutzwand rechts neben dem Haus wuchs, keine Blüten entdecken konnte.
    Die Luft war tropisch schwül, erschreckend warm und überhaupt nicht das, was Silas erwartet hatte. Wo befand sich dieser seltsame Ort nur? Warum hatte niemand gemeldet, dass es ihn hier unten gab? Wenn er den Kopf in den Nacken legte, sah er hoch droben ein Stückgrauen Himmel. Die tiefe Felsschlucht musste also breit genug sein, um aus der Luft ausgemacht werden zu können. Aber er hätte sich daran erinnert, wenn in den Berichten von einem Ort wie diesem die Rede gewesen wäre.
    »Herumzutrödeln wird deiner Kleinen nicht helfen!«, sagte Matilda und gab ihm von der Veranda vor dem Häuschen gebieterisch Zeichen, endlich ins Haus zu kommen.
    Silas runzelte die Stirn, schritt aber schneller aus, um zu Matilda aufzuschließen. Beschützend drückte er Jessie an seine Brust. Jessie zitterte nicht mehr. Aber ihre Augen waren immer noch geschlossen. »Können Sie ihr wirklich helfen?«, wollte er wissen und bückte sich unter der Tür durch, die Matilda für ihn offen hielt. »Können Sie dafür sorgen, dass sie wieder zu sich kommt?«
    »Ich glaube schon.« Matilda beäugte ihn. Im Tageslicht, das durch die Fenster hereinfiel, erkannte Silas, dass sie dunkle Augen hatte, dunkelbraune Augen, einen festen, ruhigen Blick. Sie war älter, als er vermutet hatte.
    Alt in einem seltsam wissenden Sinne.
    Silas wandte den Blick ab und schaute sich um. Das hölzerne Bett und den Krimskrams überall, auf jeder freien Fläche, auf jedem bisschen Platz, quittierte er mit einem neuerlichen Stirnrunzeln. Bilder, altes, abgegrabbeltes Spielzeug. Holzschnitzereien und Vasen, in manchen standen Blumen. Über eine Wand waren Unmengen Tücher und Schals drapiert, ein wilder Mix aus Farben und Mustern. Die Fenster hatten alle unterschiedlich farbige Scheiben.
    Nur auf dem glatten Holzboden war Platz. Aber auch hier standen uralte Schaukelpferde, Sessel und Stühle, alles Antiquitäten, die es seit dem Großen Beben nicht mehr gab.
    Eine Sammlerin? Eine Überlebende?
    »Wer sind Sie?«
    »Aufs Bett mit ihr, bitte!« Matilda beugte sich über die

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