Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
herum ...“ Der
wissende Blick, den er mir zuwarf, verschlug mir die Sprache.
Meine Wangen
brannten vor Scham über das, was ich nicht in Worte fassen konnte.
„Sie meint,
ob du schon genug Blut getrunken hast“, zwitscherte Roxy. „Ich nehme nicht an,
dass ich mal dabei zuschauen ... „ Sein Blick richtete sich auf sie.
„Nein, du
hast recht, das ist keine gute Idee.“
„Wenn ihr
gestattet, dann werde ich euch später auf dem Markt treffen.“
„Na klar
doch“, sagte ich fröhlich, in dem Bemühen, den Gedanken zu verdrängen, dass er
sich jetzt auf die Suche nach einem nichts ahnenden Opfer machen würde, um
darüber herzufallen. „Später. Wir sind auf jeden Fall da.
Irgendwo.“
„Bon
appetit“, sagte Roxy.
Ich
schnappte mir ihren Arm und zog sie den grasbewachsenen Hügel hinunter in
Richtung Markt.
„Um Gottes
willen, Roxy, du kannst doch einem Vampir nicht bon appetit! wünschen!
Das ist echt so was von taktlos!“
„Warum?“,
erkundigte sie sich und stolperte über einen Erdklumpen. „Ich möchte doch nur,
dass er eine gute Mahlzeit einnimmt. Was ist denn, wenn er sich jemanden aus
einem schlechten Jahrgang aussucht? Oder jemanden mit einer Blutkrankheit? Du
magst ja keine Pläne mit ihm für später machen, aber ich schon, und ich möchte,
dass er dann guter Laune ist. Ich will nämlich alles hören, was bisher noch
nicht in seinen Büchern steht, alle dreckigen Einzelheiten über die Dunklen.
Und er hat mir versprochen, dass ich das nächste Mal mit den Daumenschrauben in
der Folterkammer hier auf dem Markt dran bin.“
Ich warf
einen Blick über die Schulter zurück, als wir am Fuß des Hügels angekommen
waren. Christian war immer noch als Silhouette gegen das Licht, das aus dem
Hotel fiel, zu erkennen. Der Wind ließ den langen Mantel um seine Beine
flattern, während er einfach nur bewegungslos dastand und uns nachsah.
„Raphael kann
heute für mich gar nicht früh genug mit seiner Arbeit aufhören. Ich hoffe nur,
dass nicht wieder irgendetwas schiefgeht“, murmelte ich leise vor mich hin.
Doch Roxy
hatte mich gehört. „Was soll denn heute Abend schiefgehen? Du wirst dich heute
von den Runensteinen fernhalten, also sollte die Welt eigentlich vor den
Unglücken, Katastrophen und Naturgewalten sicher sein, die auf deine Sitzungen
für gewöhnlich folgen.“
Es gibt
Zeiten, zu denen Roxy alles andere als vorausschauend ist.
Ich fand
Raphael bei einem der zwei Zelte, in denen abgepacktes Essen und warme Getränke
serviert wurden. Obwohl der Markt keine Lizenz für den Ausschank von Alkohol
hatte, brachten viele Gäste ihre eigenen Vorräte mit.
Da sich nun
immer mehr Menschen in Erwartung des großen Festivals in ein paar Tagen hier
versammelten, hatte Raphael besonders viel zu tun. Er musste diejenigen
herausfischen, die sich nicht mäßigen konnten und Ärger machten.
Gerade
begleitete er zwei Frauen und einen großen, dünnen jungen Mann vom Platz und
erklärte ihnen, sie könnten später wiederkommen, wenn sie nüchtern waren.
„Wenn ich
sehe, wie unsicher sie auf den Beinen sind -ganz abgesehen von den Liedfetzen,
mit denen sie gegen deine Handlungsweise protestiert haben - würde ich wetten,
dass sie sich jetzt erst mal so richtig ausschlafen, statt gleich
wiederzukommen.“
„So ist es
auch gedacht.“ Raphael lächelte, als er sich zu mir umdrehte. Um seinen Mund
herum waren Falten der Anspannung sichtbar und seine schönen Augen blickten
besorgt und abgelenkt drein. Also verwarf ich meine Pläne, ihn zu einem wahren
Rausch wollüstiger Gedanken anzutreiben, und versuchte stattdessen lieber, sein
Stirnrunzeln wegzustreichein.
„Läuft es
nicht so gut heute Abend?“
„Nicht
schlimmer, als wir erwartet hatten.“ Er ergriff meine Hand und küsste meine
Handfläche.
„Und wie war
dein Abend mit Dante?“
Ich
verdrängte rasch die grauenhafte Erinnerung an Christians Höllenqualen, die
sofort wieder in mir aufstieg. „Es ging so. Ich erzähl dir später davon.“
Viel später.
Sagen wir mal, fünf bis sechs Jahre später.
Aus dem
Funkgerät, das er am Gürtel trug, kam Rauschen und ein Schwall vollkommen
unverständlicher Wortfetzen. Er schien es allerdings zu verstehen, denn er
bellte einen Befehl in sein Funkgerät und hielt mich kurz fest, bevor er sich
eiligst auf den Weg zurück zum eigentlichen Marktgelände machte.
„Hier, nimm
das.“ Er zog den Schlüssel zu seinem Wohnwagen aus der Tasche und drückte ihn
mir in die Hand. „Ich komme so
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