Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
bald wie möglich zu dir, wenn wir hier zumachen.
Rico braucht dringend Hilfe bei einer Schlägerei in der Nähe vom Hauptzelt.
Also halt dich besser davon fern, bis wir für Ordnung gesorgt haben.“
„Kein
Problem. Mach dir um mich keine Sorgen. Ich werd mal nach Arielle sehen und
fragen, wie es ihr geht.“
Er lief in
Richtung großes Zelt, überlegte es sich dann doch anders und kehrte zurück, um
mich an sich zu ziehen und mir einen raschen, harten Kuss zu geben. „Hab ich
dir eigentlich schon gesagt, wie schön du heute aussiehst?“, raunte er mir zu.
„Nein, aber
ich bin bereit, mir später deine Entschuldigungen ob dieser ungeheuerlichen
Nachlässigkeit anzuhören.“ Ich zwickte ihn ins Kinn und fühlte, wie ein warmes
Glücksgefühl in mir aufstieg, angesichts des begehrlichen Blicks, den er mir
noch schenkte, bevor er sich endgültig auf den Weg zum Hauptzelt machte.
„Sei
vorsichtig!“, musste ich ihm natürlich noch unbedingt hinterherrufen.
Er hob
dankend die Hand und bahnte sich seinen Weg durch die immer dichter werdende
Menschenmenge.
Arielle war
mit ihrem Latein am Ende.
„Joy!“, rief
sie aus, als ich mich ihrem Zelt näherte.
Es freute
mich, die lange Warteschlange von Menschen zu sehen, die sich von ihr aus der
Hand lesen lassen wollten. Sie stand auf, entschuldigte sich kurz bei ihrem
verdatterten Kunden, rannte auf mich zu und als sie mich erreichte, griff sie
nach meinen Händen. „Oh Joy, ich bin so froh, dich zu sehen. Ich habe schon
Roxy geschickt, um dich zu suchen. Bitte, du musst mir helfen. Ich bin in einer
wirklich verzweifelten Situation.“
Ich lächelte
und drückte ihre Hände kurz. „Natürlich werde ich dir helfen. Was kann ich denn
tun?“
Sie zog mich
in ihre Bude, wo die Menschen in der Schlange - die genau wie die Besucherzahl
des Marktes beständig wuchs - langsam die Geduld zu verlieren schienen. „Tanya
will nicht arbeiten. Sie ist vor einiger Zeit zurückgekommen und hat sich
geweigert, Dominics Anordnung zu befolgen und die Karten zu legen.“
Ich ahnte
schon, worauf das hinauslaufen würde.
„Ich freue
mich, dass sie heil und gesund wieder zurück ist, und es tut mir leid, dass sie
keine Karten legen will, aber ich fürchte, ich kann dir da nicht helfen. Ich
habe nicht die leiseste Ahnung vom Tarot und ... „
„Nein,
nein.“ Sie schüttelte energisch den Kopf und zerrte mich weiter an den
wartenden Menschen vorbei. „Es ist schon alles vorbereitet. Ich werde die
Karten legen und Renée - sie ist Bastians Frau, du kennst sie doch, die
Schwangere -, sie wird aus den Händen lesen, aber dafür musst du die Runen
übernehmen, denn Renée ist eine bohémienne, eine Zigeunerin, verstehst
du, und sie hat kein Gefühl für Runen in sich. Du wirst die Runen mit größtem
Erfolg legen und ich werde dir sehr dankbar sein.“
„Aber, aber
...“
„Es ist
schon alles vorbereitet“, wiederholte Arielle und drückte mich auf ihren Stuhl.
„Ich werde jetzt zu Tanyas Stand gehen und die Tarotkarten legen.
Renée
benutzt das Teezelt für das Lesen aus der Hand. Du nimmst für eine Deutung mit
drei Steinen 150 Kronen oder fünf Euro. Das Trinkgeld darfst du natürlich
behalten. Hier sind deine Steine, Roxy hat sie aus deinem Zimmer geholt. Hast
du jetzt alles? Ja? Sehr schön!“
Arielle
klatschte in die Hände und rief mit lauter Stimme über den Lärm der Menschen
hinweg, dass eine hervorragende Runendeuterin um die halbe Welt gereist sei, um
ihnen zu weissagen.
Niemand
wirkte bei dieser Mitteilung oder angesichts meiner Erscheinung in verwaschenen
Jeans und einem Strickpulli sonderlich beeindruckt, aber es regte sich auch
kein Widerspruch, also schnappte ich mir den Beutel mit meinen Steinen und
lächelte der Frau auf dem Stuhl mir gegenüber zu.
„Denken Sie
jetzt bitte an eine Frage, die Sie beantwortet haben wollen“, sagte ich auf
Deutsch zu ihr.
Im Stillen
betete ich, dass die Menschen in der Schlange es bald leid wären zu warten und
sich auf den Weg zu einem anderen Stand machen würden.
Drei Stunden
und fünfundzwanzig Minuten später wünschte ich einem jungen tschechischen Paar
eine gute Nacht, während ich die letzten paar Münzen in Arielles Geldkassette
fallen ließ. Das Geld aus der Trinkgeldschale schüttete ich in einen
Stoffbeutel, von dem ich annahm, dass er ebendiesem Zweck diente, und stopfte
auch den in die Kassette. Dann stand ich auf und streckte meinen erschöpften
Körper. Neben dem beständigen Strom von Menschen,
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