Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
wir uns nicht mehr
berührten.
„Genau das.“
Er hielt meinem Blick stand.
Ich sah ihn
sehr lange Zeit an, äußerlich gefasst, aber tief in mir kämpften Kränkung und
Wut mit Liebe und dem Wunsch, ihm das zu schenken, was er von mir wollte. Ich
dachte darüber nach, was er mir bedeutete. Ich wog meine Liebe zu ihm gegen ein
Leben ab, in dem ich ihm nie so viel bedeuten würde, wie er mir bedeutete.
Dann hob ich
meine Kleidungsstücke auf. „Tut mir leid, diese Bedingungen sind für mich
inakzeptabel.“
„Joy ...“
Ich wandte
ihm den Rücken zu und zog mich an; tränenüberströmt band ich meine Schnürsenkel
zu.
Er sagte
nicht ein Wort, nicht ein einziges verdammtes Wort, nicht ein Wort, um mich
davon abzuhalten, ihn zu verlassen. Als ich fertig war, hielt ich kurz inne und
starrte auf das Tattoo auf seinem Bauch. Ich wollte ihm nicht in die Augen
sehen. Ich wollte die Wahrheit, die sich in ihnen spiegelte, nicht sehen. Ich
wollte nicht sehen, wie unwichtig ich für ihn war.
„Danke für
einen wunderschönen Abend. Ich hoffe, du hast Spaß bei dem, was du tust, was
auch immer das ist. Ich hoffe, die Polizei findet nicht heraus, was auch immer
du verbirgst. Ich bin sicher, du verstehst, dass ich jegliche zukünftigen
Einladungen in dein kleines Liebesnest ausschlagen muss. Wenn du mich jetzt
entschuldigen würdest, ich muss gehen.“
„Baby, sieh
mich an.“
Das Kosewort
hätte meinen Entschluss fast umgeworfen, aber ich kämpfte gegen das Verlangen
an, mich einfach in seine Arme zu werfen, und schluckte meinen Kummer herunter.
„Ich bin nicht dein Baby. Mach's gut, Raphael. Ich wünsche dir noch ein schönes
Leben.“
Er
begleitete mich zum Hotel zurück, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.
Trotz der
Tatsache, dass ich fast die ganze Nacht lang wach gewesen war, eine Leiche
entdeckt hatte und von der Polizei ausgequetscht worden war, konnte ich nicht
schlafen. Die Tatsache, dass mein Herz von dem Mann, den ich mehr als alles
andere liebte, gebrochen worden war, hielt mich wach. Ich wälzte mich in meinem
einsamen, kalten, Raphael-freien Bett hin und her und schwankte zwischen
Anfällen von Selbstmitleid, die alles bisher Erlebte übertrafen, und
erbitterter Wut, dass er es wagte, mich derart kaltschnäuzig zu behandeln.
Zwischen
diesen beiden Extremen meldete sich immer mal wieder die Stimme der Vernunft
und wies mich darauf hin, dass ich Raphael unterstützen würde, wenn ich ihn
wirklich liebte, als ihn dafür zu verurteilen, dass es etwas gab, das er nicht
mit mir teilen konnte.
Ich sagte
der Stimme der Vernunft, sie könne mich mal.
Ich
versuchte noch zweimal, Kontakt mit Christian aufzunehmen, bevor die Sonne über
den Bergen aufging, aber entweder konnte er mich nicht hören oder er zog es vor,
mich zu ignorieren. Ich wünschte, es gäbe irgendetwas, das ich tun könnte, um
ihn zum Antworten zu bewegen, aber wenn es etwas gab, das ich in den
vergangenen Tagen gelernt hatte, dann dass sich Vampire nicht gerne
herumkommandieren ließen.
Roxy wirkte
überrascht, als sie mich am Morgen an unserem Fenstertisch beim Frühstück
antraf. Die Sonne schien und es sah nach einem weiteren wunderbaren Tag aus,
zumindest wettermäßig.
„Du siehst
ja beschissen aus“, sagte sie, setzte sich hin, schnappte sich ein Brötchen aus
dem Brotkorb, riss ein Stück ab und stopfte es sich in den Mund.
„Wo ist denn
deine bessere Hälfte? Ich dachte, ihr beide hättet euch in seinem Wohnwagen
verbarrikadiert und wärt fleißig dabei, kleine Raphaels und Joys zu
produzieren.“
Ich verzog
das Gesicht. „Nein, das ist aus und vorbei.“
Sie hörte
auf zu kauen und schluckte den Riesenbrocken herunter. „Was meinst du damit, es
ist aus und vorbei? Es kann nicht aus und vorbei sein. Ich habe mich gerade
erst dazu entschlossen, euch meinen Segen zu erteilen. Was ist denn passiert?“
Ich zuckte
mit den Schultern und sah aus dem Fenster. Da draußen hatte sich nichts
geändert: immer noch dieselbe beschauliche Szenerie. Vögel sausten durch die
Luft, Menschen stiegen in Autos und fuhren davon, späte Blumen schüttelten sich
im Wind und neigten ihre Köpfe. Alles war wie immer. Alles außer mir.
„Joy?“ Roxy
legte ihre Hand auf meine, ihre Summe klang besorgt. „Süße, was ist denn
passiert? Gestern Abend wirkte Raphael noch so, als ob er es gar nicht erwarten
könnte, endlich zu dir zu kommen.“
Ich zwang
mich, nicht in Tränen auszubrechen. Das hatte ich in der vergangenen Nacht auch
wahrlich
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