Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
ich Henri, der sich gerade beim Verlassen eines der
Toilettenhäuschen den Reißverschluss hochzog.
„Henri, wo
ist Raphael?“, fragte ich, als ich ihn im Laufschritt erreicht hatte.
Er runzelte
die Stirn. „Solltest du nicht bei der Show sein? Ich dachte, Raphael hätte
gesagt, dass du dort bist. Sie ist doch noch nicht vorbei, oder?“
Ich war nahe
daran, vor lauter Ungeduld auf und ab zu hüpfen. „Vergiss die Show. Ich muss
Raphael finden. Es ist wirklich wichtig. Also, wo ist er?“
„Das wird
ihm aber gar nicht gefallen, dass du nicht bei der Show bist“, erklärte Henri.
„Das wird es
schon, wenn er hört, was ich ihm mitzuteilen habe. Wo kann ich ihn finden?“
„Er hat
gesagt, du sollst bei Paal bleiben. Raphael wird nicht sehr erfreut sein, dass
du ohne Paal weggegangen bist.“
Hundewelpe
hin oder her, ich hätte ihn am liebsten erwürgt. „Henri“, sagte ich mit einem
Lächeln, das einem Hai jede Ehre gemacht hätte, „weißt du noch, was ich mit
Christian im westlichen Garten gemacht habe?“
Seine Hand
legte sich schützend vor seine Leistengegend, als er heftig zu nicken begann.
„Gut. Ich tu
das wirklich nicht gerne, aber wenn du mir nicht auf der Stelle sagst, wo
Raphael ist, dann mache ich mit dir genau dasselbe.“
Er riss die
Augen weit auf. „Er ist unten in der Höhle“, antwortete er rasch mit belegter
Stimme.
„In der
Höhle? Jetzt schon? Danke, Henri. Wünsch mir Glück.“
Ich raste
davon wie ein Jagdhund, der einem Hasen auf der Spur ist, wich immer wieder
Leuten aus, als ich mich vom Festivalgelände entfernte und über den Kiesweg
rannte, der in Kurven und Windungen bis auf den Boden des Abgrunds führte, wo
sich der Eingang zur Höhle befand. Da die Höhlen nur für ein paar Stunden gegen
Mitternacht geöffnet sein sollten, waren hier nicht sehr viele Menschen
unterwegs, und die meisten von ihnen waren Paare, die dorthin gekommen waren,
um in Ruhe zu knutschen.
Ich rannte
den Weg entlang auf den kühlen, dunklen Höhleneingang zu, wo das gelbe Licht
von Natriumdampflampen die Dunkelheit der Höhle ein wenig erhellte. Am Eingang
selbst stand niemand, aber ich konnte von drinnen Stimmen hören. Einen Moment
lang lauschte ich. Eine der Stimmen schien Raphael zu gehören, aber abgesehen
davon konnte ich nicht erkennen, wer sonst noch redete oder wo genau innerhalb
der Höhle sie sich befanden.
Dort drinnen
waren Stimmen über sehr weite Entfernungen zu hören. Ich betrat die Höhle und
eilte tiefer hinein, ohne auf die Sehenswürdigkeiten zu achten, oder die
Schilder, die diese erklärten.
„Gott sei
Dank war ich schon mal hier“, sagte ich zu mir selbst, als ich an einer
Abzweigung stehen blieb.
Der Rundgang
führte um eine Biegung nach links zu einer kleinen Bootsanlegestelle. Auf der
rechten Seite befand sich ein ungepflasterter Pfad, der einem Schild zufolge zu
einem Wartungsbereich führte.
Ich hielt
die Luft an und lauschte. Das tiefe Grummeln von Raphaels Stimme kam von
rechts. Also bog ich auf diesen Pfad ab, blieb kurz stehen und rannte los, als
ich hörte, wie ihm eine Frauenstimme antwortete.
Der Pfad war
nur spärlich beleuchtet und die Entfernung zwischen den einzelnen Lampen
ziemlich groß. Ich stolperte ein paarmal über Schutt und Felsbrocken, aber ich
konnte es vermeiden hinzufallen. Als ich dann eine weitere Biegung umrundete,
wäre ich um ein Haar in Raphael hineingerannt.
„Was zum
Teufel ist hier los?“, schrie ich und starrte ihn entsetzt an.
Er stand
ganz dicht bei einer Frau, sein Mund beinahe in ihrem Haar vergraben, während
seine widerlichen, stinkenden, betrügerischen Hände sich unter ihrem Pullover
bewegten.
„Du
Bastard!“, kreischte ich so laut, dass meine Worte schier endlos durch die
Höhle hallten. Bei meinem Geschrei fuhren ihre Köpfe herum, beide Gesichter
zeigten fast identische Mienen der Überraschung. Die Frau war ungefähr fünfzehn
Zentimeter kleiner als ich, zierlich und hatte ein hübsches, herzförmiges
Gesicht, das von langem, lockigem Haar eingerahmt war, das ich ihr am liebsten ausgerissen
und mit den Füßen in die Erde gestampft hätte.
Raphael
besaß auch noch die Frechheit, verärgert auszusehen. „Joy! Was machst du denn
hier?“
„Oh!“,
heulte ich laut auf. In mir kämpfte Wut gegen den Schmerz angesichts seines
Betrugs. Ich holte aus und rammte ihm meine Faust geradewegs in das Tattoo auf
seinem Bauch. Er stöhnte und ließ die Schlampe los, um sich den Bauch zu
halten. „Du
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