Dark one 01 - Blind Date mit einem Vampir-neu-ok-06.12.11
zu werden schien, aber ich streckte eine Hand aus, um
ihn davon abzuhalten, sich einzumischen.
„Weißt du
was? Ich fühle ganz ehrlich nichts als Mitleid für dich. Du wirst von deiner
Wut und deinem Hass auf mich aufgefressen, weil du dir einbildest, dass ich auf
deinen Posten scharf bin, aber die Wahrheit ist, dass du selbst dann nicht
zufrieden wärst, wenn ich gleich morgen abhauen würde. Ich glaube, du solltest
mal in dir selbst nach der Antwort auf die Frage suchen, was dich Eigentlich
derart unglücklich macht. Wie die Runen schon sagten, niemand wird glücklich,
wenn er anderen die Schuld für das Unglück in die Schuhe schiebt, das er selbst
verursacht hat.“
„Ich werde
glücklich sein erst, wenn du bist tot“, versprach sie, dieses Mal laut genug,
dass sowohl Roxy als auch Christian es hören konnten, so wie ein halbes Dutzend
andere Leute in unserer Nähe.
Einige
drehten sich bei ihren Worten um, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie sie den
Eimer mit dem schmutzigen Wasser packte und in meine Richtung schleuderte.
„Was zur
...“, brachte ich noch heraus. Dann stand ich sprach- und fassungslos da, wie
gelähmt vom kalten Wasser, das mich voll ins Gesicht getroffen hatte.
Ich blickte
an mir hinunter und sah, wie trübes, rußiges Wasser über meinen Mantel und mein
geliebtes Samtkleid lief und um die dazu passenden Ballerinas mit
perlenbesetzten Riemchen Pfützen bildete. Als ich endlich wieder in der Lage
war, mehr als unzusammenhängendes Gestammel von mir zu geben, hatte Tanya sich
längst wieder abgewandt und schritt davon. Ich konnte ihr nur noch ein paar
ausgesuchte Schimpfwörter hinterherrufen. Die Leute, die um uns herum gestanden
hatten, gingen rasch weiter, als ob es ihnen peinlich wäre, Zeugen einer
solchen Szene geworden zu sein. Roxy packte meinen Arm und hielt mich davon ab,
Tanya hinterherzulaufen und ihr Gesicht in den Schlamm zu drücken.
„Meine Güte,
du siehst echt schrecklich aus. Komm, Rocky, wir bringen dich jetzt erst mal
nach Hause und ziehen dir trockene Klamotten an, bevor deine nächste Runde mit
der Hexe des mährischen Hochlands eingeläutet wird.“
Christian
gab mir ein Taschentuch, damit ich mir wenigstens das Gesicht abwischen konnte,
und hörte nicht auf, mit leiser Stimme irgendwelche Sachen vor sich hin zu
murmeln, die mich wohl beruhigen sollten.
„Nein,
vielen Dank.“ Ich wischte und rubbelte, in der Hoffnung, den schlimmsten Dreck
entfernen zu können. Dann lächelte ich Christian zu. „Ich werde das hier
waschen lassen, bevor ich es dir zurückgebe. Wenn du nichts dagegen hast, dann
ziehe ich mich jetzt zurück und werde sehen, dass ich diese nassen Klamotten
loswerde.“
„Ich komme
mit dir“, bot Roxy selbstlos an. Ich drückte kurz ihre Hand.
„Nicht
nötig. Ich gehe noch nicht ins Hotel zurück. Ich werde mich in Raphaels
Wohnwagen abtrocknen.“ Diese Worte waren zwar an Roxy gerichtet, aber meine
Augen ruhten auf Christian. Er erstarrte kurz und sein undurchdringlicher Blick
erforschte mein Gesicht.
„Bist du
sicher?“, erkundigte sich Roxy und sah zwischen mir und Christian hin und her.
Ich nickte.
„Bin ich. Wir sehen uns dann morgen früh, okay? Christian, sind wir noch
verabredet für die Kerkerbesichtigung morgen?“
Er schwieg
einen Augenblick; sein Blick war verschleiert, als ob er nichts von sich preisgeben
wollte. Doch dann bewegte er die Hand in einer eleganten Geste der
Kapitulation. „Ich wäre entzückt. Ich habe am Vormittag noch etwas zu tun, aber
wenn ihr nachmittags noch nichts vorhabt, werde ich euch mit größtem Vergnügen
durch das Schloss führen.“
„Großartig.“
Ich lächelte und warf Roxy einen Blick zu, der sie ermahnte, sich anständig zu
benehmen.
„Dann bis
morgen. Vielen Dank für deine Hilfe, ich weiß das wirklich zu schätzen.“ Aus
lauter Übermut küsste ich ihn auf die Wange. Seine Hände umfassten meine Arme
für einen winzigen Augenblick, bevor er mich wieder losließ.
Ich machte
mich auf den Weg zu Raphaels Wohnwagen und drängelte mich durch die dichten
Menschenmassen.
„Joy!“ Als
Roxy meinen Namen rief, drehte ich mich um. Sie kam auf mich zugelaufen, warf
ein paar Teenagern mit Irokesenfrisur, die mein durchnässtes Ich mit offenem
Mund anstarrten, einen bitterbösen Blick zu, bis sie sich abwandten, und
zischte: „Du bist doch gut versorgt für heute Nacht, oder?“
Gut
versorgt? Häh? „Was?“
Sie zog mich
aus dem Menschenstrom zur Seite und begann in ihrer
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