Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
trinken. Jetzt mach
schon!“
Seine Hände flatterten hilflos über die Bettdecke.
„Geht nicht“, murmelte er. „Geliebte.“
„Ach, verflucht...“
„Was ist los?“, fragte Roxy, als ich mich aufrichtete.
„Er will mein Blut nicht. Ich glaube, es hat etwas damit zu tun, dass
ich Christians Geliebte bin.“
„Freut mich, dass dir endlich ein Licht aufgegangen ist“, entgegnete
Roxy und tippte sich nachdenklich ans Kinn. „Weißt du, ich glaube, er kann dein
Blut wirklich nicht trinken. Die Vereinigung ist noch nicht vollzogen, oder?“
Ich schüttelte den Kopf.
Sie fuhr mit der Kinntipperei fort. „Das ergibt Sinn. Wenn ein Dunkler
einmal Anspruch auf eine Frau erhoben hat, ist sie in einer Art Warteschleife
und für andere Dunkle tabu. Da die Vereinigung noch nicht stattgefunden hat,
gehörst du noch nicht zu ihnen, aber du bist auch kein richtiger Mensch mehr,
weil ihr bereits ein paar Schritte des Vereinigungsrituals absolviert habt.“
„Es fehlt nur noch der letzte“, erklärte ich. „Aber Moment mal, was
soll das heißen - ich bin kein richtiger Mensch mehr?“
„Demzufolge, was Christian in einem von seinen Büchern geschrieben hat
- du musst sie unbedingt lesen, sonst hast du ja überhaupt keine Ahnung
von Dunklen, und das wird sich als echtes Handicap erweisen, wenn du erst mal
mit einem verheiratet bist -, ist dein Blut jetzt Gift für alle anderen
Dunklen.“
Ich starrte Roxy mit offenem Mund an. „Das ist ja wohl das
Lächerlichste, was ich je gehört habe! Mein Blut ist nicht giftig!“
„Für Christian nicht, aber wenn du dem armen Sebastian nur ein
bisschen was auf die Lippen tropfst, machst du ihn kalt, um nicht zu sagen,
eiskalt!“
Wir schauten Sebastian an. Er lag so still und leblos da, dass man
beinahe glauben konnte, er sei bereits tot. So konnte ich ihn nicht da liegen
lassen, das ging einfach nicht. Christian würde nicht wollen, dass sein Freund
litt, und ich konnte es nicht zulassen. Nicht, wenn es eine Möglichkeit gab,
ihm zu helfen.
„Was willst du denn jetzt machen?“, fragte Raphael. Ich drehte mich
lächelnd zu ihm um.
Er war k. o., bevor er den Schlag kommen sah.
„Was hast du getan?“ Roxy riss die Augen auf, als Raphael zu Boden
ging. Sie schaute von seinem gewaltigen Körper zu meiner kleinen Faust. „Und
vor allem: Wie hast du das angestellt?“
Ich nahm Raphaels linken Arm und wies mit dem Kinn auf den rechten.
„Hilf mir! Er wird nicht sehr lange bewusstlos sein. Ich habe einen Zauber
benutzt, um meinem Schlag mehr Wirkung zu verleihen, aber das hält nicht lange
an. Ich bin nicht besonders gut im Zaubern.“
Roxy ächzte, als wir Raphaels Oberkörper so aufs Bett hievten, dass
sein Kopf neben Sebastians Oberschenkel zu liegen kam. Ich rollte ihm den Ärmel
hoch und hielt Sebastian seinen Arm hin.
„Es ist angerichtet!“
Sebastian schaute von dem Handgelenk vor seinem Mund auf den
bewusstlosen Mann herunter, der halb auf, halb neben dem Bett lag.
„Du hast keine andere Wahl“, sagte ich. „Es mag dir unangenehm sein,
das Blut von jemandem zu trinken, der an deiner Rettung beteiligt war, aber
Roxy werde ich nicht dazu zwingen, und mein Blut willst du nicht. Entweder
nimmst du mit Raphael vorlieb oder du bekommst gar nichts.“
Sebastian nickte und öffnete den Mund, aber sein Widerwille war ihm
deutlich anzusehen.
„Raphael wird so s auer auf dich sein“, sagte Roxy und
beobachtete mit großen Augen, wie Sebastian seine Zähne in Raphaels Handgelenk
schlug. „Ich meine richtig sauer, um nicht zu sagen, stinksauer!“
„Dann sag ihm, er muss eine Nummer ziehen“, entgegnete ich, holte die
Stoffpuppe unter meinem Pullover hervor und legte sie behutsam auf den Boden.
„Es gibt eine Menge Leute, die schon vor ihm auf mich sauer waren. Solange
Sebastian sich voll saugt, kann ich das hier noch schnell erledigen.“
„Was denn? Was ist das für eine Puppe?“
Ich erzählte ihr von dem Geist, den Guarda beschworen hatte, während
ich mit Kreide einen Kreis auf den Boden zeichnete.
„Moment mal, wenn sie den Geist beschworen und an einen Hüter gebunden
hat, was kannst du dann noch tun? Ich dachte, das ginge nach der Devise ,Wer
zuerst kommt, mahlt zuerst'?“
„Es gibt noch eine andere Devise, die mir besser gefällt“, sagte ich
und holte eine kleine Schere, ein Band und die Flasche mit dem Weihwasser aus
meiner Tasche. „Wer's findet, dem gehört's!“
Roxy zögerte einen Augenblick, doch dann kam sie zu mir an den
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