Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
zu dem letzten
Schritt gedrängt, und ich hatte mich nicht ein Mal von ihm unter Druck gesetzt gefühlt.
Er hatte mir den Eindruck vermittelt, auch ohne die Vollendung des Rituals
glücklich mit mir zu sein, doch ich wusste ganz genau, dass ich schuld daran
war, dass man ihn nun in diesem Haus gefangen hielt, während ich hier gesund
und wohlbehalten mit Sebastian saß.
„Äh, das war Allies Faust“, sagte Roxy zu Raphael. „Aber sie hatte
einen guten Grund, dir eine zu verpassen.“
„Nein!“, rief ich und krallte meine Finger in die Bettdecke.
„Du hattest keinen guten Grund?“, fragte Roxy verwundert,
während sie Raphael aus den Augenwinkeln beobachtete. Er versuchte aufzustehen,
aber erst beim dritten Versuch kam er auf die Beine. „Äh... ich dachte, es war
wegen der Raubtierfütterung?“ Sie sah mich bedeutungsvoll an.
„Stimmt ja auch. Ich hatte einen sehr guten Grund dafür, Raphael eine
zu verpassen. Ich meinte, nein, ich werde nicht zulassen, dass Christian wegen
meiner Dummheit leidet.“
„Wenn du Christian schlägst, wie du mich geschlagen hast, wie kannst
du dann sagen, dass du ihn nicht leiden lassen willst?“, beschwerte sich
Raphael und bewegte prüfend seinen Unterkiefer hin und her.
„Sie hat ein bisschen gezaubert, damit sie mehr Schlagkraft hat“,
erklärte Roxy rasch. Ich sah sie böse an. „Was? Raphael soll doch nicht denken,
ihn könnte jeder X-beliebige einfach so umhauen.“
„Sehr freundlich, Roxy. Aber ich wäre euch dankbar, wenn ihr mir jetzt
mal erklären könntet, warum es nötig war, mich auszuknocken.“
„Ich brauchte Blut“, meldete Sebastian sich zu Wort. „Du hast mir das Leben
gerettet.“
Raphaels Blick verfinsterte sich. „Wie bitte?“
„Siehst du? Ich habe dir doch gesagt, er wird sauer sein!“
Ich hob beschwichtigend die Hand, denn Raphael sah mich an wie ein
wütender, angriffsbereiter Stier.
„Raphael, ich werde dir das alles später erklären. Jetzt hat Christian
erst mal oberste Priorität. Also, Sebastian, ich will alles, jede Kleinigkeit,
an die du dich erinnern kannst! Fang ganz von vorn an, als du geschnappt
wurdest, und lass nicht die kleinste Kleinigkeit...“
Die Schlafzimmertür flog auf, und ein heftiger Windstoß fegte in den
Raum. Ich erstarrte, als mir ein vertrauter Geruch in die Nase stieg.
„Du hast dem Vampir mein Blut zu trinken gegeben? Du hast mich
ausgeknockt und ihn mein Blut trinken lassen? Ohne mich vorher um Erlaubnis zu
fragen?“
„Allie, wir haben ein Problem!“, rief Esme, die in diesem Moment mit
dem unheilvollen Wind ins Zimmer wirbelte.
„Und du hast einfach zugesehen, wie sie mich umhaut und an den Vampir
verfüttert?“
„Also ehrlich, Raphael, was sollte ich denn tun? Sie ist größer als
ich und hat alle möglichen coolen Tricks drauf. Und abgesehen davon brauchst du das ganze Blut doch gar nicht. Hat dir deine Mutter nicht beigebracht,
mit anderen zu teilen?“
Honoria klammerte sich mit vor Angst weit aufgerissenen Augen an Esme,
die mich besorgt ansah.
„Das ist mein Blut! Da habe ich ja wohl bei der Frage, wozu es
verwendet wird, ein Wörtchen mitzureden!“
„Ein Problem?“, fragte ich matt. Eigentlich wollte ich es gar nicht
wissen.
„Du wirst mir das Ganze auf der Stelle erklären, Allie, und
nicht erst später!“, knurrte Raphael und kam auf mich zu.
Gleich ist es so weit, dachte ich, gleich schnappe ich über! Wenn
jetzt noch eine winzige Kleinigkeit dazukommt ...
„Tut mir leid, meine Liebe, aber der Dämon ist anscheinend wieder da.
Im Erdgeschoss ist schon alles voll von Dämonenrauch. Und ich befürchte, der
Keller wurde geradewegs in die HÖLLE hineingesaugt.“
...dann platzt mir der Kopf!
17
„Natürlich! Ausgerechnet wenn Christian mich braucht, häufen sich hier
die Notfälle! Erst Sebastian, dann ein Dämon. Was kommt als Nächstes? Die
Apokalypse?“, schimpfte ich vor mich hin und packte hastig meine Tasche. Das
Weihwasser kam als Letztes hinein, damit ich es griffbereit hatte.
„Es tut mir so leid, dass ich Ihnen den Abend verderbe“, entschuldigte
sich Esme.
„Was hat Esme eigentlich damit gemeint, dass der Keller gerade...“
Ich hielt Roxy den Mund zu. „Sprich niemals das H-Wort aus, wenn ein
Dämon im Haus ist!“
Als sie mit großen Augen nickte, nahm ich die Hand von ihrem Mund.
„Ich habe keine Ahnung, was da unten passiert ist, und ich gehe wohl besser mal
nachsehen, anstatt Christian zu retten, was ich eigentlich tun sollte.“
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