Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
mich
durchdringend an. Seine Augen wurden noch schwärzer als schwarz, und dann
berührten sich unsere Lippen für einen kurzen - viel zu kurzen - Augenblick,
bevor er sich langsam von mir löste. Aus dem Feuer, das er in meinem Inneren
entfacht hatte, war bei dem federleichten Kuss ein regelrechtes Inferno
geworden, und so stellte ich überrascht fest, dass mein Körper noch heil und
ganz war, wenngleich er sich nicht gerade in der anmutigsten Pose präsentierte.
Christian richtete sich auf und reichte mir die Hand.
„Siehst du? Ich hatte Recht. Er hat sie geküsst!“
Ich schenkte Roxy keine Beachtung und sah Christian nachdenklich an.
Was sollte das heißen, ich hätte seine Pläne durchkreuzt? Was für ein Plan
steckte denn dahinter, wenn er sich überall die Haut aufschlitzte und in einen
feuchten Keller legte?
Und wo ich schon dabei war, was hatte er damit gemeint, als er sagte,
ich hätte nicht so „betont auffällig“ herumbrüllen müssen?
Unterstellte er mir etwa, dass ich eine Komplizin der Frau mit der
Pistole war und mein Warnruf nur als Täuschungsmanöver gedient hatte?
Ich verzichtete darauf, mir von ihm helfen zu lassen, und rappelte
mich wutschnaubend auf (unter Schmerzen und weitaus schwerfälliger, als mir
angesichts des Publikums lieb war). Als einige Leute entsetzt nach Luft
schnappten, wie ich es nur zu gut kannte, begann ich hastig, meine Brille zu
suchen.
„Hier“, sagte Roxy und drückte sie mir in die Hand. „Sie lag direkt
vor Joys Füßen, aber mit ihrem dicken Bauch kann sie sich nicht mehr bücken.“
Ich setzte rasch die Brille auf, hinter deren dunklen Gläsern ich mich
sicher und geschützt fühlte - so sicher und geschützt, wie man sich eben fühlen
kann, wenn man gerade mit knapper Not einer Pistolenkugel entgangen ist.
Joy, die leise mit Christian geredet hatte, kam zu mir und ergriff
meine Hände. „Alles in Ordnung, Allie? Christian hat dir doch nicht wehgetan?“
„Ich habe ihr das Leben gerettet!“, protestierte er.
„Und ich dir deins“, fuhr ich ihn an. Was bildete er sich eigentlich
ein? Der Mann hatte eindeutig ein ernstes Problem. „Das kann man auch anders
sehen“, entgegnete er und klopfte sich den Staub von der Kleidung.
Wie er mich behandelte, ging mir gewaltig gegen den Strich.
Die Sehmerzen in meinem Bein brachten mich zusammen mit dem
selbstgefälligen, arroganten Verhalten dieses Mannes derart in Rage, dass ich
möglicherweise etwas übertrieben reagierte. Ich stemmte die Hände in die Hüften
und funkelte ihn zornig an. „Du bist ein richtiges Ekelpaket, weißt du das?
Jeder andere würde vor Dankbarkeit auf die Knie fallen, wenn sein Retter vor
ihm steht, aber du verdrehst die ganze Zeit die Tatsachen und beleidigst mich,
statt mir dafür zu danken, dass ich mir die Zeit genommen habe, dir dein mieses
kleines Leben zu retten!“ „Du hättest dich gar nicht einmischen müssen. Mein
Leben war zu keinem Zeitpunkt bedroht“, entgegnete Christian aufgebracht doch
mir kam es vor, als streichelte mich seine wohlklingende tiefe Stimme.
„Sie streiten sich“, sagte Roxy überflüssigerweise zu Joy. „Also gut“,
sagte ich und bohrte den Zeigefinger in seine Brust.
„Wenn noch mal jemand versucht, dich umzubringen, dann lasse ich ihn
einfach gewähren, ja? Und wenn du tot bist, dann beschwöre ich dich, damit du
mir sagen kannst, wie leid es dir tut.
Und glaub mir, es wird dir verdammt Leid tun!“
Christian machte einen Schritt auf mich zu, sodass wir beinahe
zusammenstießen, und sah mich grimmig an. „Du gehörst zu der Sorte Frau, die
ich überhaupt nicht leiden kann. Du bist aggressiv und eigensinnig und scheinst
zu glauben, es sei dein gutes Recht mich grundlos zu beleidigen!“
„Eigentlich dürften sie sich nicht streiten, oder?“
Ich schnippte mit den Fingern und winkte ab. „Als würde mich
interessieren, welche Sorte Frau du leiden kannst und welche nicht! Und du hast
verdammt recht, ich bin aggressiv und eigensinnig, und wenn du dich von mir
beleidigt fühlst, dann ist das dein Problem!“
„Ich meine, das ist nicht richtig, oder? Dass sie sich so streiten
meine ich. Verstößt das nicht gegen die Regeln?“
„Ich weiß es nicht“, sagte Joy mit besorgter Miene. „Ich dachte so
etwas wäre gar nicht möglich, aber... vielleicht haben wir uns ja geirrt.“
Christian sah Joy an und knurrte etwas, das für mich nach deutschen
Wörtern klang und mit Sicherheit ziemlich unhöflich war, dann marschierte er
davon.
Weitere Kostenlose Bücher