Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
die
Rippen, bis er mich losließ. „Es gibt keine Beziehung, und da ist auch nichts
zu ergründen.“
„Oh, ein Streit unter Liebenden!“, sagte Esme vergnügt und klatschte
in die Hände. Ich sah sie böse an. „Ich habe viele junge Freunde, und sie sind
alle der Meinung, dass ich die besten Ratschläge erteile. Wenden Sie sich in
der Stunde der Not an mich, mein Kind!“
Ich musste sehr an mich halten, um nicht mit den Augen zu rollen.
„Vielen Dank, Mrs. Cartwright. Ich werde daran denken“, antwortete ich höflich.
„Esme, bitte“, verbesserte sie mich sanft. „Sich beim Vornamen zu
nennen ist doch viel angenehmer, finden Sie nicht? Und jetzt müssen Sie mir
unbedingt erklären, was ich eigentlich hier mache, denn ich erinnere mich nur
noch daran, dass ich mich nach dem entsetzlichen Vorfall mit den
Frischvermählten schlafen gelegt habe. Wissen Sie, die beiden nahmen Anstoß
daran, dass ich bei ihnen hereingeschaut hatte, um ihnen mit meinem Rat
hilfreich zur Seite zu stehen.“
Endlich war der Moment gekommen, auf den ich mich so lange vorbereitet
hatte! Dem ich so entgegengefiebert hatte! Ich räusperte mich und versuchte
Christian - so gut es ging - zu ignorieren. „Ich habe Sie beschworen, um der
Menschheit Aufschluss über das Leben nach dem Tode zu geben. Wenn Sie
gestatten, würde ich gern ein paar Messungen durchführen und Ihnen einige
Fragen stellen, und dann werde ich Sie mit dem größten Vergnügen befreien und
an den Ort Ihrer Bestimmung schicken. Und wenn Sie das Gefühl haben, noch etwas
erledigen zu müssen, jemandem noch etwas sagen zu müssen, dann werde ich Ihnen
gern dabei helfen, so gut ich kann. Bedenken Sie jedoch, dass Sie vor über
fünfzig Jahren verschieden sind und die Wahrscheinlichkeit, dass ich Ihre
Lieben kontaktieren kann, nicht sehr groß ist.“
Es war eine schöne Rede, eine wirklich sehr schöne Rede, und sie kam
von Herzen, aber Esme bekam nicht viel davon mit, denn die Katze, die
offensichtlich durch die Beschwörung in ihrem Schlaf gestört worden war, kam
unter dem Sessel hervor. Als Esme sie sah, lief sie kreischend auf sie zu und
nahm sie auf den Arm. Sie küsste und knuddelte sie und drehte sich mit ihr im
Kreis und drückte das arme Tier immer wieder an ihren üppigen Busen. „Da ist ja
mein kleiner Schnuckel! Da ist ja Mamas Liebling!“, rief sie ein ums andere
Mal.
„Hmmm“, machte ich und nahm mein Notizbuch zur Hand. „Interessant.
Geister, die an denselben Ort gerufen werden, können körperlich interagieren.“
„Offensichtlich“, entgegnete Christian und verzog das Gesicht, als er
beobachtete, wie Esme den Kopf der Katze mit Küssen pflasterte.
„Hast du etwa nie ein Haustier gehabt?“, fragte ich.
„Mehrere. Sie sind alle gestorben.“
Ich sah ihm ins Gesicht und nahm einmal mehr den Schmerz wahr, der
seinen Blick trübte. „Was willst du eigentlich von mir?“, platzte es
unvermittelt aus mir heraus.
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, und seine Augen wurden so hell
wie Eichenholz. „Wäre Erlösung zu viel verlangt?“
Ich verbot mir, sein Lächeln zu erwidern. „Wahrscheinlich.“
„Verstehe. Wie wäre es dann mit einer Verabredung für morgen Abend? Es
gibt da eine Vorführung, die dich interessieren könnte.“
„Mein lieber kleiner Schnuckel! Hast du die Mama vermisst? Du hast mir
so gefehlt, mein Schnuckelchen!“
„Was für eine Vorführung denn?“
„Ein Experiment, sollte ich vielleicht besser sagen. Ein bekanntes
Medium hat Leute mit übersinnlichen Fähigkeiten dazu eingeladen. Die
Veranstaltung ist öffentlich.“
Ich fragte mich, woher Christian von der Spiritistenparty wusste, aber
wahrscheinlich pfiffen das die übersinnlichen Spatzen bereits von den Dächern.
„Ich habe davon gehört. Das kann ganz interessant sein, obwohl ich
eigentlich nicht weiß, warum du da mit mir hingehen willst. Schließlich bin ich
kein bisschen feminin und unterwürfig und sanftmütig, und außerdem habe ich
noch dieses Riesenproblem mit meinem Aussehen.“
Er kam zu mir und fasste mir ans Kinn, und sofort begannen kleine
Flammen der Lust an meinem Hals zu züngeln. „Du bist aber auch eine sehr
begabte Frau, und sehr intelligent, wenn auch ein wenig gefühlskalt.“
Die Flammen erloschen. Ich schlug seine Hand fort und überging Esmes
entsetzten Aufschrei. „Du bist der größte Schuft, der mir je begegnet ist! Seit
du hereingekommen bist - als ungebetener Gast wohlgemerkt -, hast du mich in
einem fort
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