Dark one 02 - Kein Vampir für eine Nacht-neu-ok-06.12.11
gefunden!“
Endlich ein Satz, den ich verstand. „Moment mal, wenn du meinst, ich
wäre Christians große Eroberung, muss ich dich enttäuschen. Ich habe gestern
Abend mit ihm darüber gesprochen, und er hat mir selbst gesagt, dass ich nicht
seine Auserwählte bin. Er sagte auch, er wolle dich davon in Kenntnis setzen.“
Als Joy mich niedergeschlagen ansah, fügte ich sanft hinzu: „Aber das hat er
offenbar nicht getan.“
„Ich habe Christian nicht mehr gesehen, seit er uns nach der
Signierstunde nach Hause gebracht hat“, sagte Joy mit bekümmerter Miene und
nahm sich ein Ingwerplätzchen. Sie runzelte nachdenklich die Stirn, doch nach
einer Weile glätteten sich ihre Züge wieder. „Nein, nein, er irrt sich. Ganz
bestimmt.“
„Wer irrt sich?“, fragte Roxy, als sie sich eine Handvoll Plätzchen
griff.
„Christian. Er hat Allie gesagt, sie sei nicht seine Auserwählte.“
„Ach so. Natürlich irrt er sich! Er hat schon falsch gelegen, als er
dachte, du seist seine Auserwählte - da wundert es nicht, wenn er sich auch bei
ihr täuscht“, entgegnete Roxy. „Der Arme ist ein bisschen minderbemittelt, was
die Auserwähltenerkennung betrifft“, raunte sie Esme zu.
„Wirklich? Dabei macht er so einen netten Eindruck.“
„Moment mal!“, sagte ich und hob die Hand, weil ich das Gefühl hatte,
nicht mehr mitzukommen. „Können wir noch mal kurz rekapitulieren? Christian
dachte du seist seine Auserwählte? Hast du das gemeint, als du sagtest, ich
soll nicht denken, es sei wichtig?“
Nun begannen alle drei gleichzeitig auf mich einzureden: Roxy, um mir
klarzumachen, dass Christian auch nur ein Mann war, obschon ein ganz süßer, den
sie von Herzen liebte (rein platonisch natürlich, da sie einen hinreißenden
Ehemann hatte), und dass Männer nun einmal Idioten waren, wie jede Frau wusste;
Esme, um mich zu informieren, dass ein Korsett Wunder wirkte, wenn alles andere
versagte; und Joy, um mir zu versichern, dass Christian nur ein wenig verwirrt
gewesen sei und inzwischen alle Missverständnisse aus dem Weg geräumt seien.
Ich ließ sie reden, lehnte mich zurück und hörte gar nicht hin, um in
Ruhe nachzudenken.
Christian hatte geglaubt, Joy sei seine Auserwählte. Sie war eindeutig
verliebt in den großen Kerl namens Raphael, aber ebenso eindeutig war Christian
ein sehr enger Freund von ihr. Aus der Wärme, die aus seinem Blick sprach, wenn
er über sie redete, schloss ich, dass Christian ihr ebenso zugetan war.
Die Frage war nur, ob seine Gefühle für sie über das Freundschaftliche
hinausgingen. Verbarg sich hinter der Fassade der Freundschaft vielleicht ein
gebrochenes Herz? Oder litt er vielleicht sogar so sehr unter der Abfuhr, die
er von Joy bekommen hatte, dass er bereit war, sich an jeden x-beliebigen
warmen Körper zu klammern, um sich darüber hinwegzutrösten, dass seine Liebe
unerwidert blieb? Ich wusste nicht genug über die Dunklen, um zu durchschauen,
wie diese ganze Sache mit der Auserwählten funktionierte, aber mir war inzwischen
klar geworden, dass es sich um eine ziemlich ernste Angelegenheit handelte, und
wenn Christian geglaubt hatte, Joy sei seine Seelenretterin, dann musste er
auch sehr starke Gefühle für sie haben.
So weit, so schlecht - und warum machte mir dieser Gedanke so zu
schaffen?
„Okay, das genügt, ich habe verstanden“, sagte ich und versuchte etwas
Ordnung in das Chaos zu bringen. „Vielleicht kann mir eine von euch jetzt diese
Schritte erklären. Und was hat es überhaupt mit diesem Vereinigungsritual auf sich?
Davon habe ich noch nie gehört.“
Joy wirkte bedrückt und futterte geistesabwesend sechs Plätzchen. „Das
Vereinigungsritual besteht aus mehreren Schritten. Genau genommen sind es
sieben Schritte, die zur Vereinigung eines Dunklen mit seiner Auserwählten
führen.“
Mich beschlich ein schrecklicher Verdacht. „Du sprichst von Sex,
oder?“
Joy verschluckte sich prompt. Roxy klopfte ihr ein paar Mal auf den
Rücken, bis sie wieder aufhörte zu husten.
„Wärst du nicht so ein Vielfraß, dann wäre dir das nicht passiert. Sex
ist erst der fünfte Schritt, und die anderen haben nichts damit zu tun“, sagte
Roxy. „Gut, der dritte irgendwie schon, aber da geht es nur ums Küssen, das
zählt für mich nicht.“
Ich rieb mir erschöpft die Stirn. Ich kam mir vor wie Alice im Wunderland
- umringt von Leuten, die in Rätseln sprachen. „Und wie sehen die Schritte im
Einzelnen aus? Wenn ich das weiß, verstehe ich das gesamte Ritual
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