Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok
ließ
meine Hand fallen wie eine heiße Kartoffel, wandte sich ab und beobachtete die
Leute, die uns am nächsten saßen.
„Du hast sie
nicht im Stich gelassen. Ich habe dich entführt.“
„Zuerst
schon. Aber du glaubst ja wohl nicht, dass ich noch immer bei dir wäre, wenn
ich es nicht wollte.“
Sein
empörter Gesichtsausdruck war Antwort genug. Bevor er wieder mit seiner „Ich
Verräter, du Jane“-Leier anfangen konnte, sagte ich rasch: „Ja, ich weiß, du
bist der große böse Wolf und so weiter, aber das ändert nichts an der Tatsache,
dass ich mich von niemandem gängeln lasse, Adrian. Ich bin hier, weil ich hier
sein will. Ich will dir helfen - im Rahmen meiner Möglichkeiten. Aber trotzdem
habe ich ein schlechtes Gewissen wegen Melissande, der ich ja eigentlich helfen
sollte, ihren Neffen zu finden. Und da du Informationen hast, die sie braucht,
fände ich es nur fair, wenn du dich für meine Hilfe revanchierst, indem du mir
diese Informationen gibst.“
Er dachte
einen Moment darüber nach. „Melissande kann Damian nicht helfen.“
„Wollen wir
das nicht ihrem Urteil überlassen?“
Er grunzte
widerwillig, zeigte sich aber gesprächsbereit. „Was willst du wissen?“
Ich lehnte
mich zurück und schob die Hände in die Ärmel meines Mantels, um sie zu wärmen.
Komischerweise wurden sie nie kalt, wenn Adrian sie hielt. „Fangen wir damit
an, was du in Christians Schloss wolltest.“
Er schob das
Kinn vor und schwieg. Zuerst dachte ich, er wolle überhaupt nicht antworten,
doch nach einer Weile sagte er zögernd: „Ich habe den Ring gesucht.“
„Aha, den
Ring.“ Ich knabberte an meiner Unterlippe. „Ah... welchen Ring?“
„Welchen
Ring? Melissande hat dich dazu gebracht, ihr zu helfen, ohne Asmodeus' Ring zu
erwähnen?“ Er schüttelte den Kopf und verzog abschätzig das Gesicht. „Törichtes
Weib!“
„Sie ist
nicht töricht, sie ist besorgt. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Und sie hat
den Ring erwähnt, aber nur kurz. Ich bin sicher, sie hätte mir mehr darüber
erzählt, wenn wir mehr Zeit gehabt hätten. Also, was ist mit diesem Ring? Da du
auf der Suche nach ihm bist, hat er vermutlich irgendwelche Kräfte?“
Adrian
ballte die Hände zu Fäusten. „Ja. Asmodeus braucht ihn. Nur wenn er ihn hat,
kann er seine Macht ausüben. Ohne ihn ist er handlungsunfähig und sitzt in
seinem Gefängnis fest, denn aus eigener Kraft kann er sich nicht befreien.“
„Das
erklärt, warum er den Ring unbedingt zurückhaben will, aber nicht, warum du...
Oh.“ In diesem Moment fiel mir wieder ein, was Melissande mir gesagt hatte:
Adrian der Verräter war durch den Fluch an den Dämonenfürst Asmodeus gebunden.
Und wenn der Herr und Meister den Ring haben wollte, aber zu schwach war, um
selbst nach ihm zu suchen, dann schickte er wohl am ehesten seinen
Vampiruntertan los. „Du sollst ihn für Asmodeus finden?“
„Ja.“
Adrians
Stimme klang so eisig, dass mir das Blut in den Adern gefror.
Gleichzeitig
nahmen seine Augen eine matte eisblaue Färbung an, die mir zu denken gab. „Okay,
das habe ich jetzt verstanden, aber hat der Ring auch für andere irgendeinen
Nutzen? Warum hast du gesagt, es sei töricht von Melissande gewesen, mir nichts
Genaueres über ihn zu erzählen? Moment mal - verfügt der Ring etwa auch über
Kräfte, die man gegen Asmodeus einsetzen kann?“
„Ja.“
Adrian
strahlte eine solche Kälte aus, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn
plötzlich Eisbären in dem Warteraum aufgetaucht wären.
„Aha,
verstehe. Wenn Melissande also den Ring in die Finger bekommt, kann sie
Asmodeus ein Geschäft vorschlagen - er bekommt den Ring im Tausch gegen ihren
Neffen - oder sie setzt die Kräfte des Rings gegen ihn ein und zwingt ihn, den
Jungen freizulassen.“
„Mit beidem
würde sie das Todesurteil für sich und Damian unterschreiben.“ Adrian schwieg
einen Moment, dann sah er mich durchdringend an. „Der Ring verleiht große
Macht. Wer ihn in seinen Besitz bringt, kann Asmodeus vernichten. Aber wenn
sich jemand nicht mit den dunklen Mächten auskennt, sollte er nicht versuchen,
die Kräfte des Rings gegen Asmodeus einzusetzen. Es würde ihm zum Verhängnis.
Melissande hat weder die Stärke noch die nötigen Fähigkeiten, um Asmodeus zu
besiegen.“
Ich schürzte
die Lippen und mir wurde warm ums Herz, als ich sah, wie Adrian meinen Mund mit
sehnsüchtigem Blick betrachtete. „Wenn ich mich nicht irre, hast du den Ring
also nicht im Schloss gefunden?“,
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