Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok
was macht der Ring denn mit demjenigen, der ihn an sich nimmt? Er ist
nicht böse, oder? Er bringt die Leute doch nicht dazu, schlimme Dinge zu tun?“
„Der Ring an
sich hat keine Macht - er verschafft einem nur Zugang zu der Macht von
Asmodeus. Es liegt allein bei demjenigen, in dessen Besitz er ist, ob er diese
Macht für etwas Gutes oder etwas Böses verwendet.“
Glück
gehabt! Ich lehnte mich erleichtert gegen die Wand und fragte mich, in was für
eine irre Geschichte ich nur wieder hineingeraten war. In einem Zeitraum von
etwas mehr als vierundzwanzig Stunden hatte ich nicht nur tief und fest auf
einem Vampir geschlafen, ihn von meinem Blut trinken lassen und mich beinahe
dazu verpflichtet, bis in alle Ewigkeit seine Sexkönigin zu sein, sondern
obendrein auch noch herausgefunden, dass sich in meiner Hosentasche
höchstwahrscheinlich der Schlüssel zur grenzenlosen Macht eines Dämonenfürsten
befand.
Manche Tage
waren einfach zum Verrücktwerden.
7
„Hier wohnst
du?“ Ich sah mich in dem Zimmer um. Mir kam sofort das Wort „verwahrlost“ in
den Sinn, aber das verwarf ich gleich wieder als spießiges Vorurteil und
versuchte, ganz unvoreingenommen an die Sache heranzugehen. Die Farbe der
Vorhänge vor dem völlig verdreckten Fenster konnte man bestenfalls als
schmutzig rosa bezeichnen, allerdings mit Betonung auf „schmutzig“. Ein Bein
des windschiefen Schreibtischs zu meiner Linken war ungefähr fünf Zentimeter
kürzer als die anderen, und an den Rändern der Platte hatte sich bereits das
Furnier gelöst. Das Bett daneben, auf dem zwei schlabberige graue Kissen und
eine braun-grün gemusterte Tagesdecke lagen, hatte eine tiefe Kuhle in der
Mitte. Der Kleiderschrank hinter mir, dem eine Tür fehlte, schien erst vor
Kurzem einer ganzen Kolonie inkontinenter Mäuse als Wohnsitz gedient zu haben.
Ein gesprungener Spiegel über dem mit Rostflecken verunzierten Waschbecken
vervollständigte die Einrichtung.
„Es tut mir
leid, ich habe mein Bestes gegeben, aber ich kann mich nicht über meinen ersten
Eindruck hinwegsetzen, und der ist beschissen.“
„Ich wohne
nicht hier“, sagte Adrian und stellte einen ramponierten schwarzen
Lederrucksack auf einen alten, hässlichen Sessel, der mit glänzendem weißem
Vinyl bezogen war und eine Beleidigung für das Auge darstellte. Der Rucksack
rutschte sofort wieder hinunter. „Ich steige nur immer in diesem Hotel ab, wenn
ich in Köln bin.“
Fröstelnd
verschränkte ich die Arme vor der Brust. Zimmer mit Heizung gab es im Hotel Nachtruhe anscheinend nicht. „Was mich zu der Frage führt, warum wir
eigentlich in Köln sind. Hattest du nicht gesagt, wir fahren nach England?“
„Das tun wir
auch.“ Adrian öffnete den Rucksack und nahm einen kleinen Beutel heraus. „Aber
da ich es vorziehe, nachts zu reisen, bleiben wir bis heute Abend hier.“
„Hier?“ Mein
Blick fiel auf das Bett mit der durchgelegenen Matratze. Er konnte unmöglich
meinen, was ich meinte, dass er meinte. Oder etwa doch? „Zusammen? Wir beide?“
„Hier,
zusammen, wir beide. Du kannst im Bett schlafen. Ich nehme den Sessel.“ Er zog
ein Rasiermesser aus dem Beutel und legte es auf den Rand des Waschbeckens.
„Du willst
dich rasieren?“, fragte ich erstaunt, als er einen kleinen Rasierpinsel
einschäumte. „Moment mal! Du musst dich nicht rasieren, du bist ein Vampir!
Jeder weiß, dass Vampire keinen Bartwuchs haben!“
„Da hat sich
eben jeder getäuscht“, entgegnete er, nachdem er den Schaum in seinem Gesicht
verteilt hatte. Das Geräusch, wie das Rasiermesser über seine Wange schabte,
jagte mir kleine Schauder über den Rücken. Ich hatte es schon immer
faszinierend gefunden, wenn Männer sich rasierten, denn ich fand, es war eine
höchst intime Angelegenheit. Dass Adrian es vor meinen Augen tat, zeigte mir,
dass er sich mit mir genauso wohlfühlte wie ich mich mit ihm. Was mich wiederum
in dem Glauben bestärkte, ich sei seine ganz persönliche Seelenretterin.
Schließlich kannten wir uns erst seit einem Tag. Aber diesen Gedanken schob ich
rasch beiseite und wendete mich weniger verwirrenden Themen zu.
„Hey, du
hast ja Kleidung mitgebracht!“ Ich zog einen schwarzen Baumwollpullover aus dem
Lederrucksack. „Was ist denn mit dir los? Ich dachte, Vampire würden sich ihre
Kleidung einfach... du weißt schon... an den Körper zaubern!“
Er starrte
mich in dem gesprungenen Spiegel an, während er seiner Oberlippe mit dem
Rasiermesser bedrohlich nahe
Weitere Kostenlose Bücher