Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok
fragte ich.
„Nein. Hast
du ihn vielleicht gesehen, als du Dantes Schreibtisch durchsucht hast?“
„Einen Ring?“
Ich dachte an meinen viel zu kurzen Besuch in der herrlichen Bibliothek zurück
und sann einen Augenblick über das Buch nach, in dem die Notizen und der
Muschelohrring versteckt gewesen waren. Wusste Adrian möglicherweise, dass ich
nicht nur in dem Schreibtisch gesucht hatte? Er hatte zwar gemerkt, dass auf
der Vase ein Bann lag, aber vielleicht war ihm in der Kürze der Zeit entgangen,
dass auch ein weniger augenfälliger Gegenstand in der Bibliothek mit einem Bann
versehen gewesen war. „Nein, ich habe keinen Ring in seinem Schreibtisch
gesehen. Woher wusstest du eigentlich von dem Bann auf der Vase?“
Adrian zog
fragend eine Augenbraue hoch.
„Auf der
Vase in der Bibliothek, mit deren Hilfe du getestet hast, ob ich Banne erkennen
kann! Woher wusstest du von dem Bann? Kannst du sie etwa auch aussprechen?“
Er zuckte
mit den Schultern. „Das kann jeder, aber um einen Bann zu brechen, muss man ein
versierter Bannwirker oder zumindest in der Bannkunst ausgebildet sein.“
„Also kannst
du Banne auch sehen?“, hakte ich nach, denn ich musste unbedingt herausfinden,
ob Adrian in Christians Büchern gesucht hatte. Ich zog langsam die Hände aus
den Ärmeln, während ich Adrian aus den Augenwinkeln beobachtete, und ließ die
rechte Hand unauffällig zur Gesäßtasche meiner Hose wandern. Adrian schien es
nicht zu bemerken.
„Nicht
sehen, aber spüren. Als ich in die Nähe der Vase kam, habe ich gespürt, dass
sie mit einem Bann geschützt war.“
Ich
betastete verstohlen das filigrane Schmuckstück in meiner Tasche. „Wie... äh...
wie sieht denn dieser Ring genau aus? Dick und protzig? Golden wie bei Tolkien?
Wird er glühend heiß und verbrennt jeden, der ihn berührt?“
Adrian
bedachte mich mit einem prüfenden Blick. Ich lächelte ihn an und schaute ganz
unschuldig drein.
„Dein
Lächeln ist schief“, bemerkte er beiläufig.
„Ich weiß.“
Ich lächelte tapfer weiter, obwohl mir eher nach Heulen zumute war. „Sind in
den Ring vielleicht Spinnen eingraviert oder etwas ähnlich Schauriges? Kann er
Blut saugen? Oder steht er am Ende sogar mit einem riesigen Auge in Verbindung,
das über einem schwarzen Turm schwebt?“
Adrian sah
aus, als wollte er die Augen verdrehen, doch er begnügte sich mit einem müden
Blick in meine Richtung. „Nein, so spektakulär ist er nicht. Und du dachtest,
ich hätte zu viel Buffy geguckt!“
„Hey!“, fuhr
ich auf und wollte sofort dagegen protestieren, dass er wieder einmal ohne
Erlaubnis in meinen Kopf vorgedrungen war.
„Der Ring
hat einen Durchmesser von ungefähr zwei Zentimetern und besteht aus einem
schmalen Hornreif mit einem Goldrand.“
„Er ist aus
echtem Horn?“, fragte ich und mein Magen zog sich zusammen, als ich mit dem
Finger über den Ring in meiner Hosentasche fuhr, den ich für einen aus einer
Muschel gefertigten Ohrring gehalten hatte. „Von welchem Tier?“
Adrian ließ
erneut seinen Blick durch den Warteraum schweifen. „Von einem Einhorn.“
Ich fing an
zu grinsen, doch das Lachen blieb mir im Hals stecken, als ich merkte, dass
Adrian keine Miene verzog. „Das hast du ernst gemeint, nicht wahr?“
„Ja, ganz
ernst. Hast du so einen Ring gesehen?“
Ich schüttelte
den Kopf, während ich den Ring nach einem Verschluss abtastete, der darauf
hingewiesen hätte, dass es sich tatsächlich um einen Ohrring handelte, wie
ursprünglich von mir angenommen, und nicht um einen magischen Ring, mit dem man
einen Dämonenfürst vernichten konnte.
Es gab
keinen Verschluss.
Adrian
musste die Panik gespürt haben, die mich plötzlich ergriff, denn er nahm mich
mit zusammengekniffenen (mittelblauen) Augen ins Visier. „Bist du sicher, dass
du ihn nicht gesehen hast?“
Ich
räusperte mich, denn meine Kehle war wie zugeschnürt, dann zog ich langsam die
Hand aus der Tasche. Ich konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, was ich da aus
der Bibliothek mitgenommen hatte. Ich musste mir den Ring erst noch einmal
genauer ansehen, sobald sich mir eine Gelegenheit bot. „Sicher bin ich sicher.“
Adrian hörte nicht auf, mich anzustarren, und so fügte ich ganz ehrlich hinzu: „Wenn
ich einen Ring aus Einhorn-Horn gesehen hätte, dann hätte ich etwas gesagt, das
kannst du mir glauben.“
„Hmm...“ Er
sah mich noch ein paar Sekunden prüfend an, bevor er seinen Blick wieder durch
den Warteraum schweifen ließ.
„Was...
äh...
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