Dark one 03 - Kuesst du noch oder beisst du schon- neu-ok
den Ring in die Finger bekommen hätte. „Ach so,
verstehe. Nun, ich bin sicher, dass es ihm keine Schwierigkeiten bereiten wird,
Damian zu retten, denn jetzt hat er ja den Ring. Kommt er dann wieder hierher
oder wohnt er woanders?“
„Saer hat
Häuser in Berlin und Prag“, antwortete Melissande und runzelte die Stirn. „Aber
was für einen Ring meinen Sie?“
„ Den Ring - Asmodeus' Ring. Nach dem Adrian in Christians Schloss gesucht hat... „
„Den hat
Saer nicht“, unterbrach sie mich, bevor ich erklären konnte, dass ich diejenige
war, die den Ring gefunden hatte. „Das hätte er mir gesagt. Und ich bin nicht
einmal sicher, ob es so einen Ring überhaupt gibt. Sie wissen ja selbst am
besten, dass es viele Dinge gibt, die aufgrund von jahrhundertealtem
Aberglauben und hartnäckigen Spekulationen für real gehalten werden, obwohl sie
gar nicht existieren.“
„Ach, Saer
hat den Ring gar nicht?“, sagte ich langsam. Warum hatte er seiner Schwester
nichts davon gesagt? Sie war doch offensichtlich sehr verzweifelt wegen Damian.
Warum hatte Saer sie nicht von ihren Sorgen erlöst und ihr gesagt, dass er eine
todsichere Methode gefunden hatte, um seinen Sohn zu retten? Vielleicht war der
Ring doch nicht so allmächtig, wie ich dachte. „Tja, ich hoffe, er kann Ihren
Neffen befreien. Ich weiß, wie sehr Sie sich um ihn sorgen.“
„Ja.“ Sie
biss sich auf die Lippen und zögerte. „Nell, es wird seinen Grund gehabt haben,
dass Sie mir immer wieder beteuert haben, keine Bannwirkerin zu sein, aber
jetzt brauche ich Ihre Hilfe dringender denn je. Wenn Saer herausfindet, wo
Damian ist, brauchen wir Sie. Sie müssen den Fluch brechen, der ihn an Asmodeus
bindet. Ich will Sie nicht beleidigen, indem ich Ihnen noch mehr Geld anbiete,
aber ich bin nicht zu stolz, Sie auf Knien anzuflehen, wenn es erforderlich
ist.“
„Bitte tun
Sie das nicht, Melissande...“ Nun biss ich mir wiederum auf die Lippen. „Ich
habe Sie nicht belogen, als ich sagte, dass ich keine Bannwirkerin bin. Ich bin
einfach keine.“
Sie sah mich
traurig und enttäuscht an.
„Nun,
neuerdings anscheinend schon“, räumte ich ein und überlegte, wie ich die ganze
Situation erklären sollte, ohne zu offenbaren, wie ich tatsächlich zu Adrian
stand. „Sie haben es ja selbst schon angesprochen: Vor zehn Jahren hatte ich
einen Unfall, und bei diesem Unfall ist eine sehr gute Freundin von mir ums
Leben gekommen und ich erlitt einen Schlaganfall. Es dauerte mehrere Monate,
bis ich wieder auf den Beinen war.“
Melissande
sah mich mit großen Augen an.
„Was ich
getan habe... mein Versuch, einen Fluch zu brechen, war die Ursache für den Tod
meiner Freundin. Und das ist - von dem Schaden einmal abgesehen, den ich selbst
erlitten habe - der Grund, warum ich mich geweigert habe, Ihren Neffen von dem
Fluch zu befreien, der auf ihm lastet. Er könnte dabei umkommen!“
„Das
verstehe ich doch“, entgegnete sie begütigend und drückte mir die Hand. „Aber
das ist ja jetzt alles vorbei! Sie haben einen Verbannungszauber durchgeführt
und Sie sind zwar in Ohnmacht gefallen, aber einen bleibenden Schaden haben Sie
anscheinend nicht davongetragen.“
„Was...
äh... was ist denn mit Sebastian passiert?“, fragte ich, weil ich mir plötzlich
Sorgen machte, dass ich ihn getötet haben könnte.
Melissande
verzog das Gesicht. „Der Verbannungszauber ist Ihnen leider nicht ganz
geglückt.“
Oh Gott, ich
hatte ihn umgebracht! Jetzt hatte ich schon zwei Tote auf dem Gewissen!
„Anstelle
von Adrian wurde Sebastian aus dem Bahnhof verbannt.“
„Er lebt? Er
ist nicht verletzt?“, fragte ich und wagte es fast nicht zu hoffen.
„Oh nein, es
geht ihm gut. Er ist übrigens auch hier. Sie sind bestimmt sehr bestürzt
darüber, dass der Zauber danebenging, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass es
Ihnen gelingen wird, den Fluch zu brechen, der auf Damian lastet.“
Von dem
erhebenden Gefühl des Stolzes, das mich ergriffen hatte, als mir klar wurde,
dass ich einen Verbannungszauber erfolgreich durchgeführt hatte, stürzte ich
augenblicklich in bodenlose Verzweiflung. „Aber... aber Melissande! Es ist ein
gewaltiger Unterschied, ob man jemanden verbannt oder versucht, den Fluch eines
Dämonenfürsten zu brechen!“
„Ich bin
sehr zuversichtlich, dass es Ihnen gelingen wird“, wiederholte sie mit einem
beinahe trotzigen Gesichtsausdruck. „Sie müssen es schaffen! Es gibt sonst
niemanden.“
Es mochte
vielleicht sonst niemanden geben,
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