Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
aus, um meine Jacke in Empfang zu nehmen, und ging wieder an den
Schreibtisch, um den Anrufbeantworter abzuhören.
„Okay“,
sagte ich und ließ meinen Blick abermals durch den Raum schweifen.
„Wo stand
sie denn? Wenn du mir zeigst, wo sie war, kann ich vielleicht ein paar
Informationen über sie bekommen.“
Paen hörte
auf, den Anrufbeantworter anzustieren, und sah stattdessen mich missbilligend
an. „Deshalb bist du doch hier - finde heraus, wo sie stand! Ich habe keine
Ahnung.“
„Warum habe
ich nur das Gefühl, dass du mir noch nicht die ganze Wahrheit gesagt hast?“,
fragte ich und setzte mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. „Du weißt
nicht, wie die Statue aussieht, wann sie aus dem Schloss gestohlen wurde, ja
nicht einmal, wo sie stand ... Das ergibt doch alles keinen Sinn. Warum
erzählst du mir nicht die ganze Geschichte?“
Er sah mich
eine Weile schweigend an.
Ich weiß
nicht, ob ich dir vertrauen kann.
Selbstverständlich
kannst du das. Ich bin absolut vertrauenswürdig, da kannst du jeden
fragen! Abgesehen davon werden wir zusammen schlafen. Selbst du, Mister Bloß-keine-Emotionen,
solltest einer Sexualpartnerin doch ein Mindestmaß an Vertrauen
entgegenbringen können.
Paen stand
der Mund offen und in seinen hinreißenden silbrigen Augen malte sich grenzenlose
Überraschung ab. „Wie hast du das gemacht?“
„Was?“
Mit dir
reden, ohne die Stimmbänder zu betätigen?
Er sah mich
an, als wäre ich geradewegs einem Monstrositätenkabinett entsprungen. „Ja.“
„Ich weiß
nicht genau“, sagte ich achselzuckend. „Ich konnte deine Gedanken hören, und da
habe ich gedacht, das geht vielleicht auch umgekehrt. Und offensichtlich
funktioniert es tatsächlich. Können Dunkle mit jedem telepathisch
kommunizieren?“
Seine Augen
weiteten sich, dann kniff er sie argwöhnisch zusammen. „Nein, das können sie
nicht! Man braucht irgendeine Verbindung, in der Regel geht das nur mit engen
Blutsverwandten.“
„Oh, dann
kannst du also auf diese Art mit Finn reden?“
„Mit meinen
Brüdern schon, aber nicht mit anderen“, entgegnete er und verschanzte sich
hinter dem Schreibtisch. Es kam mir vor, als fühle er sich unbehaglich, als
versuche er, mir auszuweichen. „Was die Statue angeht - Dämonenfürst Oriens hat
sie als Lohn eingefordert. Wenn ich sie nicht innerhalb von fünf Tagen finde,
erwartet meine Familie eine schreckliche Strafe.“
„Was für
eine Strafe?“, hakte ich nach. Ich wollte nicht aufdringlich sein, aber ich
musste alles wissen, was es über die Statue und ihre Geschichte zu wissen gab.
Paen spielte
einen Augenblick mit einem Stift herum. „Meine Mutter verliert ihre Seele.“
„Oje! Aber
dann müssen wir die Statue eben innerhalb von fünf Tagen finden.
Das ist zwar
eine unglaublich kurze Zeit für eine solche Aufgabe, aber ich tue mein Bestes.“
Ich rieb mir nachdenklich das Kinn. „Weiß jemand von deiner Familie etwas
darüber?“
„Angeblich
wissen meine Eltern Bescheid, aber sie sind gerade auf Forschungsreise im
bolivianischen Regenwald und noch einen Monat lang nicht zu erreichen.“
„Kannst du
mit ihnen denn nicht dieses Bewusstseinsding machen?“
„Nein.“ Um
seinen Mund spielte ein bitteres Lächeln. „Als Kind konnte ich es, aber jetzt
kann ich dieses Bewusstseinsding, wie du es nennst, nur mit meinen
Brüdern machen.“
„Hmmm.“ Ich
rieb mir aufs Neue das Kinn. „Können deine Brüder denn so mit deinen Eltern kommunizieren?“
„Auch nicht
mehr. Wie ich haben sie diese Fähigkeit im Erwachsenenalter verloren.“
„Komisch,
ich hätte gedacht, wenn man so eine Fähigkeit einmal hat, dann behält man sie
auch.“
Paen
schnalzte gereizt mit der Zunge. „Ich finde es ja toll, dass du so viel über
meine Familie und unsere Beziehung zu der Statue wissen willst, aber solltest
du dich nicht allmählich auf die Suche machen? Das ist schließlich deine
Aufgabe!“
„Ja, aber
wie ich bereits sagte, bin ich keine Wahrsagerin. Und es ist nicht so, als
müsste man einfach nur mal die höheren Geister anrufen und sie fragen, wo sich
die Statue derzeit befindet.“
„Du bist
zwar keine Wahrsagerin, aber in deinen Adern fließt Elfenblut, und du hast die
Begabung, Gegenstände zu finden - das hast du jedenfalls gesagt.“
„He, wir
wollen doch nicht beleidigend werden“, erwiderte ich und stand auf, um den Raum
der Länge nach abzuschreiten. „Ich bin gut im Auffinden von Sachen.
Sogar besser als meine Mutter, und ihre
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