Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
Fähigkeiten auf diesem Gebiet sind
wahrlich nicht zu verachten. Aber jede noch so kleine Information kann helfen,
die Suche einzugrenzen. Doch da du mir offenbar nicht weiterhelfen kannst ... nun,
dann müssen wir die Sache eben ganz systematisch angehen.“
„Was machst
du da?“, fragte Paen, als ich mich auf den Boden legte, und kam zu mir herüber.
„Ich öffne
mich innerlich dem Schloss und streife im Geist durch die Räume, um nach
Hinweisen auf die Statue zu suchen.“
„Du suchst
danach, während du auf dem Boden liegst?“
„Genau.
Meine Mutter drapiert sich dazu immer kunstvoll auf einer Couch und macht einen
auf Trance, aber wenn ich das versuche, bekomme ich immer einen Lachanfall, und
deshalb lege ich mich einfach auf den Boden.“
Er stemmte
die Hände in die Hüften und sah missbilligend auf mich herab. Ich lächelte ihn
an. Du siehst wirklich gut aus, weißt du das?
Wenn du
nicht so ein Beziehungsneurotiker wärst, könnte ich mich glatt in dich verknallen.
„Lass das!“
Was? Das
hier?
„Ja, ich
will das nicht.“
Ich spürte,
wie viel Unbehagen es ihm bereitete, und so machte ich nicht damit weiter. Die
Frage nach dem Warum musste ich ihm allerdings stellen.
„Schon gut.
Aber warum missfällt es dir so, wenn ich es mache?“
Er sah mich
noch finsterer an und ging nicht auf meine Frage ein. „Warum suchst du hier
nach der Statue? Ich habe dir doch gesagt, sie wurde gestohlen.
Warum setzt
du deine Fähigkeiten nicht dazu ein, sie aufzuspüren?“
„Ich suche
zuerst hier, weil wir nicht genau wissen, ob sie tatsächlich gestohlen wurde.“
„Sie muss
gestohlen worden sein! Ich kenne jeden Winkel dieses Schlosses und es gibt
nirgendwo eine Affenstatue.“
„Sie könnte
irgendwo versteckt sein“, entgegnete ich und bewunderte einen Augenblick lang
Paens auf Hochglanz polierten Schuhe. „Bevor wir nicht mit Sicherheit
ausschließen können, dass sie nicht im Schloss ist, hat es keinen Sinn,
woanders zu suchen.“
„Findest du?“
Ich schloss
seufzend die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Husch,
husch!“
„Was?“ In
seiner Stimme schwang Fassungslosigkeit.
„Husch,
husch, verschwinde! Lass mich allein, damit ich arbeiten kann.“
„Du verjagst
mich aus meiner eigenen Bibliothek?“
„Ja.“ Ich
wedelte mit den Händen, als wollte ich eine Fliege verscheuchen, und öffnete
die Augen einen winzigen Spalt.
Paen machte
ein ziemlich empörtes Gesicht. Offensichtlich wollte er sich nicht von mir
sagen lassen, was er zu tun hatte. „Wenn du nicht still bist, musst du nach
draußen gehen, sonst kann ich mich nicht konzentrieren.“
Er warf sich
in die Brust und straffte die Schultern - als wäre er nicht so schon eine
beeindruckende Erscheinung. Nun ragte er regelrecht bedrohlich vor mir auf. „Ich
lasse mich nicht aus meiner eigenen Bibliothek vertreiben!“
„Na gut.
Aber dann sei still, damit ich mich konzentrieren und dieses Mentalding machen
kann.“
Die
Ledercouch seufzte leise, als er sich darauf niederließ. „Hattest du nicht
gesagt, du könntest die Astralreisen nur machen, wenn du erregt bist?“
„Stimmt.
Aber das hier ist keine Astralreise - ich öffne mich nur innerlich dem Schloss
und nehme Kontakt zu ihm auf. Mein Gehirn schickt praktisch kleine Sonden aus,
die ein bisschen umherstreifen, aber mein Bewusstsein bleibt hier.“
„Dein Gehirn
schickt Sonden aus? So etwas Merkwürdiges habe ich wirklich noch nie gehört!
Das übertrifft sogar die erregungsbedingten Astralreisen.“
Ich musste
lachen und öffnete kurz die Augen, um Paen anzugrinsen. „Ja, das ist schon ein
bisschen seltsam, nicht wahr? Aber es funktioniert.“
In den
nächsten Minuten war bis auf das Geräusch, wie die Zentralheizung sich
einschaltete und warme Luft durch ein Gitter blies, das sich neben mir an der
Wand befand, kein Laut zu hören. Ich entspannte mich, verbot meinem Gehirn,
über Paen nachzudenken, und nahm langsam die Essenz des Schlosses in mich auf.
Jedes
Gebäude hat eine Essenz. Es ist der Kern seines Wesens, vergleichbar mit der
Seele eines Lebewesens, eine Sammlung von Emotionen und Gedanken, die seine
Mauern aus dem Umfeld aufgenommen haben. Meistens bestehen die Essenzen von
Wohngebäuden aus einer Mischung aus Glück und Zufriedenheit und Kummer und Leid;
aus allem eben, was die Bewohner im Lauf der Jahre an sie abgegeben haben. Mir
ist bislang nur einmal ein Gebäude untergekommen, das eine schlechte Essenz
hatte. Die meisten bergen
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