Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
eine bunte Mischung von Gefühlen; viele gute, ein
paar schlechte, das Übliche halt.
„Dieses
Schloss hatte in den vergangenen fünfhundert Jahren seinen Frieden“, sagte ich
zu Paen, ohne die Augen zu öffnen. „Aber vorher muss es hier ziemlich schlimm
zugegangen sein. Viele Leute wurden hier getötet, manche zu recht, manche grundlos.“
Ich hörte,
wie er sich auf der Couch bewegte. „Die Familie meiner Urgroßmutter hat lange
und erbittert um das Schloss kämpfen müssen. Es stand etliche Male unter
Belagerung.“
„Du siehst
dem Mann ähnlich, der das Schloss gebaut hat“, sagte ich, als das Bild von
Paens Vorfahren kurz aus den Tiefen des Bewusstseins des Schlosses auftauchte. „Er
hat seinen Besitz sehr geliebt. Er hat es bis aufs Blut verteidigt und sein
Leben dafür gegeben, und das hat er mit Stolz getan.“
Das hat
mir gerade noch gefehlt - eine Häuserflüsterin.
Ich lachte. „Ich
kann nichts dafür, dass die Häuser zu mir sprechen.“
„Hör auf,
meine Gedanken zu lesen!“
„Ich lese
sie gar nicht. Du übermittelst sie mir!“
„Tue ich
nicht“, erwiderte Paen gereizt. „Ich sagte doch, bei Fremden kann ich das
nicht. Du schnüffelst in meinem Kopf herum, und das muss aufhören!“
Ich bezwang
den Drang, ihm zu widersprechen, und blieb konzentriert.
Sobald ich
sah, was das Schloss mir zu zeigen bereit war, ließ ich meinen
Bewusstseinssonden freien Lauf.
„Was machst
du jetzt?“, fragte Paen mich nach zehn Minuten leise.
„Ich habe
mir die oberen beiden Stockwerke angesehen und jetzt bin ich im Keller. Bisher
war nichts Besonderes zu sehen, aber ich habe zwei versteckte Räume gefunden.“
„Einen neben
dem Speisesaal?“, fragte er.
„Ja, und
einen im Keller, von dem ein Tunnel ausgeht.“
„Der führt
in den geheimen Unterschlupf. Er ist vor mehreren hundert Jahren aufgrund von
Erdverschiebungen eingestürzt.“
„Aha. In
beiden Räumen ist jedenfalls außer Spinnweben, Feuchtigkeit und Mäusekot nichts
zu finden, also hast du anscheinend recht - die Statue muss gestohlen worden
sein. Mir gibt jedoch zu denken, dass ich überhaupt nicht spüre, dass sie
jemals hier gewesen ist.“
Paen
rutschte wieder auf der Couch herum. „Warum fragst du das Schloss nicht
einfach, wo sie hin ist?“
Ich
schnaubte. „Ein Haus ist kein Lebewesen! Ich kann ihm keine Fragen stellen -
ich kann nur die Informationen aus seinen Erinnerungen durchsehen.“ Ich öffnete
die Augen, setzte mich auf und blinzelte in das Licht, das Paen inzwischen
eingeschaltet hatte. „Und dieses Schloss hat keine Erinnerungen an die Statue,
die du mir beschrieben hast. Ich habe viele Erinnerungen an andere Kunstobjekte
gefunden - zu viele, um sie mir im Einzelnen anzusehen aber ich habe einen
Blick auf alles geworfen, was irgendwie infrage kommen könnte, und eine
schwarze Affenstatue war nicht dabei. In einem Schlafzimmer im zweiten Stock
steht eine Ebenholzstatue, die einen Mann mit einem riesigen Penis darstellt,
aber das ist ja nun kein Affe.“
Paen wirkte
etwas verlegen. „Das ist eins von den Andenken meiner Mutter an die Zeit auf
Neuguinea.“
„Scheint ja
eine interessante Frau zu sein.“
„Das ist sie
in der Tat. Und was hast du jetzt vor?“
Ich biss mir
auf die Lippen, sah auf die Uhr und dachte nach. „Nun, ich glaube nicht, dass
das Schloss mir noch mehr mitzuteilen hat.“
„Ich wüsste
nicht, dass es dir überhaupt etwas mitgeteilt hat“, bemerkte Paen mürrisch.
„Natürlich
hat es das! Es hat mir gesagt, dass die Statue nicht hier ist und auch niemals
hier war.“
„Das ist
doch absurd! Sie muss hier gewesen sein. Das Schloss ist anscheinend ... äh ...
verwirrt.“
Ich zog
meine Knie an und umklammerte sie. „Denkbar ist so etwas, aber die meisten
Häuser sind in dieser Hinsicht ziemlich zuverlässig. Es ist ihre Bestimmung,
weißt du? Sie sind dazu da, die Dinge, die sich in ihnen befinden, zu bewahren
und zu schützen. Dieses Schloss weiß nichts über eine schwarze Affenstatue.
Besitzt dein Vater vielleicht noch andere Häuser?“
„Nein“,
entgegnete Paen kopfschüttelnd. „Das ist unser einziger Besitz. Die Statue muss
hier gewesen sein.“
„Hmm. Tja,
wie dem auch sei, das Schloss hat mir nichts mehr zu sagen.
Außerdem ist
es schon spät geworden und ich kann eh nichts mehr tun, also sehe ich besser
zu, dass ich fortkomme.“
„Was hat die
Uhrzeit mit der Suche nach der Statue zu tun?“ Paen sah mich verdutzt an.
„Meine
Mutter gehört zu den
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