Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
Statue angeht ...“
Ich schloss
kurz die Augen, um nachzudenken. In den dunkelsten Stunden der Nacht war ich
geistig ohnehin nicht auf der Höhe, und nachdem mich das Gespräch mit den
Geistern -und die Weitergabe meiner Vision an Paen - einiges an Kraft gekostet
hatte, war ich ziemlich erschöpft. Mir fehlte die nötige Energie, um eine
Entscheidung zu treffen.
„Du ruhst
dich erst mal zu Hause aus“, sagte Paen bestimmt.
„Wie bitte?“
Ich sah ihn überrascht an.
Seine Augen
glänzten wie Quecksilber, obschon sich sein Blick etwas verdüsterte. „Du bist
erschöpft und am Ende deiner Kräfte. Du musst dich ausruhen!“
„Du scheinst
die Grundlagen der Ermittler-Klienten-Beziehung nicht richtig verstanden zu
haben“, erwiderte ich und straffte die Schultern, um einen möglichst
tatkräftigen Eindruck zu machen. „Ich bin diejenige, die für Strategie und
Planung zuständig ist. Dafür bezahlst du mich.“
„Ich habe
dich engagiert. Ich bezahle dich dafür, dass du für mich arbeitest“, erwiderte
Paen. „Das berechtigt mich dazu, dir Anweisungen zu erteilen.“
„Träum
weiter!“, sagte ich nur. Ich war so müde, dass mir nichts Bissigeres als
Antwort einfiel.
„Sam macht
keinen besonders erschöpften Eindruck auf mich“, sagte Finn, der ein Stück
weiter neben Clares Auto stand und mich musterte. „Sie sieht sogar ziemlich fit
aus. Woher weißt du, dass sie müde ist, Paen? Hast du einen besonderen Zugang
zu Sams Innenleben? So ein instinktives Gespür wie, sagen wir mal, bei einer
Geliebten?“
Wir sahen
Paen alle drei an. Er reagierte mit giftigen Blicken. „Ich bringe Sam jetzt
nach Hause, und Finn, du bringst Clare nach Hause. Morgen früh legen wir uns
eine neue Strategie zurecht, wie wir die Statue und den Mann, der auf Clare
geschossen hat, aufspüren können.“
„Moment mal!“,
protestierte ich, ließ das äußerst interessante Thema
„Geliebte“
aber erst einmal beiseite. „Du bist hier nicht der Chef - das bin nämlich ich!
Und ich habe bereits einen Plan, was die Suche nach deiner Statue angeht.“
„Tatsächlich?“
Paen verschränkte die Arme vor der Brust. „Und der wäre?“
„Als Erstes
machen wir das, was wir auch für den anderen Klienten gemacht haben: Ich checke
die Antiquitätenhändler und höre nach, ob irgendjemand ein besonderes Interesse
an schwarzen Affenstatuen hat. Da du uns nicht viel über sie sagen kannst, wird
Clare eine kleine Recherche zum Aussehen und zur Herkunft der Statue machen.
Sobald wir mehr Informationen über sie haben, kann ich schwerere Geschütze
auffahren.“
Clare
schnappte entsetzt nach Luft und rupfte hastig am Rand des Parkplatzes eine
Blume aus.
„Die da
wären?“, fragte Paen. Seine Augen waren so dunkel wie ein wolkenverhangener
Himmel.
Ich holte
tief Luft. „Ich werde meine Schüssel befragen.“
„Neiiin!“,
entfuhr es Clare , während sie sich ein Blütenblatt nach dem anderen in den
Mund stopfte.
Paen
runzelte die Stirn. „Was ist so schlimm daran?“, fragte er Clare .
Sie sah mich
mit riesengroßen Kulleraugen flehentlich an.
„Das wird
nicht noch mal passieren“, sagte ich. „Hör auf, unserem Klienten Angst zu
machen!“
„Ich habe
keine Angst“, sagte Paen. „Ich bin lediglich etwas verwirrt. Ich dachte, es sei
eine übliche Divinationstechnik, eine Kristallkugel, einen Spiegel oder etwas
Ähnliches zu befragen.“
„Ist es
auch.“
„Wo liegt
dann das Problem?“, fragte Finn.
„Ich bin
eigentlich keine Wahrsagerin“, erklärte ich ihm. „Ich habe zwar eine Weile im
Haus der Divination studiert, aber dann ... äh ... habe ich den Orden
verlassen.“
Paen kniff
die Augen zusammen. „Du hast ihn verlassen, weil du erkannt hast, dass die
Divination nicht deine Bestimmung ist?“
„So ungefähr“,
entgegnete ich und versuchte Clare mit einem durchdringenden Blick den Mund zu
verbieten. Es funktionierte natürlich nicht. Niemand kann eine Fee daran
hindern, etwas auszuplaudern, wenn sie den Schnabel nicht halten will.
„Sam wurde
aus dem Orden der Wahrsager rausgeworfen, nachdem sie den Spiegel zum inneren
Selbst befragt hat“, platzte Clare heraus und verschlang auch die letzten
Blütenblätter. „Sie hat nämlich dabei die Kontrolle verloren.“
„Es war
nicht so schlimm, wie es klingt“, sagte ich zu Paen. Es war mir unendlich
peinlich, dass die Sünden der Vergangenheit auf diese Weise ans Licht kamen.
„Wie kann
man denn beim Wahrsagen die Kontrolle verlieren?“,
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