Dark one 04 - Vampir im Schottenrock-neu-ok-07.12.11
Glaube ich. Was passiert denn, wenn wir den siebten Schritt
absolvieren und ich nicht deine Geliebte bin?“
„Gar nichts,
aber du bist nicht ...“, setzte er an.
Ich löste
die Brosche mit dem keltischen Kreuz, die mir meine Mutter zu Ostern geschenkt
hatte, von meiner Jacke und ergriff Paens Hand. Bevor er protestieren konnte,
stach ich ihm mit der Nadel in die Fingerkuppe, nahm seinen Finger in den Mund
und lutschte den heraustretenden Blutstropfen ab.
„Sam, nein!“,
schrie er, während ich wegen des Kupfergeschmacks in meinem Mund das Gesicht
verzog.
„Der siebte
Schritt!“, rief ich und presste den Daumen auf die kleine Wunde, um die Blutung
zu stoppen. Dann musterte ich Paen und stellte erstaunt fest, dass er nicht
anders aussah als vorher. „Ah, kann es sein, dass es ein bisschen dauert, bis
du deine Seele zurückbekommst?“
„Wärst du
meine Geliebte, würde es sofort passieren“, entgegnete er und entzog mir seine
Hand.
„Oh, Mist!“
„Mist?“,
wiederholte er und sah mich überrascht an. Das konnte ich ihm nicht verdenken -
ich war auch etwas überrascht über meine Enttäuschung, dass ich nun doch nicht
seine Geliebte war.
„Ja. Tut mir
leid, dass ich dir nicht helfen konnte. Ich hatte wirklich gedacht, ich könnte
es.“
Paen kniff
seine silbrigen Augen zusammen. „Du wärst gern meine Geliebte?“
„Nein,
eigentlich nicht.“ Ein schmerzerfüllter Ausdruck huschte über sein Gesicht,
aber er verflog so rasch, dass ich nicht sicher war, ob ich ihn tatsächlich
gesehen oder mir nur eingebildet hatte. „Das heißt, ich würde dir schon gern helfen.
Ich mag dich, Paen. Ich mag dich sehr. Ich weiß, dass du keinen Wert auf eine
emotionale Bindung legst, aber mir ist ein gewisses Maß an Gefühl schon
wichtig. Mir liegt etwas an dir. Und mir liegt daran, dass du deine Seele
zurückbekommst. Dafür wäre ich bereit gewesen, deine Geliebte zu sein. Aber
wenn du mich fragst, ob ich total verliebt in dich bin ...“ Ich biss mir auf
die Lippen.
„Und?“,
hakte er nach und tat so, als interessiere es ihn nicht besonders, was ihm
jedoch gründlich misslang. Da ihm das offenbar auch bewusst wurde, hörte er
auf, mir etwas vorzumachen. „Bist du total verliebt in mich?“
„Nein, ich
bin nicht bis über beide Ohren in dich verliebt“, formulierte ich vorsichtig,
denn ich war nun einmal eine ehrliche Haut. Ich vermied es allerdings, daran zu
denken, dass ich möglicherweise nicht mehr sehr weit von diesem Zustand
entfernt war.
„Aha.“ In
seinem tiefsten Inneren regte sich Enttäuschung, nur ganz kurz zwar, aber sie
verstärkte die Finsternis, die ihn zu verschlingen drohte. „Das ist gut. Ich
bin nämlich auch nicht in dich verliebt. Aber was das andere angeht ... äh ...
ich mag dich auch.“
„Gut. Dann
sind wir uns also einig.“
Der Polizist
winkte den Wagen vor uns über die Kreuzung, und dann konnten auch wir endlich
passieren. Paen rutschte auf seinem Sitz hin und her und zog die Augenbrauen
zusammen.
„Genau.“
„Und ich bin
nicht deine Geliebte.“
Er schwieg
eine Sekunde länger, als ich erwartet hatte. „Richtig.“
„Entschuldige,
dass ich dich in den Finger gestochen habe.“ Er winkte ab.
„Nicht der
Rede wert.“
Dann
herrschte Stille im Wagen. Wir fuhren die Princes Street hinunter und bogen in
die Straße ein, in der sich mein Büro befand. Ich dirigierte Paen zu der
Ladezone neben dem Gebäude, die uns Mila als Parkplatz zur Verfügung gestellt
hatte.
„Du bleibst
hier sitzen und ich schließe die Seitentür auf, sagte ich und zeigte auf den
Nebeneingang. „Das geht schneller, als wenn wir den Vordereingang nehmen, und
wenn du läufst, solltest du nicht allzu viel Sonne abbekommen.“
„Danke“,
entgegnete er, und seine Augen leuchteten auf, als ich seine Wange streichelte.
„Du bist
immer noch ein bisschen verbrannt“, sagte ich und fuhr mit dem Daumen über
seinen Wangenknochen.
„Aber es hat
sich gelohnt“, erwiderte er mit dem Anflug eines Grinsens im Gesicht, und
sofort begann sich in meinem Inneren etwas zu regen.
„Durchaus.“
Ich stieg rasch aus, damit er nicht merkte, dass ich von heftigen Gefühlen
überwältigt wurde.
Du bist
nicht in ihn verliebt, also hör auf, dir das einzureden!, ermahnte ich mich streng,
während ich zur Tür ging und sie aufschloss. Dann winkte ich Paen und hielt ihm
die Tür auf. Er sprang aus dem Wagen und flitzte auf mich zu. Er ist ein Vampir.
Du kannst ihn nicht retten. Er glaubt nicht an die
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