Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11
Hals schaffen. Ich würde mich zwar
gern noch etwas ausruhen, aber hier kann ich nicht bleiben, denn wenn er
zurückkommt, könnte es brenzlig für mich werden. Also setz dich in Bewegung,
Pia!“
Es hat absolut keinen Sinn, Selbstgespräche zu führen, wenn
man sich nicht an die eigenen Ratschläge hält, und so ließ ich meinen Worten
Taten folgen und stieg die schmale Treppe zur Straße hoch, sah mich rasch um
und vergewisserte mich, dass Kristjana nicht auch hinter mir her war, bevor ich
die Straße hinunterlief, die Mattias zuvor heraufgekommen war.
Es dauerte nicht lang und ich bekam Seitenstechen. Ich hielt
mir die Seite und setzte meinen Weg hinkend fort, denn aus irgendeinem Grund
tat es nicht so weh, wenn ich hinkte. Mit den Büchern und meiner Tasche
bepackt, fiel es mir jedoch schwer, die Schmerzen zu lindern, und so warf ich
die Bücher in den nächstbesten Mülleimer, geriet jedoch ins Grübeln, kaum dass
ich das Mondstein-Lesezeichen hinterhergeworfen hatte. Ein Teil von mir wollte
es loswerden und alles vergessen, was mit verrückten Mondstein-Sekten,
ängstlichen Geistern und liebeshungrigen Isländern zu tun hatte, doch der
moralische Teil meines Gehirns wies mich darauf hin, dass ich es nicht
wegwerfen durfte, weil es mir gar nicht gehörte, und ich wenigstens versuchen
musste, seinen rechtmäßigen Besitzer zu finden. Es war davon auszugehen, dass
derjenige, dem es gehörte, Karl und Marta helfen konnte.
„Vielleicht weiß der Buchhändler etwas darüber“, murmelte
ich, als ich das Lesezeichen wieder aus dem Mülleimer fischte, und in diesem
Moment lief es mir eiskalt über den Rücken.
Bei dem Buch, das obenauf lag, handelte es sich, wie ich der
Französin zuvor gesagt hatte, um einen alten Krimi, doch darunter schaute der
historische Roman hervor. Nun sah ich erst, was auf dem Titel abgebildet war,
den ich mir vorher gar nicht genau angeschaut hatte: ein tanzendes Paar! „Tänzer
auf dem Titelbild .. Oh nein! Was mache ich denn jetzt?“
Ich zog das Buch wieder aus dem Mülleimer und verstaute es
in meiner Tasche, während ich mich fragte, ob ich die Frau in dem
Feiertagstrubel wohl jemals wiederfinden würde.
„Was für ein Schlamassel“, sagte ich zu mir und hinkte mit
der Hand in der Seite die Straße hinunter, die zum Hafen führte. Wenn die Frau
immer noch die Buchläden abklapperte, konnte ich sie vielleicht aufspüren.
Ich war gerade am Park vorbei, da tauchte Mattias plötzlich
wie aus dem Nichts auf. Er hatte mich noch nicht gesehen, doch er würde mich
wohl bald entdecken, wenn ich mich nicht schleunigst davonmachte. Dummerweise
hatte er von seiner Position aus alle drei Straßen im Blick, die am Park
aufeinandertrafen. Ich sah mich hektisch nach einem geeigneten Versteck um und
entdeckte eine dunkle Ecke am anderen Ende des Parks, wo die Klippen begannen.
Die Menschen strömten immer noch in Scharen aus dem Park, doch zahlreiche Paare
nutzten die Gelegenheit zu einer kleinen, romantischen Knutscherei im Schutz
der Dunkelheit unter den Baumen.
Ich versuchte, die Leute als Deckung zu benutzen, während
ich mit eingezogenem Kopf auf die Bäume zuhastete, um mich hinter einem von
ihnen zu verstecken, bis Mattias verschwunden war. Doch als ich einen Blick
über die Schulter warf, schaute er genau in meine Richtung. Er machte zögernd
ein paar Schritte auf mich zu, als sei er nicht ganz sicher, ob er mich
tatsächlich gesehen hatte.
„Verdammt!“, stieß ich hervor und entschuldigte mich
sogleich bei dem Pärchen neben mir, das abrupt seinen Kussmarathon unterbrach
und mich böse anstarrte. „Entschuldigung! Lassen Sie sich nicht stören!“
Die Frau schnaubte empört, nahm ihren Partner an die Hand
und zerrte ihn fort. In diesem Moment sah ich, dass Mattias schnurstracks auf
mich zueilte.
Schon kam mir das nächste Pärchen entgegen, das kichernd an
mir vorbeischlenderte. Hinter den beiden löste sich ein Schatten aus der
Dunkelheit, eine männliche Gestalt, die ohne Begleitung zu sein schien.
„Pia?“, hörte ich Mattias rufen.
„Das ist zwar so was von klischeehaft, aber in der Not ...“,
murmelte ich vor mich hin, nahm allen Mut zusammen und hielt den Mann am Arm
fest, als er im Begriff war, an mir vorbeizugehen. „Ich hoffe, Sie sprechen
Englisch, und verstehen Sie das jetzt bitte nicht falsch, aber es muss sein!“
Der Mann stutzte und wandte sich mir zu, doch in der
Dunkelheit konnte ich nicht viel von seinem Gesicht erkennen. Ich sah lediglich
seine
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