Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11
Geistern!“
„Den Geistern?“, fragte der Fahrer, und es klang eher
neugierig als skeptisch.
„Ja. Das sind vermutlich Leute, die bei einem
Schiffsuntergang ertrunken sind. Vor langer Zeit, aber wen auch immer sie
suchen, ich bin es nicht. Ich habe diesen Stein vor dem heutigen Tag noch nie
gesehen. Ich glaube, er war an einem Buch, das ich heute Nachmittag gekauft
habe; an einem Buch, nach dem eine Französin Ausschau gehalten hat.“
Der Fahrer bremste ab und fuhr auf den Parkplatz vor einer
Bank. „Wie heißen Sie?“
„Pia Thomason. Ich komme aus Seattle und bin mit einer
Reisegruppe hier.“
Mir stieg schon wieder die Röte ins Gesicht. Die
Vorstellung, wie verächtlich Kristoff mich zweifelsohne ansehen würde, wenn ich
erwähnte, um was für eine Reisegruppe es sich handelte, war mir unerträglich. „Ich
habe heute Nachmittag ein paar Bücher in einem Antiquariat gekauft, und das
Lesezeichen muss in einem davon versteckt gewesen sein, denn davor habe ich so
einen Stein wirklich noch nie gesehen!“ Ich erzählte rasch von der Begegnung
mit der Französin. „Das Lesezeichen gehört wahrscheinlich ihr.“
„Das Lesezeichen?“, fragte der Fahrer.
„Ja, es ist ein Lesezeichen, sehen Sie?“ Ich hielt das
Seidenband hoch und ließ den Stein baumeln.
„Ich kann Ihnen versichern, Pia, es ist kein Lesezeichen“,
entgegnete der Mann und lächelte mich im Rückspiegel an.
Unwillkürlich erwiderte ich das Lächeln, denn ich war ganz
bezaubert von der Wärme in seinem Blick. Seine Gesichtszüge waren weicher als
die seines Freundes, und um seine grünen, leicht schräg stehenden Augen
bildeten sich winzige Lachfältchen.
„Was auch immer es ist, es gehört auf jeden Fall nicht mir.
Ich hatte vor, nach der Frau zu suchen, der es vermutlich gehört, aber es sind
so viele Menschen in der Stadt unterwegs, dass ich sie wohl kaum finden werde.“
Er sah mich einen Moment lang an, bevor er sich Kristoff
zuwendete, der mich argwöhnisch betrachtete. „Vielleicht sagt sie die Wahrheit.“
„Das glaube ich nicht“, entgegnete Kristoff. „Sie hat
Geister gesehen.“
„Das liegt vermutlich an dem Stein, denn bevor ich ihn
hatte, habe ich noch nie so etwas Merkwürdiges gesehen. Gut, bis auf manche
Jungs am Strand, die meinen, sie könnten sich eine knappe Badehose erlauben,
aber das tut jetzt nichts zur Sache. Und nur zu Ihrer Information: Ich hasse
es, wenn man über mich redet, als wäre ich nicht anwesend - das hasse ich sogar
noch mehr als gegen meinen Willen in ein Auto verfrachtet zu werden! Sie haben
mich genau genommen entführt, und ich bin ziemlich sicher, dass Sie sich damit
auch in Island strafbar machen!“
Die beiden beachteten mich gar nicht.
„Sie ist vor dem Sakristan weggelaufen“, sagte der Nettere.
Kristoff kniff die Lippen zusammen. „Das ist alles nur Schau
gewesen, Alec, damit wir genau das denken, was du jetzt denkst.“
Aha, Alec! Der Zweite hatte also auch einen Namen.
„Aber ...“
„Wenn du nicht alles glauben würdest, was Frauen dir
erzählen, dann schaffen wir es vielleicht auch irgendwann, diesen Auftrag zu
erledigen“, sagte Kristoff und rieb sich die Brust.
Alec sah ihn zerknirscht an. Ich sann einen Moment darüber
nach, wie sehr mir sein Name gefiel, doch dann riss ich mich zusammen und
überlegte, wie ich aus dieser sonderbaren Geschichte - einer von vielen an
diesem Tag -
wieder herauskam.
„Hast du nicht gesagt, die Wunde ist verheilt? Wenn sie dir
immer noch zu schaffen macht. .“
„Sie ist schon lange verheilt, aber sie erinnert mich daran,
dass man sich auf nichts und niemanden verlassen sollte.“ Kristoffs Augen
leuchteten in der Dunkelheit, als er einen Blick in meine Richtung warf. „Es
heißt, das Blut einer Zorya kann jede Verletzung heilen.“
„Jetzt ist aber Schluss!“, sagte ich und hob beschwörend die
Hände. „Das geht eindeutig zu weit! Ich wurde beleidigt, provoziert, beinahe
von einer irren Sekte einer Gehirnwäsche unterzogen, gejagt, von zwei Geistern
um Hilfe gebeten, von einem dritten angemacht, von einem Mann zurückgewiesen
und schließlich entführt - und wenn jetzt auch noch von meinem Blut die Rede
ist, dann wird es höchste Zeit für mich, ins Bett zu gehen und so zu tun, als
wäre das alles nicht passiert. Wenn Sie mich also unbedingt irgendwohin bringen
wollen, dann fahren Sie bitte zum Hotel Andersson!“
Entschlossen, mich an die Fetzen zu klammern, die noch von
meinem Verstand übrig waren, lehnte ich mich
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