Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11
Schutz zu suchen. Ich hörte die
beiden Männer zwar rufen, aber ich erreichte ungehindert den Platz und seufzte
erleichtert, wenn auch mit einem gewissen Bedauern. „Zum zweiten Mal Glück
gehabt“, sagte ich zu mir und drängte durch die Menge in die Platzmitte.
„Madame! Madame, bitte warten Sie!“
Jemand zupfte mich von hinten am Ärmel, und ich warf einen
Blick über die Schulter. Die Französin, mit der ich am frühen Abend
zusammengestoßen war, quetschte sich zwischen den Leuten hindurch.
„Ich bin so froh, dass ich Sie gefunden habe! Ich muss mit
Ihnen sprechen. Es ist wichtig!“
Ich hätte vor Freude jauchzen können. „Geht mir genauso!
Aber vielleicht sollten wir von hier verschwinden. Man kann ja sein eigenes
Wort nicht verstehen!“
„Was?“
Ich beugte mich zu ihr vor und wiederholte meinen Vorschlag.
Sie nickte und zeigte auf das Cafe, in das ich die Geister geschickt hatte. Es
war immer noch geöffnet. Ich zögerte. Eigentlich wollte ich nicht im Freien
bleiben, wo Alec und Kristoff mich finden konnten, aber ich wollte auch nicht
den Geistern begegnen, weil ich ihnen immer noch nicht helfen konnte. Doch dann
kam ich zu dem Schluss, dass Letztere das kleinere Übel waren.
Als wir das Café betraten, sah ich Karl und Marta
aneinander-gekauert in einer Ecke sitzen. Sie standen sofort auf, als sie mich
erblickten, aber ich bedeutete ihnen mit erhobener Hand, dass sie bleiben
sollten, wo sie waren, und setzte mich an einen freien Tisch. Der Matrosengeist
war nirgends zu sehen.
„Kaffee?“, fragte ich die Französin, die einen Spiegel aus
der Tasche zog, sobald sie sich gesetzt hatte, und rasch einen prüfenden Blick
hineinwarf.
„Non. Wein!“
„Ihre Einstellung gefällt mir“, sagte ich lächelnd und bat
den Kellner, uns zwei Gläser Weißwein der Hausmarke zu bringen.
„Sie halten mich bestimmt für aufdringlich, aber ich
versichere Ihnen, es ist sehr wichtig, dass wir uns unterhalten.“
„Stellen Sie sich vor, ich habe auch schon nach Ihnen
Ausschau gehalten.“
„Tatsächlich?“ Sie nahm das Glas Wein, das der Kellner ihr
hinstellte und trank einen Schluck. „Aber Sie wissen nicht, warum ich Sie
gesucht habe, oder?“
„Oh, ich denke doch“, entgegnete ich und hielt lächelnd den
historischen Roman hoch. „Ein tanzendes Paar.“
Sie lehnte sich erleichtert zurück. „Sie haben es wirklich!
Ich dachte mir, dass Sie das sein mussten, als der Buchhändler sagte, eine
englische Dame mit lockigem blondem Haar habe es gerade gekauft.“
„Sie haben keine Ahnung, was für ein Theater ich wegen
diesem Ding hinter mir habe!“, sagte ich und gab ihr den Stein. „Und ich
glaube, Sie wissen nicht, auf was Sie sich da einlassen. Ich nehme an, Sie sind
die Zorya?“
Sie machte große Augen. „Sie gehören zur Bruderschaft?“
„Nein.“ Ich schüttelte den Kopf. „Aber ich habe hier ein
paar Leute kennengelernt, die sich diesem Kult verschrieben haben, und ich kann
Sie nur vor dem Verein warnen.“
„Warnen?“ Zu meiner Überraschung lachte sie. „Sie wollen
mich vor der Bruderschaft des Gesegneten Lichts warnen?“
„Das sind Ilargi, nicht wahr?“
Ihre Miene wurde ernst. „Nein, nein. Diesen Namen führen wir
seit einem Jahrtausend nicht mehr. Wir bevorzugen den Terminus Bruderschaft.“
„Wer sind denn dann diese Ilargi? Jedes Mal, wenn ich diesen
Namen erwähne, sehen mich die Leute misstrauisch oder ängstlich an.“
Sie spielte eine Weile mit dem Stiel ihres Weinglases und
wich meinem Blick aus. „Die Ilargi waren einst unsere Brüder. Ihnen war zwar
nicht das Licht zu eigen, aber sie erfüllten trotzdem einen Zweck. Doch sie
wurden korrumpiert und vertrieben, und jetzt gibt es nur noch eine Handvoll von
ihnen. Sie sind unrein und böse geworden, verstehen Sie? Sie fressen Seelen.“
„Das klingt ja furchtbar“, sagte ich und bekam eine
Gänsehaut auf den Armen.
„Kein Wunder, dass die Leute so merkwürdig reagieren, wenn
ihr Name fällt.“
„Wir versuchen, die restlichen Ilargi aufzuspüren, aber das
ist nicht einfach.
Sie sind raffiniert, wissen Sie? Und sie verstecken sich
unter den Menschen.
Aber die Bruderschaft ist stark, und so stellen sie keine
Bedrohung für uns dar.“
„Nun, ich habe von alldem keine Ahnung“, sagte ich langsam
und wählte meine Worte mit Bedacht, um die Frau nicht zu beleidigen. „Ich weiß
nur, dass die Leute, die ich heute Abend kennengelernt habe, mich offenbar mit
Ihnen verwechselt haben und ich einen
Weitere Kostenlose Bücher